ACTION/THRILLER: USA, 2010
Regie: Paul Greengrass
Darsteller: Matt Damon, Brendan Gleeson, Greg Kinnear, Khalid Abdalla
Soldat Miller (Matt Damon) ist fuchsteufelswild: Schon zum dritten Mal hat seine Einheit ein angebliches Versteck von Saddam Husseins ominösen Massenvernichtungswaffen durchsucht - und nichts gefunden außer zehn Jahre alter Taubenscheiße. Miller tut, was ein braver Soldat tunlichst unterlassen sollte: Er beginnt, an seiner Mission zu zweifeln, dumme Fragen zu stellen und auf eigene Faust zu handeln
KRITIK:Jason Bourne goes Iraq: In seiner dritten Kooperation mit dem Wackelkamera-Virtuosen Paul Greengrass hetzt Matt Damon als Soldat in voller Kampfmontur durch die Straßenschluchten Bagdads. GREEN ZONE - der Titel meint die hermetisch abgeschirmte Hochsicherheitszone im Herzen Bagdads, wo sich die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger am Pool sonnen, während einen Kilometer außerhalb die Maschinengewehre rattern - spielt zu Beginn der Irak-Invasion 2003.
Vor der filmreifen Kulisse eines Flugzeugträgers erklärt der damalige Präsident George W. Bush: "Mission accomplished. Die Kampfhandlungen sind beendet". Wie schwer man sich damals geirrt hat, weiß die Zeitgeschichte.
Paul Greengrass ist - entgegen anders lautenden Gerüchten - nicht bedingungslos dem linksliberalen Hollywood-Lager zuzuordnen. Laut Information der deutschen taz habe er den Irakfeldzug anfangs "zähneknirschend", aber doch befürwortet. Erst aus Wut über die frei erfundenen Kriegsgründe - Saddams Massenvernichtungswaffen ("WMD") wurden bekanntlich nie gefunden, die diesbezüglichen Geheimdienst-Informationen entpuppen sich als plumpe Fälschungen - wechselte der Regisseur ins Lager der Kriegsgegner.
Und diese Wut ist dem Film deutlich anzumerken. Gut so.
Anders als Kathryn Bigelow, die sich in THE HURT LOCKER jeglichen politischen Kommentars enthält, bezieht Paul Greengrass explizit Stellung: Ganz im Stil des Paranoia-Kinos der Seventies ist der Feind in den eigenen Reihen zu finden. Der kleine Soldat und Befehlsempfänger Miller stolpert dabei in eine Verschwörung, deren Dimensionen er nicht ansatzweise abschätzen kann.
Die politisch durchaus brisante Geschichte über hochrangige Mitglieder der Baath-Partei, die nach Saddams Flucht den Amerikanern vergeblich ihre Kooperation angeboten hatten, bietet natürlich reichlich Gelegenheiten für Feuergefechte und Verfolgungsjagden, die Greengrass mit seiner patentieren Wackelkamera-Ästhetik ausreizt bis zum Geht nicht mehr.
Doch bei bei aller Dynamik und Action, jawohl: Action!! bleibt das Geschehen stets überschaubar.
Wo so mancher Action-Regisseur - wir wollen jetzt keine Namen nennen, gell, Mr. Bay - mit verwackeltem Handkamera-Einsatz und nervösem Schnitt-Stakkato bloß mangelndes visuelles Gespür kaschieren will, bleibt Greengrass stets Herr der Lage. Die Beschleunigung macht hier, wie schon in den BOURNE-Filmen, wirklich Sinn und betont die unmittelbare Stimmung von allgegenwärtiger Gefahr und Bedrohung.
Auch die Set-Designer haben hervorragende Arbeit geleistet: Die Bauten und Außenaufnahmen sehen in keinster Weise nach Computer-Effekten aus, sondern wirken wie aus den Nachrichtenbildern übernommen: Hyper-Realismus rules.
Fassen wir also zusammen: THE GREEN ZONE ist das rare Beispiel eines ebenso stilsicheren, inhaltlich komplexen wie subversiven Actionreißers, der das Publikum auch ein bissl fordert, anstatt es für blöd zu halten. So soll es sein.