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Hacksaw Ridge

Hacksaw Ridge

ANTIKRIEGSFILM: USA, 2016
Regie: Mel Gibson
Darsteller: Andrew Garfield, Vince Vaughn, Teresa Palmer, Hugo Weaving, Sam Worthington

STORY:

Desmond Hoss meldet sich als Freiwilliger zum Militär, weigerte sich aber, eine Waffe anzufassen. Seine Vorgesetzten wollen ihn aus der Armee ekeln, doch der strenggläubige Christ nimmt Schikanen und Prügel quasi als Gottes Prüfungen hin. Er erhält schließlich das Recht, als unbewaffneter Sanitäter an die Front zu gehen. Auf Okinawa rettet er 75 Menschen das Leben. Eine wahre Geschichte.

KRITIK:

Es muss in Hollywood ein ungeschriebenes Gesetz geben, wonach jeder große Regisseur einmal in seinem Leben einen großen Kriegsfilm drehen muss: Francis Ford Coppola: APOCALYPSE NOW, Terrence Malick: THE THIN RED LINE. Stanley Kubrick: FULL METAL JACKET. Brian de Palma: THE CASUALTIES OF WAR. Oliver Stone: PLATOON. Steven Spielberg: SAVING PRIVATE RYAN. Und Ben Stiller: TROPIC THUNDER. Okay, kleiner, deplatzierter Scherz, ich entschuldige mich gleich wieder. Das Thema ist ja jetzt nicht unbedingt wahnsinnig lustig.

Besser als Pia Reiser von FM4 kann man HACKSAW RIDGE nicht auf den Punkt bringen: Als hätten THE PASSION OF THE CHRIST und SAVING PRIVATE RYAN ein Kind gezeugt. HACKSAW RIDGE ist exakt der christlich-fundamentalistisch grundierte Propagandastreifen, wie ihn nur ein Mel Gibson drehen kann. Das ist keineswegs abwertend gemeint.

So wenig ich mit Religion im allgemeinen anfangen kann, so sehr es mir vor religiösem Fundamentalismus graust, vor allem wenn er die Politik unterwandert, so sehr schätze ich es, wenn Religiösität und meinetwegen auch Eiferertum in künstlerische, filmische Bahnen gelenkt wird. Nicht wenige der besten und essentiellsten Filme aller Zeiten wurden von bekennend gläubigen Regisseuren gedreht. Filme, die mit alttestamentarischer Wucht um Schuld, Sühne und Erlösung kreisen, die klassischen Kino- (und Katholizismus-)Themen eben. Fragen Sie Martin Scorsese, fragen Sie Abel Ferrara, fragen Sie Paul Schrader. Aber ich schweife ab.

Ich nehme an, dass Mel Gibson und sein Drehbuchautor Robert Schenkkan ordentlich recherchiert haben die zeitgeschichtlichen Beobachtungen des Films authentisch sind. Nach dem Schock von Pearl Harbour war der moralische Druck, sich freiwillig zur Armee zu melden und seinem Land zu dienen, gewaltig. So gewaltig, dass manche Männer, die wegen körperlicher Untauglichkeit abgewiesen wurden, sich aus Verzweiflung das Leben nahmen. Unvorstellbar für uns Westeuropäer, die wir in der längsten Friedensphase der Menschheitsgeschichte leben. Aber erzähl das mal den rechten Populisten und Putin-Fans, die das Friedensprojekt EU von innen her zerstören wollen. Und wieder schweife ich ab. Aber man merkt vielleicht, dass HACKSAW RIDGE meine grauen Zellen assoziationstechnisch in alle möglichen Richtungen antreibt.

HACKSAW RIDGE ist ein Propagandafilm. Ein Anti-Kriegs-Propagandafilm. Er meint das sechste Gebot "DU SOLLST NICHT TÖTEN" ernst. Todernst, ist man beinahe gewillt zu sagen, angesichts der unfassbar brutalen Infernos, das sich da auf der Leinwand abspielt. Mel Gibsons filmhistorisches Verdienst ist es wohl, das Splatter-Kino in den Mainstream getragen zu haben. BRAVEHEART, THE PASSION OF THE CHRIST, APOCALYPTO, das waren Blut- und Beuschel-Opern fürs Multiplex. Und auch in HACKSAW RIDGE spritzt das Blut, platzen die Köpfe, nagen Ratten an Toten, quellen Gedärme aus offenen Bäuchen und klaffen Fleischwunden, wo einmal Gließmaßen waren. Man will das eigentlich gar nicht so genau sehen - und das sag ich bitteschön als Splatter-Veteran - aber dank der meisterlichen Inszenierung kann man den Blick nicht abwenden.

Gibson knallt ein brachiales, akut reizüberflutendes Schlachtengemälde auf die Leinwand, das einen durchschüttelt und wie ferngesteuert aus dem Kinosaal taumeln lässt. Wohl exakt die Wirkung, die Gibson erzielen wollte.

In meiner Bundesheer-Zeit wurde SAVING PRIVATE RYAN auf Video gezeigt, als Teil der Ausbildung. Der Kommandant, der aus diversen UNO-Einsätzen auch Kampferfahrung mitgebracht hatte, war der Meinung, dass es keinen Film gäbe, der einen Krieg realistischer darstellen würde. Ich bin überzeugt davon, dass man das in wenigen Jahren über HACKSAW RIDGE sagen wird.

PS: Weil sich manche Rezensenten an der ständigen Titulierung der Japaner als "Bestien" stoßen. Lesen Sie mal in Wikipedia den Eintrag "Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg", besonders die Abschnitte "Menschenversuche", "Trostfrauen" und "Kannibalismus". Mahlzeit.

Hacksaw Ridge Bild 1
Hacksaw Ridge Bild 2
Hacksaw Ridge Bild 3
Hacksaw Ridge Bild 4
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Hacksaw Ridge Bild 7
FAZIT:

Jetzt hat auch Mel Gibson seinen Kriegsfilm. Er ist - wie sein Schöpfer - absolut irre und absolut großartig.

WERTUNG: 9 von 10 Schuss Morphium
Dein Kommentar >>
Tobias | 29.05.2017 00:17
imdb User-Rezension:
"There were also several grenades having the pins pulled with teeth and lightly flicking them away. (FYI, if you try to do this in real life you will crack your teeth off)"

imdb.com/title/tt2119532/reviews?filter=hate

Ich kann dem Film auch nichts abgewinnen...
Vince Vaughn in allen Ehren (True Detective), hier jedoch absolut unglaubwürdig
>> antworten
Tuvok | 12.03.2017 08:25
Wenn Mel Gibson Filme macht bin ich immer gleich der Erste der sich den Film ansieht, so auch dieses Mal. Nur 7 Wochen nach Start sah ich mir den Film an, 131 Minuten, hat er mit sicher an die 50 ? 70 Millionen US $ einen 175 Millionen US $ weltweit Start hingelegt ? was heißt das? Dass Desmond Dos ja gelebt hat, viele sagen er hat 50 manche fast 100 Leute gerettet, man einigte sich auf 75, er weiß es selber nicht, Fakt ist, wie viel Kraft GOTT einem gibt, egal ob es um eine schwierige Entscheidung geht oder um eine Schwierige Lebensweise, GOTT ist immer da, Gelobt sei der Herr, aber ich bin jetzt kein Freak oder so, ich bin selber Gast bei den Adventisten sehr lange und ich schätze die Leute sehr, die Lehre sehr und so genau und gut ist keine Lehre dieser Welt, aber das soll nicht mein Aufsatzthema heute sein.

Von den 59 Drehtagen haben 19 Tage die Schuss Szenen gedauert, ja bis das im Kasten war? Als Dorothy im Film ihrem Freund das Lesezeichen gab, war es im 1. SAMUEL 17, wo David den Goliath erschlagen hat, vielleicht auch eine kleine Anspielung auf die folgenden Ereignisse aber nur so nebenbei.

Ein Film über eine ganz schwierige Entscheidung, und was toll war, in dem Film waren selber einige 7 Tags Adventisten zu Beratung gezogen und auch einige vom Team waren welche oder sind noch welche aber auch das soll nicht wichtig sein, sondern ganz allein, Desmond Dos der gelebt hat und der das alles durchgemacht hat.

Klar dass er für 6 Oscars nominiert wurde, 44 Preise hat er gewonnen für weitere 75 Preise wurde er nominiert und ich hoffe dass er Bester Film und Beste Regie des Jahres gewinnt.

Was sagen die wahren Ereignisse? Gedreht wurde übrigens in Australien. Die Soldaten erhalten den Befehl die Klippe Hacksaw einzunehmen. Dabei treffen sie auf die Überreste der 96. Einheit, die sie ablösen sollen. Einige dieser Männer werden unter der Leitung Lieutenants Manville Glover unterstellt. Darunter auch der erfahrene Sanitäter Irv Scheckter, der Desmond helfen soll. Dieser rät ihm daraufhin alle Rote-Kreuz-Abzeichen abzunehmen, da die Japaner zunächst auf die Sanitäter schießen würden. Die Gruppe steht nun vor einer hohen Klippe und ein Dreadnought beginnt die Oberfläche der Klippe zu bombardieren, sodass die Soldaten die hohe Strickleiter hinaufklettern können.

Für den Dreh vom Film haben die 80 Bäume fällen müssen aber die haben versprochen die Bäume wieder anzupflanzen na ob das geht? Ich muss sagen übrigens von allen Schlachtfilmen ist dieser Film mit der Schlacht zur Einnahme vom Hügel am eindrucksvollsten und schlägt alles andere und ich muss sagen das ist so gut gefilmt dass es eben nicht den Selbstzweck verfolgt, sondern die ganzen Fleischteile die herumfliegen zeigen nur was vom Krieg und von der Situation und das war meiner Meinung nach richtig gut gewählt, dazu die herrlich echten Farben nicht so überrealistisch und grauslich wie ?The Revenant? der auch nicht leicht erträglich war, aber dieser hier, ich muss sagen, das ist starker Tobak.

Um was geht es eigentlich?

DESMOND DOSS (Andrew Garfield) wächst im ländlichen Virginia auf und leidet unter der Unberechenbarkeit seines Vaters TOM (Hugo Weaving), einem Kriegsveteranen und Trinker. Doch die Liebe seiner fürsorglichen Mutter Bertha (Rachel Griffiths) und das familiäre Band zu seinem Bruder HAL (Nathaniel Buzolic) geben ihm Kraft. Desmond ist überzeugter Christ, der das Prinzip, anderen Menschen keine Gewalt anzutun, nicht einmal im äußersten Notfall brechen würde. Zugleich ist der junge Mann aber auch ein leidenschaftlicher Patriot, der seinem Vaterland im Zweiten Weltkrieg unbedingt dienen will ? nur eben ohne Waffe im Anschlag. Bei seinen Vorgesetzen während der Grundausbildung stößt seine Einstellung zunächst auf harsche Ablehnung: Captain CLOVER (Sam Worthington) und Sergeant HOWELL (Vince Vaughn) verzweifeln fast an DOSS? Starrsinn, sich nicht mit Waffengewalt verteidigen, aber trotzdem in den Krieg ziehen zu wollen. Allen Widerständen zum Trotz erstreitet sich Doss seinen Platz an der Kriegsfront und erlebt im Pazifikkrieg im Frühling 1945 in Japan auf der Insel Okinawa einen wahren Höllensturm, als die US-Armee das Gebiet um die mehr als 100 Meter hohe Steilwand von Maeda (die titelgebende Hacksaw Ridge) unter dem Sperrfeuer der Japaner zu erobern versucht?

Der Film der schonungslos den Krieg zeigt hat eine meisterhafte Inszenierung finde ich. Was mich erinnert hat bei dem Film, die Ausbildungsszene die ich schon mal in einem Antikriegsfilm gesehen habe, ?Full Metall Jackett? ich glaube aber in jedem Jahr ist das Militär oder die Marines in Amerika ein teils mit Menschenverachtung gespicktes Stück Ausbildung, und das dürfte wohl nötig sein oder nicht?

Was vielleicht nicht so unbedingt das von jedem ist, die Ausbildung die Love-Story das ist irgendwie nicht so ganz das wahre, aber ich weiß nicht, ja das ist halt so, und wenn man sich denkt das hat der Typ ja wirklich erlebt?

Was mir am Film sehr gut gefallen hat ist wie Andrew Garfield der Figur Leben einhaucht man kann so richtig spüren he das ist Desmond in Wirklichkeit, was mir gefehlt hat ist das große Epos aber das ist eben halt nur ein Kriegsfilm kein was weiß ich Film. Arg irgendwie dass der Vater von Desmond ein Trinker war und ich muss sagen das Hugo Weaving den auch Recht nett spielt, nur hat mir ein bisschen an der Vorgeschichte gefehlt, sicher nörgele ich jetzt rum bei einfachen Dingen aber ich muß halt etwas Authentisch bleiben, der Film ist gut das auf alle Fälle, aber irgendwas fehlt mir und zwar die durchgehende Spannung und dass ein bisschen Pathos wegfällt was dem Film keinen Abbruch tut, er ist einfach super.

Was mich am Film auch gewundert hat, wieso muss ein Christ wie Desmond jetzt wirklich zum Militär? Das ist für mich nicht schlüssig gewesen. Was am Film übrigens ein bisschen zu viel war vielleicht die Szenen, die sind schon wirklich was für harte Mägen aber ich muss sagen sie sind nicht zum Selbstzweck gedreht.

Ach ja, der wahre Desmond ist 1919 geboren und 2006 ist er gestorben. Zum Schluss war er als Corporal in einer Sanitätseinheit der 77 th Infantry tätig.

Nachdem er den Dienst bei der Armee aufgegeben hat, 1946 war das, hatte er TBC und mußte eigentlich Jahre verbringen wieder gesund u werden und dann hat er noch 1976 das Gehör verloren als Spätfolge. Ein Lungenflügel und einige Rippen wurden wegoperiert, immer an seiner Seite, seine Frau Dorothy Pauline.

1959 gab es eine TV-Serie über sein Thema oder eine Sendung oder so und da wurde seine Geschichte bekannt, er ist ja ein sehr schweigsamer Kerl gewesen sehr auf GOTT vertraut, und hat nie was von sich erzählt was ihn im Ruhm dastehen ließ, er hat immer den Ruhm dem Schöpfer gegeben, einfach ein wunderbar stark glaubender Mann.

1991 starb seine Frau, 1993 hat er erneut geheiratet und seine Frau Frances May Duman hat 1998 ein Buch über sein Leben geschrieben. Jedenfalls wurde mit allen militärischen Ehren auf dem Chattanooga National Cemetery in Tennessee begraben.

Jedenfalls damals hatte man die Schlacht um Okinawa begonnen, ja war blöd. Sie begann am 1. April 1945 mit der amerikanischen Invasion der japanischen Insel Okinawa, und endete am 30. Juni 1945. Und er wurde wie gesagt später operiert und wurde dann auch taub und ich muss sagen ,wenn ein Mensch so was erlebt, und noch dazu nett und freundlich bleibt, keine psychischen Schäden davonträgt, dann kann man echt nur sagen da ist GOTT 100 % ig am Wirken.

Der Film wie gesagt ist sehr gut gemacht, die Schauspieler alle rundherum sind gut aber nicht perfekt weil die Rollen nicht so viel hergeben und sie sind authentisch das ist gut, aber durch die starke Leinwandpräsenz von Andrew Garfield, knicken die anderen Leute ein. Nein wirklich ein toller Kerl, ein toller Film toll gefilmt und gemacht, ein Lob an Mel Gibson auch so die Spannung oft aufrechtzuerhalten, ich finde den Films ehr gut und er ist einer meiner Lieblingsfilme seit langem darum einfach 94 von 100 Punkten.
>> antworten
Rainer Winkler | 01.02.2017 22:55
"...dass es keinen Film gäbe, der einen Krieg realistischer darstellen würde. Ich bin überzeugt davon, dass man das in wenigen Jahren über HACKSAW RIDGE sagen wird."

Einen halben Leichentorso als Schutzschild benutzen und einen schwer verwundeten Captain hinter sich herziehen während dieser in Arcade-Action-Manier anrennende Japaner abknallt... Ja nee, is klar. Don't believe the hype.
Harald | 02.02.2017 08:16
Schon wahr, der Showdown lässt den Realismus hinter sich. War bei RYAN auch so. Aber der erste Feindkontakt auf dem Kamm ist - so glaube ich zumindest - verdammt echt.
Meddl Loide | 02.02.2017 11:18
Natürlich auch alles in Zeitlupe am besten. Von Handgranatentennis kriegt man schließlich nie genug.
>> antworten