OT: Funny People
TRAGIKOMÖDIE: USA, 2009
Regie: Judd Apatow
Darsteller: Adam Sandler, Seth Rogen, Jason Schwartzman, Eric Bana
Dem ehemaligen Stand-Up-Comedian und nunmehrigen Hollywood-Superstar George Simmons (Adam Sandler) vergeht das Lachen, als er seine Diagnose erfährt: Eine unheilbare Blutkrankheit wird ihn binnen Jahresfrist dahinraffen. Simmons lässt sein Leben Revue passieren und springt noch mal auf die Bühne, erzählt grimmige Witze und will dem Tod ins Gesicht lachen. Dabei lernt er den Nachwuchskomiker Ira kennen und engagiert ihn als Gagschreiber, Assistenten und (bezahlten) besten Freund. Die Männerfreundschaft wird auf eine Probe gestellt, als Simmons Exfrau ins Spiel kommt
KRITIK:Wenn Komödien-Experte Judd Apatow (Forgetting Sarah Marshall, Pineapple Express, The Anchorman) und Brachialkomiker Adam Sandler (Zohan, LITTLE NICKI) gemeinsame Sache machen, ist mit allem zu rechnen. Und siehe da: Schon der Trailer lässt auf eine gewisse inhaltliche Reife schließen, so als wären die beiden Herrschaften plötzlich erwachsen geworden.
Die erste Hälfte von FUNNY PEOPLE - WIE DAS LEBEN SO SPIELT bemüht sich auch aufrichtig, hinter die Fassaden des Humor-Geschäfts zu blicken. Man erfährt, was man immer schon geahnt hat: Wenn die Lichter auf der Bühne ausgehen, wenn der Vorhang fällt und das Publikum den Saal verlässt, ist Schluss mit Lustig. Das Klischee vom traurigen Clown ist vermutlich gar keines: Adam Sandler spielt den todgeweihten Komiker mit allem zu Gebote stehenden Ernst.
Moment - Adam Sandler im ernsten Fach? Aber ja doch. Der Mann kann das - wers nicht glaubt, hat wohl P.T. Andersons anbetungswürdigen PUNCH-DRUNK LOVE versäumt - eine unverzeihliche Bildungslücke, wenn ihr mich fragt. Aber das nur nebenbei.
Selbstverständlich ist FUNNY PEOPLE auch eine Komödie - und zwar eine, wie man sie von Judd Apatow erwartet. Über weite Strecken gehts herrlich infantil und derb und ganz und gar nicht feingeistig zu. Bubenhumor-Hölle forever: Wenn es einen Guinness-Buch-Eintrag für die meisten Schwanzwitze pro laufendem Filmmeter gäbe, hätten wir hier einen würdigen Kandidaten. Psychologen haben bekanntlich herausgefunden, dass der Mann alle acht Minuten an seinen Schwanz denkt - bzw. an die Dinge, die er damit anstellen kann. Kann es ein essenzielleres Thema geben?
Wie immer bei Apatow wechseln brachiale Blödheiten mit Momenten von subtiler Tragik; hinter den vermeintlich saudämlichen Gags verbirgt sich ein warmherziger, humanistischer Kern. Den nahenden Tod vor Augen, beginnt unser zynischer, frustrierter Antiheld, sein Leben in Ordnung zu bringen. Wer jetzt einen Hollywood-typischen Läuterungsprozess - vielleicht noch mit einem schmalztriefenden Happy End - erwartet, wird aber enttäuscht werden. Glücklicherweise.
Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass Apatow in der zweiten Filmhälfte gefährlich weit in die Untiefen der Familienkomödie hinabsteigt. Schuld daran trägt der Handlungsstrang um Simmons Exfrau. Dabei nimmt die Geschichte einige Wendungen, die immer weniger überzeugen, je länger der Film läuft. Und er läuft lange - über 140 Minuten!
Aber das lange Sitzen lohnt sich trotzdem. Denn unterm Strich haben wir es mit einem sehr ungewöhnlichen und sehenswerten Film zum Thema Humor als Überlebenshilfe zu tun.
Das Komödien-Dreamteam Judd Apatow und Sandler hat sich selbst übertroffen mit diesem überlangen und überambitionierten Epos zum Thema "Dreckiges Lachen im Angesicht des Todes". Schade nur, dass sich der Streifen nach der genialen ersten Hälfte mutwillig ins Knie schießt. Trotzdem sehenswert.
In diesem Sinne: "... sogar der Hund hat mitbekommen, dass du sie gevögelt hast!"