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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Giants and Toys

Giants and Toys

OT: Kyojin to gangu
SATIRE: Japan, 1958
Regie: Yasuzô Masumura
Darsteller: Hiroshi Kawaguchi, Hitomi Nozoe, Yûnosuke Itô

STORY:

Auf dem japanischen Süßigkeiten-Markt herrscht Krieg. WORLD, GIANT und APOLLO kämpfen um die Marktbeherrschung. Als die Umsätze von WORLD einbrechen, sind gute Ideen gefragt. Da passt es, dass ein junger Manager mit einer ungewöhnlichen Idee auftrumpft. Im Mittelpunkt der neuen Kampagne soll ein ganz gewöhnliches Mädchen stehen - süß, frech ... und mit schiefen Zähnen. Und sie soll einen Raumanzug tragen. Das Mädchen wird bald zu einem Star. Doch die Konkurrenz schläft nicht...

KRITIK:

Was auf den ersten Blick wie eine rasante, hübsch bunte Komödie über skurrile Ideen in der Werbebranche daherkommt, ist in Wahrheit nicht weniger als eine zutiefst ätzende und zugleich ausgesprochen prophetische Kritik am Turbokapitalismus. Die war 1958 allerdings alles andere als gern gehört.

Japan stand gerade am Beginn seines Wirtschaftswunder, nachdem die Liberaldemokratische Partei drei Jahre zuvor erstmals die Regierung stellte und sich von der Planwirtschaft verabschiedete. Nach amerikanischen Vorbild richtete man die Wirtschaft vollständig auf die Bedürfnisse des Marktes aus. Alles, was sich in den USA als erfolgreich erwies, wurde als ungeschriebenes Gesetz übernommen. Was oder wer dabei auf der Strecke blieb, wurde ausgeblendet.

Auf der Strecke blieben dabei alle, die sich in den Dienst der Industrie stellten. Verkaufen ist alles, so das Mantra. Alles andere ist egal. Das fröhliche Mädchen, der neue Star am Himmel - austauschbar. Der alte Manager, der zweifelnde Worte einwirft - überflüssig. Seine Ethik ist nicht nur Fehl am Platz. Er wird einfach ausgelacht. Für Japaner, die noch viel weniger gern bloßgestellt werden als unsereins, eine unglaubliche Schmach. Eine Schmach, die sein Magengeschwür platzen lässt.

Masumura überspitzt diese Kritik, indem er ausgerechnet Süßigkeiten in den Mittelpunkt stellt. Der äußerst harte Kampf dreht sich nicht um essentielle Güter, sondern um simple Karamellbonbons. Ihnen dichten die Werbetexter abenteuerlichste Eigenschaften an. Und als alles nicht mehr hilft, greift man sogar zu den Sternen. Mit Candys erobert man den Weltraum, so wird den Konsumenten suggeriert. Dabei flog Sputnik gerade mal ein paar Monate im All.

GIANTS AND TOYS legt ein atemberaubendes Tempo vor. Zack. Zack. Zack. Für Privates bleibt da kaum Zeit. Aber ab und an holt er doch kurz Luft, um leere Blicke einzufangen. Ungewöhnlich ist etwa die Liebesgeschichte, bei dem der Partner jeweils für die Konkurrenz des anderen arbeitet. Aber kann so etwas gut gehen?

So sehr Masumaras Film prophetisch ist, so sehr ist er auch Zeitdokument. Er fängt in wunderbaren Scopebildern Japans Sprung in die Moderne ein. Die Werbebranche sorgt dabei natürlich für die schönsten Bilder. Dazu erklingt ein swingender Space-Pop-Soundtrack. Alles wirkt lustig, süß, unschuldig. Und es ist sehr leicht, sich davon verführen zu lassen. Es ist ja nur eine Komödie.

Giants and Toys Bild 1
Giants and Toys Bild 2
Giants and Toys Bild 3
Giants and Toys Bild 4
Giants and Toys Bild 5
FAZIT:

Eineinhalb Stunden hetzt Masumura durch den Turbokapitalismus. Seine radikale Kritik ist dabei prophetisch und aktueller denn je. Denn seelenlose Manager, radikale Sparmaßnahmen, Stars für den Moment und falsche Werbeversprechen haben wir heute mehr als genug.

WERTUNG: 8 von 10 Weltraumpistolengimmicks
TEXT © Marcel
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