OT: Pet Sematary
HORROR: USA, 2019
Regie: Kevin Kölsch, Dennis Widmyer
Darsteller: Jason Clarke, Amy Seimetz, John Lithgow
Trautes Heim, Glück allein. Leider hat Familie Creed die Rechnung ohne einen alten Indianerfriedhof gemacht, der ans neue ländliche Eigenheim grenzt. Die ebenfalls angrenzende Landstraße, auf der Lastkraftfahrzeuge mit weit überhöhter Geschwindigkeit durch die Landschaft donnern, wird dem Hauskater zum Verhängnis. Mit Hilfe des irgendwie seltsamen, aber gutmütigen Nachbarn Jud wird das Tier nächtens im Wald beerdigt. Am nächsten Morgen kehrt es zurück, etwas zerzaust und streng riechend. Wie es sich herausstellt, hat sich die Stippvisite im Totenreich eher ungut aufs Naturell des Kuscheltiers ausgewirkt ...
"I don't want to be buried in a pet cemetery / I don't want to live my life again" sangen einst die Ramones. Das war 1989, als PET SEMATARY von Mary Lambert ins Kino kam. Meine Erinnerungen an diesen Film sind diffus, er gilt aber als einer der besseren Stephen King-Adaptionen aus dieser Zeit. Und als einer der sehr wenigen von einer Frau inszenierten Horrorfilme.
Mit dem Reboot wurden Kevin Kölsch und Dennis Widmyer beauftragt, für deren okkultes Showbiz-Horrordrama STARRY EYES (2014) hier eine Empfehlung ausgesprochen wird. Die 2019er-Ausgabe von PET SEMATARY - der Titel ist wieder absichtlich falsch geschrieben - stellt uns Dr. Louis Creed, seine Frau und die beiden gemeinsamen kleinen Kinder vor. Man übersiedelt im Volvo-Kombi aus der Großstadt Boston ins waldige Maine. An den Wohnortwechsel knüpft sich die Hoffnung, das fragile Familiengefüge zu kitten. Denn die Familiengeschichte ist, wie es sich rasch herausstellt, von einem traumatischen Ereignis überschattet. Dr. Creed erweist sich - seinem religiös-bedeutungsschwangeren Familiennamen zum Trotz - ganz als der nüchterne Rationalist, dessen naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild ("Nach dem Tod kommt NICHTS mehr") hier auf eine harte Probe gestellt wird.
Den Weg dahin inszenieren Kevin Kölsch und Dennis Widmyer mit erwartbar solidem handwerklichem Geschick und einiges an Gespür für Atmosphäre. Wer sich an dichten, nebelverhangenen Wäldern, unheimlichen Mooren und mysteriösen Landschaften, die zumindest mich ein wenig an das Schlussbild in Lucio Fulcis Über-Meisterwerk L'ADILDA erinnerten, nicht satt sehen kann, kommt auf seine Kosten.
Ob die Verfilmung tatsächlich der psychologischen Tiefe und Abgründigkeit der Literaturvorlage gerecht wird, mögen belesenere Geister beurteilen. Der Film vermeidet dankenswerterweise einen der Kardinalfehler des zeitgenössischen Horrorkinos, nämlich atemlos von Jump-Scare zu Jump-Scare zu springen und die Charakter-Entwicklung zu vernachlässigen. Dass im letzten Drittel der Härtegrad unerwartet anzieht, soll auch nicht unerwähnt bleiben. Die Gruppe aus bestenfalls zehnjährigen Mädchen, die unter wie auch immer bewerkstelligter Umgehung der Alterskontrolle in der Reihe vor mir Platz nahm, schlich ziemlich bleich aus dem Kinosaal.
Das "Friedhof der Kuscheltiere"-Reboot überrascht durch ausgesprochen hübsch anzusehende Schauplätze, wohldosierte Schockeffekte und einen vergleichsweise forcierten Härtegrad. Sicherlich nicht die schlechteste Stephen King-Verfilmung.