OT: Friday the 13th Part 2
HORROR: USA, 1981
Regie: Steve Miner
Darsteller: Amy Steel, John Furey, Adrienne King, Kirsten Baker, Stuart Charno, Warrington Gillette, Walt Gorney
Mehrere Jugendliche machen Urlaub am Crystal Lake - wie die Zeit gezeigt hat, ist das ein sehr populäres Freizeitvergnügen geworden. Dort haust allerdings der "special, special boy" von Pamela Voorhees, die den letzten Teil etwas kopflos verlassen hat. Der gute Junge ist inzwischen um einiges größer, um vieles schwerer und unglaublich viel wütender geworden. Also schnappt sich der gute Jason einen Kartoffelsack und allerlei scharfes Mordwerkzeug und zerhackstückt die frechen Blagen schön der Reihe nach.
„Wer ist der Killer in Freitag der 13.?“ – wer diese Frage am Telefon mit Jason Voorhees beantwortet, wird entweder Sekunden später von Ghostface durch’s Haus gejagt um anschließend im Garten abgemurkst und am Baum aufgehängt zu werden, oder blamiert sich einfach mit desaströsem Halbwissen. So oder so, man steht nicht wirklich glänzend da. Der Filmkenner von Welt weiß schließlich, dass unser aller Lieblingseishockeymaskenträger erst in diesem – nämlich dem zweiten – seinen ersten großen Auftritt hatte und in die Fußstapfen seiner Mutter trat. Das mit den Fußstapfen dürfte auch so ziemlich gepasst haben, denn der gewaltige Riese Marke Wandschrank, der er in späteren Teilen dank Kane Hodder oder sogar Ken Kirzinger – immerhin stolze 1,96 Meter groß – werden sollte, war er hier noch nicht. Eher schmächtig erscheint dieser Jason Voorhees, aber trotzdem nicht weniger furchterregend.
Und noch etwas ist anders in dieser frühen Fortsetzung – es dauert geschlagene 44 Minuten bevor das erste Mädel ihre Möpse rausholt. Sapperlot, wenn ich da an andere Teile denke – JASON GOES TO HELL zum Beispiel, oder FREDDY VS. JASON -, dann ist das ja mal ein verdammter Längenrekord. Generell geht es bei diesem Slasher-Frühwerk noch weniger um Partys, Alkohol und Möpse – also, alles was Jason so ziemlich gar nicht abkann -, als um Jason der einfach nur sauer ist, weil seine geliebte Mutter nach ihrem Amoklauf geköpft wurde. Was die Teenager an seinem See treiben, ist ihm hier noch relativ schnuppe, ihm geht’s darum, wo sie es treiben – höhö, welch frivoler Wortwitz, und das obwohl wir nur eine Sexszene spendiert bekommen, bei der man weniger Haut sieht als auf Bibel TV.
Was aber nicht bedeutet, dass man generell auf primitive Triebbefriedigung verzichten muss, denn BHs waren Mangelware am Crystal Lake anno 1981 und Heiße Höschen waren heißer als heiß. Doch während Sex und Suff – wahlweiße auch diesseits der Mattscheibe – und Splatter das einzige sind, das bei den folgenden 9 Fortsetzungen für Unterhaltung sorgt, fuhren Ron Kurz (Drehbuch) und Steve Miner (Regie) noch eine ganz andere Schiene, so dass FREITAG DER 13. TEIL 2 neben den, eh spärlich vorhandenen, Schauwerten vor allem mit Spannung zu überzeugen versucht. Im Gegensatz zu den Morden, die relativ harmlos ausfallen, simpel umgesetzt sind und früh ausblenden, können diese durchaus überzeugen.
Sicher, den Effekt, den diese Momente noch 1981 auf das noch unerfahrene Slasherpublikum hatten, haben sie heute nicht mehr. Dennoch schafft es Miner den Zuseher durchaus das ein oder andere Mal erfolgreich in die Irre zu führen, bevor Jason dann wirklich aus dem Schatten springt. Gerade die teilweise arg langen und ruhigen Einstellungen zu Beginn des Films sorgen für eine stete Spannungssteigerung – unterstützt durch den auch in diesem Teil sehr guten Score von Harry Manfredini - und gipfeln so das ein oder andere Mal in einem gepflegten Schockeffekt. Selbst wenn diese Rechnung einmal nicht aufgeht, bleibt immer noch eine unterhaltsame Finte – sei es, weil sie gut ist oder weil sie so schlecht ist, dass man sich herrlich drüber beömmeln kann. Der Atmosphäre tut das freilich keinen Abbruch.
Genauso wenig wie die, auch in diesem frühen Teil bereits blassen, Figuren, von einer Eindimensionalität, wie es symptomatisch für die FREITAG DER 13.-Filmreihe geworden ist. Manche von ihnen sind wenig mehr als bloße Pappaufsteller, dienen dann kurioserweise aber nicht einmal als Opfer für Jason, sondern verschwinden einfach so von der Bildfläche – nämlich in einer Bar. Die Atmosphäre bleibt erhalten, kurioserweise, ebenso trotz der völligen Austauschbarkeit der Figuren als auch der teilweise dämlichen Verhaltensmuster. So sucht eine der Protagonisten ihren zukünftigen Stecher – der schon längst friedlich mit einer Machete in der Rübe ins Jenseits gerollt ist, denn selbiger sitzt im Rollstuhl.
Wo schaut die Gute als erstes nach? Natürlich, im ersten Stock – also, nichts wie hoch die Treppe. Auch ist die finale Konfrontation zwischen der diesfilmigen Damsel in Distress Alice, deren Stecher Paul sowie „special, special boy“ Jason nicht nur offen – was eine durchaus bewusste Entscheidung gewesen sein dürfte, schließlich bleibt so eine Hintertür für eine eventuelle Fortsetzung offen… etwas das es in späteren Fortsetzungen gar nicht mehr gebraucht hat, da reichte dann die gute alte „Er ist halt zurück“-Masche – sondern leider auch etwas wirr, gar bruchstückhaft. Ein kleiner schwarzer Fleck auf der ansonsten reinen Weste.
Die Darsteller sind zwar – wer hätte es nicht vermutet – weitestgehend ziemliche Nulpen, wirkliche Totalausfälle sind aber auch nicht zu verzeichnen. Der ein oder andere beweist auch tatsächlich schauspielerisches Grundverständnis. Amy Steel zum Beispiel, die nicht nur gut aussieht, sondern auch eine glaubwürdige Damsel in Distress gibt und Sympathiepunkte gewinnt. Nach FREITAG DER 13. TEIL 2 kam für sie nicht mehr viel, hauptsächlich kleinere Auftritte in Fernsehserien wie z. B. THE A-TEAM, HÖR MAL WER DA HÄMMERT, oder J.A.G. – IM AUFTRAG DER EHRE. Fast schon schade, das. Warrington Gillette gibt einen Jason der mir persönlich – wie bereits erwähnt – ein wenig zu schmächtig und agil auf den Beinen ist, dabei durchaus bedrohlich wirkt, sich für mich aber hinter Ken Kirzinger und Kane Hodder anstellen muss.
Die Spezialeffekte sind im Grunde durchaus solide, aber nicht nur zu zahm sondern auch technisch in keiner Weise mit denen Savanis‘ aus FREITAG DER 13. zu vergleichen. Zu früh wird weggeschnitten oder bloß das Resultat in Form von blutigem Mordwerkzeug gezeigt. Das expliziteste, das es zu sehen gibt, ist eine Machete im Kopf; kein Vergleich also zu den derben – im Vergleich der Filmgeschichte aber trotzdem relativ harmlosen – Morden späterer Werke, wie zum Beispiel FREITAG DER 13. – DAS LETZTE KAPITEL, der im schönen Deutschland noch immer auf der schwarzen Liste steht.
In diesem Sinne: „Lauf nicht weg!“
Nur ein Jahr nach dem großen Erfolg FREITAG DER 13. ließ man ein neues Kreativteam auf das noch junge Franchise los, um direkt einen zweiten Teil zu produzieren. Ron Kurz und Steve Miner schafften es sogar, den Vorgänger zu übertrumpfen und einen Slasher zu drehen, der durch geschickte Kameraführung und nicht immer gleich zu durchschauenden Finten zumindest zeitweise für Spannung sorgt und sogar mit Schockmomenten zu überzeugen weiß. Ankreiden mag man eigentlich bloß das wirre Ende und einige Elemente die man glücklicherweise in den späteren Teilen der Reihe noch korrigierte. So zum Beispiel Jasons Kult um seine tote Mutter oder die lächerliche Hütte im Wald in der Jason haust – ein Element das man für das unsäglich Remake aufgriff und noch unsäglicher gestaltete. Auch das Charakterdesign Jasons wurde glücklicherweise noch einmal gehörig überarbeitet bis er denn schließlich im nächsten Teil vom Jutesackträger zur berühmt gewordenen Eishockeymaskenvisage werden sollte.
Atmosphärisch dichter Slasher der mit zu den Besten der Reihe gehört.