OT: The Chumscrubber
DRAMA/KOMÖDIE: USA/D, 2005
Regie: Arie Posin
Darsteller: Jamie Bell, Camilla Belle, Ralph Fiennes, Glenn Close, Carrie-Anne Moss
Lässt sich Glück kaufen? Vielleicht in Form von bunten kleinen Pillen? Das jedenfalls glauben die Bewohner von Hillside, einer x-beliebigen "idyllischen" Vorstadt der amerikanischen Westküste. Als der Drogendealer Troy Selbstmord begeht, gerät die ach so heile Welt Hillsides plötzlich ins Wanken. Troys ehemalige Mitschüler haben es auf dessen geheimes Vorratslager abgesehen und setzen seinen besten Freund Dean (Jamie Bell) unter Druck. Als sich dieser weigert zu kooperieren, versuchen sie Deans kleinen Bruder zu entführen. Was sie nicht wissen: sie haben den falschen Jungen erwischt.
KRITIK:Amerikanische Vorstädte dienen spätestens seit American Beauty und Desperate Housewifes als bevorzugter Schauplatz bitterböser Satiren. Willkommen in der zum Leben erweckten Werbewelt, dem Ideal des biederen American Way of Life, in dem Jedermann freundlich lächelt und seinem Nachbarn Kuchen bringt!
Doch die Mauern der gleichförmigen, gepflegten Häuschen mit ihren dazupassenden Vorgärten wirken wie die eines potemkinschen Dorfes: Kulissen, hinter denen sich das "wahre Leben" abspielt. Hinter "anständigen" Familien der gehobenen Mittelschicht verbirgt sich ein Mikrokosmos gescheiterter Existenzen. Ihnen allen ist Eines gemeinsam: Schein ist wichtiger als Sein. Die Menschen sind mehr damit beschäftigt, glücklich zu wirken, als es tatsächlich zu sein. Um dem Anspruch des "24h-Glücklichseins" zu genügen, bedarf es in logischer Konsequenz Psychopharmaka.
Der Film zeigt, wie normal es mittlerweile geworden ist, Kinder und Jugendliche, die (angeblich) aus der Norm fallen, mit diversen Pillen voll zu stopfen. Symptomatisch für eine Gesellschaft, in der mangelnde Konfrontation, mangelnde Kommunikation zwischen Eltern und Kindern die Regel ist. Am deutlichsten wird dies in einer Szene in der Deans Vater, ein renommierter Psychiater, seinem Sohn immer stärkere Antidepressiva in die Hand drückt, um ihn "ein wenig in Balance zu bringen".
Drehbuchautor Zac Stanford beschreibt in Glück in kleinen Dosen eine Parallelwelt: Eltern und Kinder leben nebeneinander her und aneinander vorbei. Die Erwachsenen sind mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, anstatt sich mit denen ihrer Kinder bzw. deren Bedürfnissen auseinanderzusetzen.
Solange sich Kinder ruhig verhalten, ist die Welt in Ordnung. In "Glück in kleinen Dosen" wird diese Haltung in jener Szene auf die Spitze getrieben, in der eine Mutter (Rita Wilson) so mit ihrer anstehenden Hochzeit beschäftigt ist, dass sie nicht einmal merkt, dass ihr Sohn entführt wurde...
Der russisch-stämmige Arie Posen konnte für sein viel gelobtes Spielfilmdebüt nicht nur die Erfolgsproduzenten
Lawrence Bender ("Kill Bill", "Good Will Hunting") und Bonnie Curtis ("Minority Report", "AI") gewinnen,
sondern wurde neben den Jungstars um Billy-Elliot-Hauptdarsteller Jamie Bell,
auch von Hollywoodgrößen wie Glenn Close, Ralph Fiennes und Carrie-Anne Moss,
die sich mit Nebenrollen begnügten, unterstützt.
Ein stilistisch durchaus interessanter und in seiner Thematik wichtiger Film, der aber besonders auf der emotionalen Ebene mit vergleichbaren Filmen (American Beauty) nicht mithalten kann.