OT: Train spécial pour SS
NAZIPLOITATION: Frankreich, 1977
Regie: Alain Payet
Darsteller: Monica Swinn, Christine Aurel, Sandra Mozarowsky, Yolanda RÃos, Erik Muller
Die Waffen-SS hat keine Frauen. Und das ist doof. Vor allem an der Front. Denn wie kompensiert man den Stress eines Fronteinsatzes am besten? Mit Sex, klar. Aber nur für Offiziere. Und damit die ihr Rohr auch immer schön abfeuern können, gibt's Frauen. In 'nem Zug - und immer an der Front. Oder so. Aber lest selbst.
Es wäre ein leichtes, diese Besprechung zu beginnen, in dem ich anmerke, dass ich mal wieder verarscht wurde, aufs Kreuz gelegt, hinters Licht geführt. Dass ich es wider besseren Wissens mal wieder nicht lassen konnte. Dass ich zwar vermutete was auf mich zukommen sollte, alter Saubartel der ich bin, aber mal wieder nicht auf meinen Verstand hörte, sondern den bereits längst exploitierten Teil meines Gehirns habe die Oberhand gewinnen lassen. Dass ich mich wie die Motte die unabdingbar ins Licht fliegt, einmal mehr habe anziehen und verleiten lassen von den himmlischen Verlockungen des deutschen Verleihtitels heute besprochenen Werkes. Ich könnte erzählen von den ungezählten Malen, die ich auf die Nase gefallen bin, weil mir ein schöner, reißerischer Titel das Wasser im Mund hat zusammenlaufen lassen; Titel die erzählten von Exzessen, von Frankenstein und Teufelsmonstern, von grauenvollen Blutspuren Satans und von 13. Freitagen. „[What it’s about] that doesn’t matter. It’s the title that’s gonna lure ’em in!”, wie Trashmaestro Roger Corman einst gesagt haben soll. Und was soll ich sagen, er hat Recht.
Es wäre also ein leichtes, diese Kritik mit einem kleinen Diskurs in Reißerische Filmtitel-Kunde zu beginnen. Ein leichtes, viel zu leicht. Deshalb verlassen wir diesen Pfad so schnell wir ihn betreten hätten können, denn wir bei FILMTIPPS.at sind Profis, knallharte, kampferprobte Profis und wir machen’s uns nicht leicht. Nein, wir quälen uns durch unsägliche, gar widerwärtige und verachtenswerte Remakes verdammt guter Filme, wir überstehen die brutalen Vergewaltigungen unser Kindheitshelden durch geldgeile Produzenten-Bonzen und kämpfen uns selbst durch die langweiligsten Exploiter der Filmgeschichte. Da fangen wir jetzt ganz bestimmt nicht an und machen’s uns leicht, wenn’s an die Nachbetrachtung geht. Wo kämen wir denn da hin.
Will ich eigentlich gar nicht so genau wissen, wahrscheinlich eh in die vierte Dimension in der wir dann bis in alle Ewigkeit von Lai’schen Ninja mit Rauchbomben beworfen, von Eric Falk ausgepeitscht und von Ilsa also known as Greta gezwungen werden, rund um die Uhr Twilight zu schauen – also quasi die Aufnahmeprüfung für No Ma’am. Klingt soweit gar nicht schlecht, bis auf den Teil mit den glitzernden Vampiren. Lassen wir das also besser und beginnen stattdessen mit der provokanten These, Franzosen können keine Filme machen. Und wenn’s sie’s doch versuchen, machen sie dröge Softpornos, die in vergangenen Zeiten von VOX nur allzu gerne im Nachtprogramm gesendet wurden. Okay, okay, packt die Mistgabeln weg, löscht die Fackeln, der Lynchmob kann zu Hause bleiben. Diese These ist natürlich Schwachsinn, und lässt sich leicht widerlegen. Folgendes aber sei gesagt: Exploitation können sie ganz und gar überhaupt mal nicht, die Franzosen. Beispiel gefällig? Ein leichtes das – ja, manchmal muss man sich’s auch mal leicht machen – DER FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN, heutiger Betrachtung zugrunde liegendes Werk.
Und ein Titel wie dieser, der verspricht ja ganz schön viel – na gut, hauptsächlich Folter und Schändung, aber das ist ja im Prinzip schon mal was, newa. Wie bereits zu Beginn geschrieben, darf man allerdings auf Verleihtitel nicht allzu viel geben. Blicken wir denn auf den Originaltitel, haben wir mit TRAIN SPÉCIAL POUR SS einen zwar weniger reißerisch klingenden Titel, aber auch eine in den man viel herein interpretieren kann – denn schließlich kann man mit einem Spezialzug ‘ne ganze Menge anstellen, wenn man ein bisschen Fantasie hat. Das mit dem fantasievoll herein interpretieren ist dann zugebener Maßen ein Fehler, zumal Regiepfeife und Drehbuchversager Jean-Pierre Bouyxou zusammen mit seinen drei Weggefährten Jack Guy, Eduardo Manzanos Brochero, José Luis Navarro – vier? Vier? Vier Drehbuchautoren, hierfür? Lest weiter und versteht meine Entrüstung! – nicht genug Fantasie zusammenbekommt um einen Internetbondage-Porno mit genug interessantem Inhalt zu füllen.
Lustigerweise kann Payet dabei jedoch auf eine weitreichende Karriere zurückblicken, während derer er immerhin 168 von der IMDb gelistete Filme heruntergekurbelt hat und zu dem noch heute aktiv ist – noch heute ist allerdings relativ, das letzte gelistete Werk hat Payet 2008 heruntergefilmt. Das meiste davon Sexfilme mit klangvollen Titteln wie FICK-APPELL IM TEENIE CAMP oder EIN TEUFLISCH GEILES BIEST – wie war das noch gleich mit den Franzosen und Sexfilmchen? Wie viel sein Schreiberkollege Eduardo Manzanos Brochero dieweil mit der Serviette zu tun hat, auf der das Drehbuch erbrochen wurde, denn schließlich hat der gute Mann einst das Drehbuch zu KNIE NIEDER UND FRISS STAUB geschrieben, einem wohl doch ansehnlichem Western, der sogar auf in der Internationalen Filmdatenbank 7,2 Punkte abstauben konnte – respektabel das. José Luis Navarro letztlich legte nach TRAIN SPÉCIAL POUR SS den Stift nieder und zeichnete seitdem für nichts offiziell gelistetes mehr verantwortlich. Sehr löblich das, sollte sich so mancher ein Beispiel dran nehmen – Namen nenn‘ ich jetzt keine, ihr könnt’s euch denken.
Im Prinzip erstaunt es also trotzdem nicht, dass aus FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN weder ein knallharter Sexploiter wurde – wie der Titel vermuten lässt – noch ein waschechtes Drama von untalentierten Vollpfosten total verhauen, wie man glauben könnte, schaut man sich Filmchen an, bei denen es ebenso schief ging – NAZI LOVE CAMP 27 zum Beispiel. Der folternde Zug ist letztlich schmieriges Sexfilmchen, dem Payet und Kollegen den Mantel eines Antikriegs-Dramas überstülpten, dabei aber weder auf schreiberischer noch auf praktischer Seite Erfolg dabei hatten, das Projekt zum Erfolg zu bringen. Ambitionen kann man ja durchaus erkennen, wenn etwa der bürgerliche Widerstand und seine Folgen gegen das unüberwindbare, faschistische Regime thematisiert und in der „Geschichte“ eines Mädchens, die durch Ihr Gewissen so gut wie alles verloren hat, kanalisiert. Das war’s dann aber auch schon, mehr als ein ist ja nett gemeint, kommt am Ende nicht dabei rum, was primär der absolut dilettantischen Inszenierung – und damit dem Regisseur, sprich Alan Payet – anzukreiden ist, die in allererster Linie eins ist – langweilig. Und wenn sie mal nicht langweilig ist, dann ist sie lächerlich. Was jedoch nicht mit lustig verwechselt werden sollte, denn nicht mal die „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“-Tour zieht bei TRAIN SPÉCIAL POUR SS. Doof ist doof ist doof bleibt doof.
Keinesfalls besser macht es da der hundsmiserable Schnitt, der durchaus mal mitten in eine Szene reinspringt, oder Zeitsprünge von unbekannter Länge vollführt – wenn H. G. Wells das wüsste. Fairerweise muss ich an dieser Stelle allerdings anmerken, dass mir die Fassung Laser Paradise vorliegt, die den Film zwar an und für sich ungeschnitten präsentiert, aber nicht die weltweit längste Fassung ist. Die findet sich auf der niederländischen DVD und enthält unter anderem mehr Handlungsmaterial. Doch selbst unter Berücksichtigung des – fehlenden? – Filmmaterials ist der Schnitt mehr als holprig und dilettantisch. Ob das zusätzliche Handlungsmaterial denn in den Film eingefügt für ein wenig mehr Sinn und vielleicht auch Verstand sorgen würde, wage ich anhand der Infos die ich dazu bekommen habe arg zu bezweifeln. Ebenso, dass die längeren „Gewalt“-Szenen, unteranderem ist eine – und die einzige – Massenvergewaltigung länger. Dabei wird allerdings immer noch keine Massenvergewaltigung draus, denn wenn’s vorher keine war, machen auch ein paar Sekunden mehr Material keine daraus. Was hier nämlich präsentiert wird ist nichts weiter als harmloses und zugleich extrem blödes Rumgehampel, das schon fast zum Fremdschämen verleitet. Was im Übrigen auf alle Sexszenen zutrifft, denn die sind weder erotisch noch ansehnlich sondern einfach nur strunzdoof und dabei teilweise dermaßen unansehnlich, dass schon fast unfreiwilliger Humor aufkommt und sie noch das Beste – neben den ein oder zwei lustigen Dialogen die’s dann doch hier und da mal gibt - an diesem Werk von einem Film sind.
Bei so viel Nichtskönnerei verwundert es letztlich auch nicht, dass die Steller – von DAR-stellern wollen wir gar nicht erst reden – sich anpassen und eine hundsmieserable Leistung abgeben – von Nasenbären möchte ich gar sprechen und das obwohl mit Monica Swinn sogar eine kampferprobte Aktresse mit an Bord ist. Selbige zog nämlich schon in dem durchaus unterhaltsamen Franco-Vehikel DOWNTOWN – DIE NACKTEN PUPPEN DER UNTERWELT blank sowie im 76er Franco-Klassiker FRAUENGEFÄNGNIS.
Aber, Quantität ist nicht gleich Qualität. Sandra Mozarowsky – aus DAS BLUTGERICHT DER REITENDEN LEICHEN – regt sich nicht viel, sieht beim Arsch versohlt bekommen aber wenigstens gar nicht mal so übel aus… was man von Monica Swinn nicht gerade sagen kann, die macht mir sogar in der ein oder anderen Einstellung ein wenig Angst. Auch die männliche Riege bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, eher noch mit Schampus, obwohl die das auch lieber auf nackte Weiber kippen.
In diesem Sinne: „Los, leckt mich!“
Dieser Zug fährt direkt aufs Abstellgleis, genannt DVD-Regal. Denn das Einzige das an diesem Filmchen etwas her macht ist der deutsche Verleihtitel. FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN – ein Schwiegermamaschreck par excelence. Wenn sie nicht schon dran gewöhnt wäre. Ansonsten aber ist dieser Spezialzug der SS vor allem eins – speziell, und verdammt langweilig. Hier wird in keiner Weise gefoltert oder gar geschändet – nicht, dass es das zwangsläufig in einem Film braucht um ihn gut zu machen, aber wenn’s der Titel verspricht, erwartet man’s dann doch ein bisschen und dann macht’s den Film nun mal gut, wenn’s auch drin ist. Das bisschen Popo versohlen und – absolut lächerliches – Zureiten, das Der Folterzug zu bieten hat, haut außer Frau Schwarzer niemanden vom Hocker. Die Inszenierung ist mehr als schnarchig und verhindert so, dass man auch nur versuchen könnte der schwachfugigen und uninteressanten Handlung zu folgen, vorher kämpft man schon gegen den Schlaf. Lediglich ein oder zwei lustige Dialoge retten die Lok dann auch nicht mehr vorm absaufen und somit ist FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN maximal interessant für’s DVD-Regal, extrem Komplettisten, die wirklich alle haben wollen oder leidgeplagte Rezensenten, die sich ob der Chronistenpflicht für die beste Filmseite der Welt – FILMTIPPS.at, nur damit da keine Missverständnisse aufkommen – durch jeglichen Scheiß quälen, bloß weil Naziploitation draufsteht. Ich rate ab.