OT: Suor Omicide
GIALLO/NUNSPLOITATION: ITALIEN, 1978
Regie: Guilio Berruti
Darsteller: Anita Ekberg, Paola Morra, Joe Dallesandro, Alida Valli
Die Nonne Gertrude ist Oberschwester in einem Sanatorium. Nach einer Gehirnoperation ist sie morphiumsüchtig und hat gelegentlich gewalttätige Aussetzer. Dass sie dabei einmal das Gebiss einer greisen Patientin in einem Wutanfall zertritt, zählt noch zu den harmloseren Ausfälligkeiten. Als sich auf der Station die seltsamen Todesfälle mehren, scheint die Täterin festzustehen. -
KRITIK:Für manche Filme muss man einfach in der richtigen Stimmung sein, um ihnen etwas abgewinnen zu können. Beispiel gefällig? Hier kommt eins: Zum ersten Mal habe ich die KILLER NUN vor zwei Jahren gesehen, als ich mich dran gemacht habe, die Welt der Nunsploitation zu erforschen. Die Notizen, die ich damals zum Film gemacht habe, ergeben ein wenig schmeichelhaftes Bild der SUOR OMICIDI. Aber offensichtlich war ich damals nicht in the mood für einen sleazigen Nonnen-Giallo… oder ich habe Regisseur Berruti einfach den Affront übel genommen, dass er in der einzig potentiellen Lesbenszene des Films frech weggeblendet hat…
Anyway, aus Zwecken der aktuellen Review ist gestern die deutsche DVD der Killerschwester im Player gelandet -und siehe da!- zwar hat mich das GESTÄNDNIS EINER NONNE auch diesmal nicht unbedingt vor Begeisterung vom Sofa gerissen, aber es hat mich auf eine fiese Art und Weise durchaus unterhalten.
Doch von vorne: Die reife Walküre Anita Ekberg spielt Schwester Gertrude und bekleidet damit eine Rolle irgendwo zwischen Naughty Nun und Todesengel. Der Film an sich ist ein Hybrid aus Giallo und Nunsploitation, wobei er auf beiden Ebenen funktioniert, aber nicht glänzt.
Auf jeden Fall beinhaltet das GESTÄNDNIS EINER NONNE zwei, drei gelungene gialloeske Morde, Nonnen beim Fixen, Ficken und Morden, ein paar gottlose Wutanfälle, Sleaze, Gehirnoperationen und eine irgendwie räudige, obskure Stimmung.
Als unanständige Nonne sieht man(n) natürlich lieber die jüngere mit üppiger Oberweite ausgestattete Paola Morra denn die überreife Ekberg. So ist die einzige Sexszene der letzteren a) eher zahm und b) wenig erotisch geraten. In derlei Hinsicht erledigen die beiden in Sachen Sexploitation erprobten Kräfte Joe Dallesandro (ANDY WARHOL´S DRACULA, Je t'aime moi non plus) und Paola Morra (UNMORALISCHE NOVIZINNEN) ihren nude job natürlich bedeutend besser.
Dallesandro erfreut zwar wie gehabt das weibliche Auge, aber andererseits ist es auch kein Geheimnis, dass er die Welt noch nie mit großer Schauspielkunst beglückt hat. Und in GESTÄNDNIS EINER NONNE hat es den Anschein, dass Talent und Motivation seit ANDY WARHOL´S FRANKENSTEIN noch weiter gelitten haben. Der lustlose Dallesandro ist leider nicht der einzige Wermutstropfen. Makabere oder sleazige Highlights sind zwar über die gesamte Laufzeit verstreut, aber trotzdem krankt der Film an einem holprigen Rhythmus. Und überhaupt: Gemessen an der Behauptung, dass der Film angeblich auf einer wahren Begebenheit beruht, ist die Story bemerkenswert unglaubwürdig. Die KILLER NUN hat mehr Löcher in Plot und Logik als Bonny & Clyde nach dem finalen Schusswechsel in ihren Klamotten gehabt haben dürften.
Perfekt ist sicherlich anders und am nächsten kommt diesem Begriff noch der gitarrenorientierte mit kirchlichen Chören gemischte Score von Allesandro Allesandroni, der heutzutage auf CD zu horrenden Preisen gehandelt wird. PS: Die deutsche DVD aus dem Hause Koch Media ist in einer Mordszene gekürzt. Die geschnittenen Einstellungen finden sich aber im Bonusteil. An einem Stück uncut gibt es den Film in UK (Shameless) und den USA (Blue Underground).
Nonnen beim Fixen, Ficken und Killen. - Die KILLER NUN entpuppt sich als Hybrid aus Giallo und Nunsploitation; ohne jedoch in einem der Genres wirklich zu glänzen. Allerdings punktet die Mischung mit Obskurität und bereichert den Filmabend zumindest um unanständige Nonnen, Sleaze, gialloeske Morde und einer Handvoll fieser Szenen.