EPOCHALE MONSTERSHOW: USA, 2013
Regie: Gareth Edwards
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Ken Watanabe, Sally Hawkins, Juliette Binoche, Bryan Cranston
Die seismischen Messwerte spielen verrückt, doch der amerikanische Wissenschaftler will nicht den "hysterischen Amerikaner" raushängen lassen. Bald darauf rumpelt es lautstark in den Maschinenräumen und Kommandoplattformen des japanischen Atomkraftwerks. Seine Frau stirbt im radioaktiven Dampf, bevor der Meiler spektakulär in sich zusammenstürzt.
15 Jahre später kehrt Joe Brody in die Quarantänezone zurück. Seine Ahnung, dass der wahre Grund der Katastrophe vertuscht wurde, stellt sich als durchaus begründet heraus ...
... denn auf dem Gelände des Atomkraftwerks hat sich eine monströse Kreatur eingenistet, die sich von Radioaktivität ernährt und mächtig Hunger hat ..
Man kann ja alles dramatisieren und in jeder Zimmerecke Propaganda und Verschwörung orten. Der deutsche Feuilleton ist offenkundig der Ansicht, Godzillas wahre Mission wäre es, die amerikanische Öffentlichkeit auf einen bevorstehenden militärischen Konflikt mit Asien einzustimmen. Hände weg von meiner Paranoia, sage ich dazu nur.
Ich hab mich jedenfalls wie ein kleines Kind auf den Kinobesuch gefreut. Und es gibt wohl kaum einen Film in den letzten Jahren, bei dem Riesenleinwand, IMAX-3D und Donnersound dermaßen Pflicht ist wie hier. Gott ist eine Echse aus Japan. Und sie ist gewaltig. Nicht nur in der Totalen sprengt Godzilla - Trottel-Microsoft Word, warum kennst du diesen Namen nicht?? - förmlich die Leinwand.
Dieses Monster beherrscht einfach die große Kunst des effektvollen Auftritts. Am Anfang erkennt man sein Zacken-Profil auf alten Schwarz-Weiß-Fotos, später ragt die mächtige Schwanzflosse phallusartig aus dem Wasser. Elegant entsteigt Godzilla vor der Golden Gate Bridge den Fluten des Pazifiks, graziös entschwindet zwischen den Wolkenkratzern und taucht wieder aus einer Rauchwolke hervor.
Nach seinem Erfolg mit dem Low Budget-Film MONSTERS, der ungefähr so viel gekostet haben dürfte wie ein größeres Lunchpaket am Set von Godzilla, konnte Regisseur Gareth Edwards dem Ruf Hollywoods nicht lange wiederstehen. Und siehe dar: Was im ganz Kleinen funktioniert, funktioniert auch im ganz Großen: Spektakulär ist noch eine Untertreibung für das wahnwitzige Effekte-Feuerwerk, das Edwards hier vor den aufgerissenen Augen und offenen Mündern der Kinozuseher abfackelt.
Das ist kein Monsterfilm mehr, das ist keine selbstzweckhafte Zerstörungsorgie - obwohl ... ;-) - das ist ein existentielles Duell von mythischen Monstern, die längst zum Pop-Weltkulturerbe zählen. Godzilla vs. Kaiju oder Mutos, wie die possierlichen Viecherln heißen, die genüsslich von Atom-U-Booten abbeißen wie unsereins von einem Mars-Riegel.
Okay, es stimmt schon, die Story hat etwas Patchwork-haftes, Zusammengeflicktes; die Dialoge erinnern bisweilen an Katastrophenfilm-Stehsätze, die Besetzung der Hauptrolle mit dem charismabefreiten Mimikverweigerer Aaron Taylor-Johnson war nicht unbedingt eine geniale Blitzidee, und der Erzählfluss wird von den Monster-Auftritten in Grund und Boden getrampelt.
Aber genau dieses In-Grund-und-Boden-getrampelt-werden macht diesen Film so verdammt großartig. Ein schöneres Geburtstagsfest als diesen überlebensgroßen Donner-Film kann sich Godzilla zum 60er nimmer wünschen.
Gott ist eine Echse aus Japan. Und sie ist gewaltig. Wer den Film nicht auf einer Riesenleinwand, idealerweise in IMAX-fuckin'-3-D gesehen hat, hat ihn nicht gesehen.