DRAMA: USA, 2004
Regie: Marc Forster
Darsteller: Johnny Depp, Kate Winslet, Dustin Hoffman
Johnny Depp spielt den Peter-Pan-Autor J. M. Barrie.
KRITIK:
"Hinreißend!" "Begeisternd!" "Der schönste Film des Jahres!"
Wenn mir schon am Kinoplakat derart fundierte "Kritiken" entgegenlachen, entnommen von kompetenten Quellen wie "Brigitte",
dann wird der kleine Zyniker in mir schnell grantig. Und geht in Erwartung einer furchtbaren Kitschorgie in den Kinosaal - bzw. muss erst mal mit sanfter Gewalt dazu gezwungen werden :-))
Die erwartete Kitschorgie bleibt aber (weitgehend) aus. Im Gegenteil, der Film hat durchaus seine Momente. Johnny Depp ist natürlich eine Traumbesetzung für den melancholischen Traumtänzer J. M. Barrie. Auch die anderen Charaktere sind sorgfältig gezeichnet und gut gespielt.
Im Grunde gäbe es hier wenig zu meckern.
Bis auf die Tatsache, dass der Film doch in sehr konventionellen Bahnen verläuft. Und nie aus den berechenbaren Grenzen dessen ausbricht, was man in der Chefetage der Disney-Tochter Miramax unter einem künstlerisch wertvollem Film versteht.
Hätte man für diesen Film, der ja von der Macht der Phantasie handelt, nicht einen phantasievolleren Regisseur verpflichten können?
Einen Tim Burton etwa. Nicht auszudenken, was das Dream Team Tim Burton und Johnny Depp ("Sleepy Hollow", "Edward Scissorhands", "Ed Wood") aus diesem Stoff gemacht hätte. Zumal ja Tim Burton seine Helden immer auch mit einer dunklen Seite ausstattet. Die fehlt hier völlig:
Dass James Barrie im wirklichen Leben ein derart selbstloses, herzensgutes, und vor allem völlig asexuelles Beinahe-Heiligenwesen war, kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Schönes, gutbürgerliches Wohlfühlkino mit Kunstanspruch light ist das. Wer daran Gefallen findet, wird wahrscheinlich den Film des Jahres sehen.