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Fotograf

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BIOPIC/DRAMA: CZ, 2015
Regie: Irena Pavlásková
Darsteller: Karel Roden, Marie Málková, Jenovéfa Boková, Vilma Cibulková, Marika Sarah Procházková

STORY:

Der Fotograph ist Jan Saudek, Tschechiens populärster und umstrittenster Aktfoto-Künstler. Dieser Film basiert auf seinem doch recht prallem Leben.

KRITIK:

Full frontal female nudity. Eccentric artist. Womanizer. Photographer. Viel mehr IMDB-Keywords braucht's gar nicht, um mich alten Saubartel ganz wurlat zu machen. Und ins Kino zu locken. Das Kino ist in diesem Fall ein winziger Saal, gut versteckt in einer prächtigen Jugendstil-Einkaufspassage in der Prager Altstadt. Der Film läuft auf tschechisch, mit englischen Untertiteln. Ja, ich kann mich auch im Urlaub nicht von Kinofilmen fernhalten.

Jan Saudek ist auch ein alter Saubartl. Im Wortsinne. 79 Jahre alt ist der tschechische Aktfotograph und Maler, der in den 50er Jahren zu fotographieren begonnen hat. Das war definitiv eine andere Zeit. Vom Beginn an wurde der Künstler vom tschechoslowakischen Geheimdienst überwacht und schikaniert. "Verbreitung von Pornographie und zionistischer Propaganda" (sein Vater war Jude) lauteten die Vorwürfe. Was natürlich absurd ist.

Wenn man so will, ist Jan Saudek der Manfred Deix unter den Aktfoto-Künstlern. Soll heißen: Seine Modelle entsprechen nicht immer dem Mainstream-Schönheitsideal; seine Fotos kaschieren ästhetische und körperliche Makel nicht, sondern stellen sie bewußt aus.

Der Film zeichnet die Entstehungsgeschichte seiner bekanntesten Foto-Arbeiten nach. Der Künstler wird dabei eher wenig schmeichelhaft als schwanzgesteuerter, bisweilen arg ordinärer, aber auch charismatischer und charmanter Libertin gezeichnet.

Wiewohl sich Regisseurin Irena Pavlásková redlich Mühe gibt, die zahllosen amourösen Aktivitäten, die wohl zur Job-Description des Aktfotografen gehören, mit erfrischender Detailtreue nachzustellen, tappt sie inszenatorisch in die Biederkeitsfalle. Ein Schicksal, das FOTOGRAF leider mit so manchem Künstler-Biopic teilt. Soll heißen: Jede Menge nackte Haut und derber Humor (das Publikum hatte viel zu lachen, während ich Mühe hatte, den Untertiteln zu folgen) können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film keine eigene Bildsprache findet. Visuell mutet FOTOGRAF leider wie ein x-beliebiger Fernsehfilm an (was nicht weiter überrascht, da das tschechische Fernsehen ko-produziert hat): Professionell inszeniert und gespielt zwar, aber formal denkbar bieder.

Ich habe keine Ahnung, ob eine internationale Vermarktung geplant ist. Interessant und sehenswert wäre FOTOGRAF trotz seiner Mängel allemal.

Fotograf Bild 1
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FAZIT:

Der tschechische Film FOTOGRAF gibt sich redlich Mühe, dem Werk und Leben des tschechischen Aktfotokünstlers Jan Saudek ein filmisches Denkmal zu setzen. Was kein einfaches Unterfangen ist, denn was dieser Mann erlebt hat, reicht für ein Dutzend Leben. Jede Menge nackte Haut, viele dramatische und einige hochkomische Momente, und eine leider etwas biedere, TV-mäßige Inszenierung. Dennoch ein interessanter und sehenswerter Film. Wenn er denn jemals hierzulande zu sehen sein wird.

WERTUNG: 7 von 10 verschwundene Negative
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