OT: Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides
ABENTEUER: USA, 2011
Regie: Rob Marshall
Darsteller: Johnny Depp, Penélope Cruz, Geoffrey Rush, Ian McShane
Captain Jack ist back: Spanien, England und Piraten wetteifern um den Ursprung eines Jungbrunnens und irgendwie gerät der gute Jack Sparrow mitten darunter. Vor allem, weil sein Herz so an Penelope Cruz hängt. Wer könnte ihm das verübeln?;-)
KRITIK:Mein Gott, ich weiß, sich Blockbuster im Kino anzusehen ist ja fast schon sowas wie Fisch essen oder beim Zähneputzen das Wasser laufen zu lassen. Außerdem mag ich ja eigentlich alle Arten von Filmen, und bin kein übermäßiger Fan der Piratenreihe, aber ich konnte schon wieder nicht widerstehen. Mein sonntägliches Gehirn befahl mir diesen Trip ins Disneyuniversum, obwohl ich genau wusste, wie sehr ich der Filmindustrie abseits Hollywoods schade, und wie mies die Kritiken den neuen Teil machten.
Aber siehe da - Was ist nur los mit mir?- ich mochte den Film. Ich fand 'Fremde Gezeiten' sogar richtig gut. Ich finde es vor allem interessant auf welcher Welle Krawallproduzent Jerry Bruckheimer gerade reitet. Vorbei die Michael-Bay- und Tony-Scott-Tage der Videoclipästhetik. Jetzt gibt es familienfreundliche High-Concept Movies in epischer Größe, die aber vor allem eines sind: altmodisch.
Figuren, die mit einander reden, Dialoge wo man zumindest versucht hat ein wenig Pepp und Intelligenz unterzubringen, Geschichten, die darauf abzielen, stringent zu sein und nicht die spektakulärst möglichen Schauwerte aneinanderzureihen, und damit auch eine wohltuende Unterwerfung der visuellen Effekte.
Das mag Wahnsinn sein, man sieht es auch an den rückläufigen Einspielergebnissen bei Jerry Bruckheimer Films, aber es hat doch Methode.
Nach 'Prince of Persia' und Sorcerer's Apprentice kommt schon wieder so ein Film, der eigentlich gar nicht existieren dürfte. Die halbe Laufzeit denkt man sich: Wo bin ich denn hier gelandet? In den 30ern? In den 60ern? Kommt jetzt bald Errol Flynn um die Ecke? Oder doch Burt Lancaster? Jedenfalls sind alle diese Filme mit Sicherheit nicht das, was man repräsentativ für das Kino unseres Jahrzehnts nennt. Der Jerry wird alt. Aber mir gefällt das. Er wählt nicht mehr die die jungen wilden Regisseure, Actionspezialisten, sondern solide Handwerker, die sich durch ihre Fähigkeit zu erzählen auszeichnen.
Ja, natürlich kommt da nichts Weltbewegendes oder Innovatives heraus, aber das ist ohnehin nicht die Idee. Da kommen vielmehr genau die Filme heraus, die man sich erwartet und erwünscht, die spektakulär sind, aber auch Herz haben und einem Luft zum atmen lassen.
Der neue Fluch der Karibik Teil wird von vielen Seiten als langweilig gescholten, aber das ist er eben überhaupt nicht. Er hat einfach einen ruhigen Erzählfluss, er zeichnet sich durch viele und lange Dialoge aus, gibt allen seinen Figuren genügend Raum, schafft es seine Anflüge von verschmitztem Humor, kreative Ideen und Plotkniffe gleichmäßig über seine doch beträchtliche Laufzeit zu verteilen und bietet sogar eine echt herausragend gute Actionszene im Mittelteil beim Versuch eine Meerjungfrau einzufangen, die sich von vielen heutigen Blockbustern abhebt, weil sie spannend ist, weil es um etwas geht.
Man spürt die Gefahr, denn in diesem Film sterben Figuren. Und es wird nicht heruntergespielt. Das tut weh, aber es ist wichtig, damit wir auch mitfiebern und um unsere Helden Angst haben, wenn wir sie auf ihrer abenteuerlichen Reise begleiten.
Fluch der Karibik Teil 4 ist ein echt gelungenes und schön altmodisches, fantastisches Seeabenteuer. Das macht Lust auf mehr. Kinder und Erziehungsberechtigte, seid aber gewarnt, dass dieser Film doch ziemlich düster und aufregend an mancher Stelle ist. Ein Kinderfilm für Erwachsene eben. Sehenswert.