OT: Friday the 13th Part VI: Jason Lives
HORROR: USA, 1986
Regie: Tom McLoughlin
Darsteller: Thom Mathews, Jennifer Cooke, David Kagen, Kerry Noonan, Renée Jones, Tom Fridley
Tommy Jarvis will endlich mit seiner Kindheit abschließen und Jason Voorhees ein für alle mal in die Hölle schicken. Leider holt er ihn dabei aus Versehen ins Leben zurück; klar, dass der sich gleich wieder auf den Weg nach Crystal Lake macht. Tommy will das Schlimmste verhindern, aber keiner will ihm glauben, dass Jason zurück ist.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es nach FREITAG DER 13. TEIL 5 – A NEW BEGINNING nicht schlimmer hätte kommen können – und in der Tat kam es letztlich nur noch einmal schlimmer und zwar mit JASON GOES TO HELL, aber das ist ja eh ‘ne ganz andere Geschichte. Worauf ich hinaus will ist, dass es gar nicht viel gebraucht hätte um nach dem dahingerotzten Haufen Müll, den der fünfte Teil darstellte und noch immer darstellt, einen Film zu fabrizieren, der besser ist … oder zumindest erträglicher. Umso erstaunlicher ist es da, dass Paramount mit dem Nachfolger noch mal ordentlich Kohle nachgelegt hat und nicht nur einen FREITAG DER 13.-Film geschaffen hat, der einfach nur besser ist, sondern einen der verdammt unterhaltsam ist.
Ich muss ja gestehen, damals – lang, lang ist’s her – als Filme für mich gar nicht blutig genug sein konnten und ich Filme noch nach der Devise „Hauptsache Gore“ ausgesucht habe – ja, wir waren ja alle mal jung, nech – konnte ich mit FREITAG DER 13. TEIL 6 – JASON LEBT nicht allzu viel anfangen, viel zu harmlos war mir das alles einfach. Aber, wie’s so ist im Leben, man wird älter, man wird reifer, man hat so ziemlich alles gesehen und dann schaut man sich für ein FILMTIPPS’sches Spezial zu FREITAG DER 13. alle Filme noch mal an und entdeckt so Teil 6 nach Jahren komplett neu. Denn was Autor und Regisseur Tom McLoughlin an Gewalt explizit nicht zeigt, macht er allemal wieder wett mit Humor. Humor, der zum großen Teil sogar zieht, wohlgemerkt. Denn humoristische Ausflüge in für die Macher bisher unbekannte Gefilde gab’s ja schon vorher – schrecklichstes und misslungenstes Beispiel dafür ist der eingangs erwähnte Teil 5 – EIN BESCHISSENER ANFANG – bloß hat das nie funktioniert. Entweder zu dumm, zu plump oder zu zotig wars bisher.
Aber auch wenn nicht jede Pointe sitzt, nicht jeder Spaß ein Treffer ist, versteht es McLoughlin doch dem schon verwesenden – genau wie Jason, höhö – Franchise neues Leben einzuhauchen, neue Impulse zu geben. So kann man JASON LEBT schon fast als Parodie auf die eigene Reihe verstehen, so überspitzt sind einige Situationen, so verspielt einige Szenen. Und überhaupt, dieser Jason hier mag zwar vom Figurendesign her nicht mein Favorit sein – der kommt immer noch in Teil 7 – aber so sadistisch in Spiellaune war Jason bisher noch nicht. Grandios alleine die Szene, in der er sein Opfer glauben macht, sie hätte den Angriff überstanden und sich verschnaufend zurücklehnt – doch da hat sie ihre Rechnung ohne den nun wirklich untoten und finalmente zombifizierten Jason gemacht.
Genau solche Szenen sind es, in denen man erkennt, dass sich McLoughlin durchaus auch von HALLOWEEN hat inspirieren lassen, denn das ein oder andere Mal könnte die Eishockeymaske auch William Shatners weißgesprühte Visage sein, was nicht negativ zu verstehen ist, sondern eher als kleine, nett gemeinte Hommage.
Die Spannung kommt bei all dem Spaß natürlich ein wenig zu kurz, auch wenn einige Szenen durchaus atmosphärisch sind und ein wenig Spannung aufkommen lassen. Diese finden sich vor allem im ersten und im letzten Akt. Zu Beginn wäre da die „Buddeln wir Jason aus“-Sequenz zu nennen, über der von Anfang an etwas Bedrohliches liegt. Im Finale wäre die Verhackstückung der beiden – diesmal gar nicht so unsympathischen – Aufsichtspersonen im Camp zu erwähnen. Interessanter Weise sind die Jugendlichen, die hier als Schlachtvieh herhalten sollen, allesamt zwar genauso flach und uninteressant wie man das gewohnt ist, nerven aber nicht. Schon gar nicht mit redundantem „Wer legt wen flach“-Gesabbel. Viel flachgelegt wird indes auch nicht, denn bis auf den harmlosen Wohnwagenbums bleiben alle schön brav – nicht mal so richtig Drogen werden hier genommen – geschweige denn darüber geredet. Und da Jason weder kiffende noch fickende Teenies hat, um die er sich kümmern muss, sind die meisten seiner Opfer denn auch irgendwelche Leute, die er auf dem Weg vom Friedhof zum Camp Forrest Green aka Crystal Lake zerlegt irgendwelche armen Schlucker, die das Pech hatten nachts durch den dunklen Wald zu fahren oder Krieg zu spielen – und Krieg bekommen sie dann auch, dafür sorgt Jason schon.
Dabei fällt FREITAG DER 13. TEIL 6 – JASON LEBT bis hierhin nicht nur durch die humoristische Herangehensweise an das Sujet und die relativ harmlosen – da meist off screen stattfindenen, aber darauf geh ich noch näher ein – Morde Jasons auf, sondern vor allem auch durch die Zugeknöpftheit aller Anwesenden. Nicht eine einzige Brust gibt’s hier zu sehen, nicht mal kurz von der Seite und BHs tragen die auch noch alle. Nun ist es natürlich kein handlungsrelevantes Element oder ein Qualitätsmerkmal, wenn die weiblichen Figuren ihre Möpse zeigen, aber irgendwie gehört das doch zu FREITAG DER 13. wie Kürbisse zu HALLOWEEN.
Wie bereits in der Besprechung zu Teil 5 erwähnt, ist dies der erste Film in dem Jason seinen finalen Status als unser Rumschlurfer erlangt. Bisher ging man immer davon aus, dass Jason einfach ein verdammt renitenter Psychopath sei. Aber in diesem Teil ist er weit mehr als das. Denn er wurde von den Toten erweckt und damit wird klar, dass er nicht zu töten ist – denn schließlich ist er bereits tot. Einhergehend mit dieser Veränderung kommt es auch, dass Jason nicht mehr hinter seinen Opfern her hechtet, wenn sie die Flocke machen wollen und stattdessen lieber gemächlich hinter ihnen herschleicht, sie aber trotzdem immer erwischt. Mir persönlich gefällt diese Version besser, ist das ganze doch bedrohlicher als ein wild rumgrunzender, schwerfälliger Typ, der sich seiner Beute hinterherwuchtet. Auch wenn unter der Maske bereits die Zähne der Zeit an dem – nie besonders hübsch gewesenen, das muss man ja mal sagen – Jason genagt haben und man so zu Beginn eine Fulci-Referenz par Excellence zu Gesicht bekommt, so hat er sich in den Jahren unter der Erde doch recht gut gehalten.
In der Regel von mir eher weniger erwähnt, ist die Synchronisation. Für diesen Teil allerdings muss ich darauf zu sprechen kommen, ist sie doch diesmal verdammt locker ausgefallen, ich möchte schon sagen flapsig. Es liegt vor allem an der Synchronstimme von Tommy, dass das Komödienelement noch deutlicher wird. Doch auch wenn dies zunächst ein wenig irritiert, gewöhnt man sich schnell daran, vor allem da der Charakter der Synchro ja auch gut zum bereits sehr witzigen und lässigen Grundton des Films passt.
Kommen wir noch – wie versprochen – auf die obligatorischen Morde und damit auch auf die Spezialeffekte zu sprechen. Wie bereits erwähnt, gibt es in FREITAG DER 13. TEIL 6 – JASON LEBT nicht viele Teenager und schon gar wenige, die rumhuren und Drogen nehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass Jason ja erst mal „nach Hause kommen“ muss. Jede Menge Geschnetzeltes gibt es dennoch, denn auf dem Weg zum See gibt es einige Hohlbirnen und sonstige Wegelagerer, die förmlich auf eine Körperneugestaltung warten. Dabei gibt es sogar deutlich mehr zu verhackstücken als im immer noch beschlagnahmten vierten Teil – 18 zu 13 für Teil 6 –, wenn auch grafisch weniger deutlich. Vieles findet Off Screen statt, deutlich wird es eher selten. Auch wenn sie eher dezent sind, sind die Effekte dennoch nicht schlecht gemacht und wissen durchaus zu überzeugen; besonders erwähnen möchte ich das Körperdurchschlagen mit der bloßen Faust sowie den Wohnwagen-Gesichtsabdruck. Hierbei wurde wirklich ganze Arbeit geleistet.
In diesem Sinne: „Halt ihn steif, bis der Song zu Ende ist!“
FREITAG DER 13. TEIL 6 – JASON LEBT ist der erste Teil der Reihe bei dem man versucht hat, das übliche Konzept etwas zu variieren und bei dem das auch geklappt hat. Während Teil 5 trotz aufgepepptem Konzept ein ziemlicher Rohrkrepierer war, ist und auf ewig bleiben wird, zieht Teil 6 mit seinen komischen Elementen und dem total verspielten Jason so richtig an. Splatter und vor allem Spannung stehen zwar ganz hinten an, doch ist das so gewollt. Diese lustig-lockere Variation des gewohnten „Bekiffte und rumhurenden Jugendliche abmurksen“-Themas macht deutlich Spaß und ist nicht nur kurzweilige Slasherfilm-Unterhaltung für zwischendurch; sie kann auch dazu dienen Leuten, die mit Splatter und Horror normalerweise nicht so können, mal einen FREITAG DER 13.-Film zu zeigen, und vielleicht sogar einen neuen Anhänger der Reihe zu gewinnen.