HORROR: Kanada, 2011
Regie: The Vicious Brothers
Darsteller: Sean Rogerson, Juan Riedinger, Ashleigh Gryzko, Merwin Mondesir
Für Episode 6 der Reality-Dokusoap-Reihe Grave Encounters entert Moderator Lance Preston samt Team und Wackelkamera eine als verflucht geltende Irrenanstalt. Zurück blieb lediglich die Wackelkamera; to tell the tale...
Einmal mehr machen sich auf authentisch getrimmte TV-Geisterjäger im Reality-Doku-Style auf in ein heimgesuchtes Haus.
Freilich ist dieser Erzählstil nach dem BLAIR WITCH PROJECT und den gefühlt tausend Epigonen mit PARANORMAL im Titel heuer so neu wie ein schnurloses Telefon. Und da das Kamerateam in GRAVE ENCOUNTERS in einem stillgelegten Irrenhaus dreht, gilt selbiges auch für das Ambiente. Denn wir alle haben unser HOUSE ON HAUNTED HILL schon vor Jahren gelernt.
Die deutsche Synchronisation habe ich genau zwei Sätze lang ausgehalten, dann habe ich flugs Reißaus in Richtung des sehr viel erträglicheren Originaltons genommen. Man spricht übrigens Englisch, denn GRAVE ENCOUNTERS ist eine weitere für offensichtlich kleines Geld realisierte BLAIR WITCH PROJECT-Improvisation, diesmal aus Kanada.
Man gibt sich allerdings weitaus zeigefreudiger als das Original und überlässt den ganzen Schrecken nicht dem Off, bzw. der Phantasie des Zuschauers; wie geschehen bei der ollen BLAIR-Hexe. Während beim PROJECT mit das Garstigste diese unglaubliche Ladung Rotz gewesen ist, die in einer Szene mit der Naturgewalt der Niagarafälle Heather Donahues Nasenlöcher verlässt, deibeln die Schreckgestalten und Poltergeister in GRAVE ENCOUNTERS recht graphisch durch die heruntergekommenen Klapsmühlenhallen.
Sie lassen sich für ihren Auftritt zwar über die Hälfte des Films Zeit, aber dann geben sie spuktechnisch derart Vollgas, dass bei dem zuvor noch abgebrühten und ungläubigen TV-Team bis zum Abspann nur noch Heulen und Zähneklappern herrscht. Was angesichts der dann endlos aus den Boxen gellenden Schreien und der sich nun ständig im Fluchtmodus befindlichen Wackelkamera dann doch etwas an den Nerven des Zuschauers sägt.
Doch im Gegensatz zu so manch anderen Kollegen aus der überstrapazierten Found Footage-Ecke mit Poltergeistern, punktet GRAVE ENCOUNTERS wenigstens mit ein paar netten Schockeffekten, einer gelungenen Atmosphäre und zumindest anfänglich noch mit einigen augenzwinkernden Einlagen.
Zu den letztgenannten gehört sicherlich "Please manipulate my hair, too!" jene zwerchfellerschütternde Bitte, die der Moderator nach einem ersten paranormalen Übergriff an die Adresse der zu diesem Zeitpunkt noch unsichtbaren Geister richtet. In diesen Momenten scheint sich GRAVE ENCOUNTERS fast schon zur Persiflage auf das eigene Mockumentary-Genre erheben zu wollen. Doch diesen Kurs hält man nicht konsequent bei; ja korrigiert ihn in der humor- und ironiefreien zweiten Filmhälfte sogar vollends. Dann werden die GRAVE ENCOUNTERS zwar deadly serious, aber auch etwas weniger unterhaltsam.
Dennoch: Wer sich noch nicht den Wolf an all den BLAIR WITCH PROJECTS und PARANORMAL ACTIVITIES gesehen hat, wird auch mit GRAVE ENCOUNTERS glücklich werden. Und darf sich freuen: Teil 2 ist schon abgedreht.
Ohne neuen Ideen, aber mit einigen netten Schockeffekten und gelungener Atmosphäre poltern die Geister in einem heimgesuchten Irrenhaus vor dem verwackelten Kameraauge eines Reality TV-Teams...- All diejenigen, die noch nicht eine paranormale Überdosis an BLAIR WITCH PROJECT & Konsorten erlitten haben, werden auch an den GRAVE ENCOUNTERS ihre Freude haben. Alle anderen können sich das Geld sparen und gucken lieber nochmal TROLL HUNTER oder PARANORMAL INVESTIGATION.