SF/FANTASY-ANIME: JAPAN, 2005
Regie: Tetsuya Nomura, Takeshi Nozue
Darsteller: -
Zwei Jahre nach den Geschehnissen des Playstation-Spiels FINAL FANTASY VII liegt die Stadt Midgar in Ruinen und die Bevölkerung wird von einer rätselhaften Krankheit namens Geostigma heimgesucht. Der Held (des Spiels) Cloud hat sich nach seinem Sieg über den finsteren Sephiroth zurückgezogen und beruflich vom Schwert schwingenden Planetenretter zum Kurierfahrer umgesattelt. Doch als er von drei dunklen Gestalten, die sowohl äußerlich als auch charakterlich eine gewisse brüderliche Ähnlichkeit zum alten Feind Sephiroth aufweisen, angegriffen wird, sieht sich Cloud gezwungen, sein riesiges Schwert wieder vom Nagel zu nehmen. Denn das Trio hat finstere Pläne im Sinn. Sie wollen die grausame außerirdische Mutter Jenova erwecken, um Sephiroths Vernichtungswerk zu vollenden…-
KRITIK:Gerade habe ich zum ersten Mal FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN gesehen. Den zweiten Film nach Motiven der legendären Konsolenrollenspielreihe. Etwas spät dran, meint ihr? Weil der Film mittlerweile auch schon sechs Jahre auf dem Buckel hat? Ja, ich weiß. Trotz des Mut und Gänsehaut machenden Trailers habe ich die DVD immer unten im Stapel gelassen und nicht angeschaut. Irgendwie habe ich der Idylle nie über den Weg getraut. Nennt es böse Vorahnung, oder so.
Doch jetzt ist die Premiere von FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN in meinem Heimkino vorbei und ich sitze an einer Kritik, die ich eigentlich gar nicht schreiben will. Weil das was jetzt folgt, ist irgendwie so, als müsste ich meinem besten Freund eine scheuern…
Ja, liebe Final Fantasy-Fans, da draußen. Wenn man den Wertungen auf ofdb und imdb glauben darf, scheint euch der Film ja gefallen zu haben. Es sei euch auch gegönnt. Ich jedenfalls bin bitter enttäuscht. Dabei bin ich einer von euch. Hunderte von Spielstunden habe ich in der Final Fantasy-Welt verbracht, seit mich zu Zeiten der ersten (guten, alten) Playstation der siebte Teil der Reihe völlig in seinen Bann gezogen hat. Die gepeinigte Mutter Gaia. Der undurchsichtige Shinra-Konzern. Mein Helden-Alter Ego Cloud mit seinem Mordsschwert. Rundenbasierte Kämpfe. Ich war mit Cloud in der Honigbiene und bin bis heute nicht sicher, ob man mich dort vergewohlwurzelt hat oder nicht. Egal. Wir amüsierten uns auf der Gold Saucer. Ich weinte um Aerith. Ich hasste Sephiroth. Ich schielte auf Tifas bombastische Oberweite. Ich züchtete wie der Teufel Chocobos. Bekam Gänsehaut bei "One-winged Angel". Es war ein unglaublich episches Spielerlebnis. Noch heute erinnere ich mich an fast alle Final Fantasy-Spiele wie an unvergessliche, erlebnisreiche Abenteuerurlaube.
Nun sah ich den Film. Schon der erste FINAL FANTASY (DIE MÄCHTE IN DIR, 2001) war eine äußerst zwiespältige Angelegenheit. Doch da die Story dort nicht allzu viel mit der Videospielwelt von Final Fantasy zu tun gehabt hatte, nahm man ihre merkwürdige Uninspiriertheit noch mit Gelassenheit auf. Doch bei FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN liegen die Dinge anders. Der Film zeigt die Final Fantasy VII-Welt mit allen Final Fantasy VII-Charakteren. Er geht mit Cloud und Yuffie, mit Cid und Nanaki hausieren. Der Film tritt als hochoffizielles Sequel eines Rollenspielklassikers in Erscheinung. Ergo die hundertminütige Fortsetzung zu einem 80-100 Spielstundenepos. Seht ihr schon das Problem?
Nun; sicherlich hätte ein findiger Drehbuchschreiber auch in einem begrenzten Zeitrahmen von nur 100 Minuten eine packende Geschichte aus dem Universum des siebten Teils der Reihe zu erzählen gewusst. Aber bei aller Liebe, was der Plot dieser so genannten Fortsetzung anbietet - Sorry!-, das geht kaum über den Gehalt einer durchschnittlichen POWER RANGERS-Folge hinaus. Nach einem noch recht viel versprechenden, aber bereits da schon völlig mit Rückblenden, Insiderwinks und Game-Verweisen überladenen Anfang entwickelt sich die ohnehin actionorientierte Geschichte schnell in eine heil- und hirnlose Nonstop-Klopperei, in der auch der Dialog immer mehr zu einem kleinen Häufchen immer armseliger und armseliger werdenden Wannabe(cool)-One-liner zusammenschrumpft.
Schön, es kracht und blitzt an allen Ecken und Enden. Da stürzt sich mal eine riesige geflügelte Apokalypse aus dem Himmel und lässt ein paar Gebäude einstürzen und dort kommt auch der alte, finstere Sephiroth zu seiner immer noch meterhohe Gänsehaut erzeugenden Hymne "One winged angel" aus dem Jenseits zurück. Aber was bringt der ganze Budenzauber, wenn das Drehbuch selbst Clouds alten Spezi Barrett als gesamten (!) Text zwei oder drei der oben erwähnten dämlichen Einzeiler gönnt und anderen liebgewonnenen Mitstreitern aus tausend Konsolenschlachten noch nicht einmal die?
Perlen vor die Säue sind da auch die paar wenigen Twinkies in Richtung Game, wie der Handyklingelton nach Tifas Kampf in der Kirche, die man wirklich als gelungen bezeichnen darf.
Es ist unglaublich schade, dass die mithilfe von Motion Capture produzierten wahrlich majestätischen Animationen und die Filmmusik gewordene Göttergabe von Nobuo Uematsu auf der Tonspur (welche Orchestrales und Metal so virtuos miteinander verbindet, dass die Qualität dieser Stücke selbst den erhabenen Therion zur Ehre gereicht) in keiner würdigeren Verfilmung Platz finden durften. Denn keine Frage, musikalisch verwöhnt der Film die Ohren und auch visuell ist er ein Hingucker.
Aber: FINAL FANTASY - dieser Name stand schon immer für das Erzählen großer Epen über Freundschaft, Vertrauen und das Einstehen für besondere Werte. Das Universum von Final Fantasy war auch immer so etwas wie ein Refugium. Ein Ticket in die Welt der (mitunter auch herrlich unerwachsenen) Träume. Ein wahrhaftiges Reich der Phantasie, wo es bei allen Gefahren und Bedrohungen auch immer ruhige Momente gab. Und viel Charmantes, Lustiges, Begeisterndes, Aufregendes, Märchenhaftes. FINAL FANTASY war immer Nervenkitzel, Spaß, aber immer große Gefühle. FINAL FANTASY - ADVENT CHILDREN spart sich das alles und reiht zwar rasant inszenierte, aber völlig seelenlose Actionsequenzen immer plumper aneinander, bis sie am Ende nur noch ermüden.
Würde man die Verfilmung bildhaft in die Spielvorlage rückübersetzen, wäre sie nichts weiter als ein permanentes Feststecken in einem Zufallskampf. Er windet sich in einem Feuerwerk, das immer substanzloser wird, je mehr es knallt. Dabei dürften die Nichtzocker im Publikum, die "Final Fantasy VII" noch nie gespielt haben, ohnehin Probleme haben, selbst der dünnen Handlung von ADVENT CHILDREN zu folgen. Viel Geschichte gibt es ja nicht, doch die die da ist, entfacht einen Overkill an Anspielungen und Rückblenden, die für jeden Unkundigen ein Fragezeichen nach dem anderen generiert.
Man soll ja keine Werke gleichen Namens vergleichen, wenn sie auf verschiedenen Medien erzählt werden. Doch die Crux von FINAL FANTASY VII ADVENT CHILDREN springt einem förmlich ins Gesicht. Im Gegensatz zum Game, im Gegensatz zu seiner prächtigen Musik hat der Film schlicht und ergreifend weder Herz noch Seele…
Nach FINAL FANTASY VII, dem Playstation-Rollenspiel war ich verzaubert; nach FINAL FANTASY VII, dem Film maßlos enttäuscht. Schade um die visuelle Pracht, die grandiosen Animationen und die fast noch grandiosere Filmmusik. Deren Einsatz hätte man sich in einer der mächtigen Vorlage würdigeren Fort- und Umsetzung gewünscht…