TRASH: HK, 1986
Regie: Joseph Lai
Darsteller: Donald Owen, Queenie Yang, Richard Harrison, Morena Lee, Li Mu-Chen
Laut Best Entertainment geht es hierum:
"Max, Herr der Golden Ninja, hat einen scheinbar ungefährlichen Auftrag übernommen: Die unermeßlich wertvolle Statue der Golden Ninja soll nach China gebracht werden. Schon bald müssen Max und seine Ninja-Krieger feststellen, daß seine Todfeinde, die Red Ninja, auf seiner Spur" (sic!)
Worum geht's wirklich? Ich glaube um das hier:
Ein Verbecher-Syndikat tötet den Vater von Sherri Lee. Die reist nach Hong Kong um Rache zu nehmen. Dafür befreit sie Nutten aus einem Bordell, stört beim Heroindealen, wird vergewaltigt und verkloppt hässliche und unfähige HK-Chinesen. Ergibt auch keinen Sinn, aber wer würde das schon ernstlich erwarten? Eben...
Da kann man doch mal sehen, wie weit Joseph Lai und sein Haus und Hof-Regisseur Godfrey Ho mich, als alten Freund (un)gepflegter Ninja-Unterhaltung, schon gebracht haben. Da hat Joseph Lai tatsächlich mal einen Film komplett neu gedreht und was mach ich? Ich überlege die ganze Zeit, wie gut die neu gedrehten Ninjaszenen mit denen aus dem asiatischen Quellmaterial harmonieren. Und später interagiert auch noch Langnasen-Ninja Donald Owen direkt mit Sherri Lee - im Sinne von: sie sind wirklich in derselben Einstellung zu sehen. Da habe ich darüber nachgedacht, ob Lai tatsächlich Kohle rausgehauen hatte, um Queenie Yang für seinen Filmbastard zu engagieren oder ob es sich um ein Double handelt.
Aber, wie bereits geschrieben, besteht GOLDEN NINJA WARRIOR fast ausschließlich aus neu gedrehten Szenen. Fast, weil die Introsequenz mit Richard Harris im schnieken Flecktarn-Ninjadress eine Wiederverwurstung ist und die Szenen eigentlich aus NINJA TERMINATOR stammen müssten. Das ist dann mehr oder minder auch das einzige Mal, dass die goldene Statue – der Golden Ninja Warrior – erwähnt wird. Alle anderen Szenen hat Lai extra gedreht, weswegen sich die Figuren eben über den Weg laufen können und in denselben Sets agieren.
Das wirklich faszinierende ist jedoch, wie absolut talentbefreit Joseph Lai als Regisseur eigentlich ist. Obwohl er nicht auf irgendein schon gedrehtes Ausgangsmaterial zurückgreifen und eine Geschichte drum herum zimmern musste, damit die Ninjaszenen irgendwie reinpassen, ergibt GOLDEN NINJA WARRIOR nicht mehr Sinn als DER TODESKAMPF DER NINJA und Konsorten. Die Geschichte ist die reinste 08/15-Plotte wie man sie schon drölfzigtausend Mal gesehen hat und schafft es mehr schlecht als recht die zahlreichen Ninjakämpfe zu verbinden.
Zumal das alles nix, aber auch gar nix mit der verdammten Statue zu tun hat und mit goldenen Ninja schon mal gar nicht. Die sind nämlich alle schwarz - also angezogen. Und eigentlich sind's auch nur zwei, nämlich Sherri Lee und Pornobalkenfresse Donald Owen. Ihre Gegner hingegen sind wirklich rote Ninja, aber eigentlich sind das gar nicht deren Feinde. Denn Sherri Lee rächt ja den Tod an ihrem Vater und den rächt sie an Geschäftsmann… keine Ahnung wie der Fatzke heißt, spielt aber auch keine große Rolle. Der ruft jedenfalls die Organisation der roten Ninja zu Hilfe. Und die helfen, weil Sherri ihnen einen Heroindeal versaut hat. Hätte man nicht an der Stelle wenigstens die verdammte goldene Statue einbauen können? Nee, stattdessen geht's um Rauschgift.
Völlig unpassend, und in einem richtigen Film vielleicht sogar ein Schlag in die Magengrube, ist die Vergewaltigung von Sherrie Lee - auf der Qualitäts-DVD von Best Entertainment natürlich geschnitten und nur angedeutet. Immerhin ist sie die Heldin in GOLDEN NINJA WARRIOR und schlägt sich wacker durch allerlei Verbrecherhorden und plötzlich wird sie von einem ekligen Fettsack vergewaltigt. Da schimmert die latente Frauenverachtung durch, die vielen dieser schmierigen Asia-Klopper anhängt, Joseph Lais Gesamtwerk bildet da keine Ausnahme. Überhaupt ist dieser Lai-Film ziemlich sleazig geraten. Es gibt jede Menge nackte Weiber, Typen und einiges Rumgebumse. Leider eiern so ziemlich die hässlichsten Möchtegern-Actricen Hong Kongs durch diesen Film, weswegen nichts davon wirklich ansprechend ist. Lediglich Queenie Yang ist gar nicht mal ganz so hässlich.
Dafür hat sie von Kampfkunst so viel Ahnung wie Joseph Lai vom Regieführen... oder Kampchoreographie. Die Kämpfe sind so schäbig, dass es mich nicht wundern würde, wenn Lai nicht irgendwelche Leute die gerade 5 Minuten Zeit hatten, quasi von der Straße weg, für die Kampfszenen als Statisten angeheuert hat. Dermaßen einstudiert und unter größter Müh und Not halbherzig wieder abgerufen, sowas sieht man normalerweise nicht einmal in Schulaufführungen in der Grundschule.
Dazu kommt, dass Lai als Regisseur noch untauglicher ist als sein Spezi Godfrey Ho. So laufen zum einen einige der Kämpfe in doppelter Geschwindigkeit ab, was nicht dafür sorgt, dass die Kämpfe dynamisch aussehen, sondern dass sie einfach scheiße aussehen. Darüber hinaus wechseln die Recken munter zwischen Straßenkleidung und Ninjakluft hin und her - zum Teil ist es überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen, wer jetzt was tut. In einer Szene zum Beispiel rennt Sherri Lee einen Gang entlang, plötzlich biegt sie als Ninja um die Ecke und an der nächsten Ecke ist es wieder Sherri Lee in Zivil. So richtig fassungslos macht aber vor allem auch der Kampf in dem die Gegner wechseln - während des Kampfs. Und zwar jedes Mal, wenn Sherri Lee sich in einen Ninja verwandelt. Lai dieser knausrige Nichtskönner hat nicht mal dieselben Stuntmen in denselben Klamotten engagiert um die Ninjaszenen dazu zu drehen - so viel Dreistigkeit verdient eigentlich schon einen Ehrenoscar.
In diesem Sinne: "Wo hast du dein Kung Fu gelernt?“ – „Kung was?“
GOLDEN NINJA WARRIOR ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass die Filme aus Joseph Lais Filmschmiede nicht scheißig sind, weil sie aus anderen Filmen zusammengeschnitten sind. Sondern ganz einfach deshalb, weil Lai und seine Schergen talentbefreite Vollhorste sind, die vom Filmemachen nix verstehen. Aber das ist ja das Schöne daran - denn je scheißiger die Filme von Lai und Ho und ihren Kumpanen sind, desto unterhaltsamer sind sie in der Regel. Und GOLDEN NINJA WARRIOR ist schon ziemlich scheißig - im absolut positiven Sinn. Als Reminiszenz an sein Gesamtwerk ist die gesamte Introsequenz dreist aus dem eigenen Filmfundus geklaut, danach gibt's die typische Schwachfug-Plotte nach Schema F. Krasses Ninja-Zeugs – wie Teleportieren mit Rauchbomben, Teleportieren ohne Rauchbomben, gedankengelenkte Wurfmesser, richtig hohe Sprünge und Shuriken. Der Golden Ninja Warrior taucht im Film nicht mehr auf und die ganze Chose ist dermaßen dilettantisch zusammengeschnitten, dass es eine wahre Freude ist.
Alles in allem ist GOLDEN NINJA WARRIOR gewiss nicht der Ninja-Über-Film, aber bei 80 Minuten Spielzeit äußerst flott und unterhaltsamer Ninja-Schwurbel der besseren Art.