ANIMATION: USA, 1972
Regie: Ralph Bakshi
Darsteller:
Fritz hat keine Lust auf das langweilige Uni-Leben, wo "ein beschissener Intellektueller den anderen beschissenen Intellektuellen ausintellektualisiert". Lieber will er das Leben genießen; ein Poet will er sein, Gedichte will er schreiben, die Welt will er bereisen, mit allen Frauen dieser Welt will er schlafen. In diesem Sinne verführt er Katze, Maus und Hund in der Badewanne, flieht vor Bullenschweinen, läuft Terroristen, Black Panther-Aktivisten und Hell's Angels über den Weg, baut Bomben (obwohl er Gewalt ablehnt) und löst beinahe einen Bürgerkrieg aus. Wenn das nur mal gut geht ...
Flashback ins Jahr 1972: Fritz the Cat, basierend auf den Comics von Underground-Zeichner Robert Crumb (der sich von diesem Werk vehement distanzierte), wird als erster Animationsfilm der Filmgeschichte mit einem Jugendverbot belegt. Was dem Erfolg keinen Abbruch tat. Weit über 100 Millionen Dollar spielten die Abenteuer des lebenslustigen, moralisch etwas ambivalenten Hippie-Katers ein. Ein phänomenaler Erfolg, mit dem Fritz the Cat zum Wegbereiter einer ganzen Welle von Animationsfilmen für ein erwachsenes Publikum wurde.
Witzig sind Kater Fritzchens Abenteuer allemal. Ich würde sogar soweit gehen und dem lasterhaft-läufigen Straßenkater einen gewissen pädagogischen Wert unterstellen. Im Sinne von: Zeitgeschichtliches Dokument. Der Film ist weniger Satire auf die Hippe-Ära, als vielmehr ein bitterer Abgesang auf die Love and Peace-Generation, die angetreten war, die Welt durch die Kraft der Blume zu verändern, und deren Ideale kurze Zeit später in einem Strudel aus Drogen und Gewalt (Vietnamkrieg, Studenten-Unruhen, Die Morde der Manson-Family) untergingen.
Dreckige Lacher und gewalttätige Momente halten sich in etwa die Waage in dieser Odyssee durch die US-Subkultur der frühen Siebziger. Mit seiner grundpessimistischen Weltsicht ist Fritz the Cat jedenfalls deutlich näher am Spirit des New Hollywood oder postmodernen Kultfilmen wie FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS als an irgendwelchen verkitschten Hippie-Nostalgie-Veranstaltungen, die die langen Haare im Titel tragen.
Schade nur, dass die vorliegende DVD von einem nichtsnutzigen Billigheimer-Label nicht mal den Originalton draufgepackt hat. Wenigstens ist der Film ungekürzt (das war nicht immer so!) und die Bildqualität in Ordnung. Sehenswert, ach was heißt - Pflichtfilm ist das sowieso!
Ein Kater auf dem Weg in die Hippie-Hölle: Vom flotten Vierer in der Kiffer-WG-Badewanne durch die finsteren Straßenschluchten Harlems bis nach Kalifornien, wo Hell's Angels und linke Terroristen ihr Unwesen treiben. Nach Figuren von Robert Crumb ist Regisseur Ralph Bakshi ein Klassiker des anarchischen Zeichentrickfilms gelungen, der seinerzeit mit strengem Jugendverbot belegt wurde. Ein großes Vergnügen für Freunde subversiver Filmkunst.
In diesem Sinne: "Du bist einfach nicht schwarz genug, Süßer!"