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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Firefox

Firefox

ACTION: USA, 1982
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Clint Eastwood, Freddie Jones, David Huffman

STORY:

Im Zuge des Wetttrüstens haben die Sowjets eine neue Superwaffe entwickelt, ein gedankenkontrolliertes, radarunsichtbares, unglaublich leistungsstarkes Flugzeug - die Firefox. Die US-Amerikaner haben nur ein Ziel: Diesen Jet in die Hände zu bekommen. Dazu senden Sie ihren besten Piloten nach Moskau...

KRITIK:

Kinnas, wie die Zeit vergeht...

Vor 30 Jahren dachte bei dem Namen Firefox niemand an die Browseralternative zum Internet Explorer, sondern an den neuesten Actionkracher von und mit Clint Eastwood, der den Sowjets vor ihren Nasen das neueste Spielzeug klaut - während ich mir meine Nase an den Aushangfotos plattdrückte, weil das Kino meiner Wahl tatsächlich eine strenge Eingangskontrolle umsetzte. Als ich ihn dann hätten sehen können, war der Hype auch schon wieder vorbei. So kam es, dass Eastwoods Film auch im Videozeitalter unbeachtet blieb und ich erst mehr oder minder zufällig vor kurzem wieder über ihn stolperte.

Nun ist klar, dass Clint Eastwood nicht nur nachdenkenswerte, kluge Filme dreht, daher habe ich diese Lücke eher aus sentimentalen denn aus filmästhetischen Gründen geschlossen. Sagen wir, es war ein tolles Jungenserlebnis, bei dem ich mich wieder wie 14 fühlte und mich an die Welt erinnerte, in der wir damals lebten. Diese Welt bestand aus einer klaren Trennung zwischen Gut und Böse, den Amis und den Russen. Reagan, Thatcher und Kohl dominierten die Politik und definierten das Feindbild im realen Leben, welches im Kino dann seine Entsprechung fand.

Clint Eastwood bediente selbstverständlich als strammer Konservativer dieses Klischee. Allerdings sollte man diesen Mann auch niemals unterschätzen. Denn wie alle intelligenten Filmemacher weiß er, dass es zwischen Schwarz und Weiß eine Menge Grautöne gibt. Betrachtet man FIREFOX ein wenig genauer, dann kann man zumindest attestieren, dass Eastwood das Gut/Böse-Schema nicht kritiklos übernimmt. Während nämlich die hohen Generäle mehr oder minder Krieg spielen, erlebt er, was es heißt, Morde zu begehen, um unentdeckt zu bleiben. Er ist bloßes Werkzeug, das in jeder Situation zu funktionieren hat. Und das wird nicht nur zunehmend schwieriger, es wird ihm in der ersten Hälfte des Films auch zunehmend bewusst.

So ist dann auch die erste Hälfte des Films die deutlich bessere. Der Pilot ist in den Plan seiner Vorgesetzten nur zu einem Bruchteil eingeweiht, und daher mindestens genauso überrascht wie der Zuschauer, wie sich unvorgesehen scheinbar klare Dinge ändern und wie schnell Situationen unübersichtlich und gefährlich werden. Eastwood kombiniert hier sehr komprimiert - vor allem bei einer Verfolgungsjagd in der Metro - eine Spannungssequenz nach der anderen, und wirft den Zuschauer so unmittelbar ins Geschehen.

Sobald er aber das Objekt der Begierde tatsächlich kapert, kommen zwar die Actionfreunde auf ihre Kosten, allerdings wird der Film auch deutlich techniklastiger. Eingezwängt in einem Helm bleibt kaum Raum für Emotionen, und aus dem Menschen Eastwood wird eine Maschine, die eine Maschine steuert. Leider krankt der zweite Teil noch an einem anderen Problem:

Die Firefox fliegt natürlich nicht wirklich, sondern ist meist als Modell in Wolkenformationen einkopiert. Und dieser Effekt ist eben deutlich als solcher zu erkennen (für den Insider: insbesondere der öfters zu sehende Blauschimmer um das Modell zeigt, dass beim Einkopieren nicht die Sorgfalt angewendet wurde, die für diese Technik notwendig gewesen wäre). Brillant sind dagegen die kurzen Sequenzen einer Verfolgungsjagd im Tiefflug zwischen Gletscherwänden. Sie erinnern nicht von ungefähr an die Kämpfe um den Todesstern in STAR WARS; sie sind auch von John Dykstra, dem damaligen Special-Effects-Mann, umgesetzt.

Alles in allem ist FIREFOX eine kaltschnäuzige Variante des gut 25 Jahre älteren DÜSENJÄGER. Während auf der einen Seite John Wayne kumpelhaft mit der russischen Pilotin Janet Leigh flirtet und ihr zuliebe mit zwei Jets romantisch gen Westen in die Freiheit fliegt, ist Clint Eastwood der Einzelgänger, der nur einen Befehl ausführt, um das militärische Gleichgewicht wiederherzustellen. Und während in dem John Wayne Film noch richtige Flugzeuge fliegen, ist es bei Eastwood nur noch eine Attrappe.

Firefox Bild 1
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FAZIT:

Ein Technikspektakel aus der Zeit des Kalten Kriegs, War Games, Videospielen und S.D.I., das in der ersten Hälfte (auf nach Moskau) deutlich menschlicher und spannender ist als in der zweiten (raus aus Moskau). Und wem dieses Moskau auch noch bekannt vorkommt - 1982 gab es noch keine Drehgenehmigung für den Roten Platz. Gedreht wurde in Wien. Achtet auf den "Kurzzug".

WERTUNG: 6 von 10 Nachbrennern
TEXT © Marcel
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