OT: Figures in a Landscape
THRILLER/SCI-FI: GB, 1970
Regie: Joseph Losey
Darsteller: Robert Shaw, Malcolm McDowell, Henry Woolf
Zwei Männer laufen durch eine karge, unwirtliche Landschaft. An den Händen gefesselt, sind sie offensichtlich auf der Flucht. Ein bedrohlicher, schwarzer Helikopter mit zwei gesichtslosen Piloten folgt jedem Ihrer Schritte und scheint eine erbarmungslose Hetzjagd mit den Flüchtigen zu veranstalten. Verzweifelt versuchen die Männer, Ihren Jägern durch immer unwegsameres Gelände zu entkommen. Wird die Flucht gelingen und wo führt sie hin?
Bei Figures in a Landscape ist der Titel Programm. In diesem seltsamen Kleinod aus den an schrägen und außergewöhnlichen Filmen beileibe nicht armen Siebzigerjahren, reduziert sich die Handlung völlig auf das Motiv der Flucht der beiden Gejagten vor dem omnipräsent erscheinenden, unheimlichen schwarzen Helikopter.
Nichts wird erklärt, es gibt keine Vorgeschichte die erhellt, wie die beiden Protagonisten in diese Lage gekommen sind, wer sie jagt oder wohin sie flüchten. Auch der Ort des Geschehens wird nicht näher definiert. Der Zuseher bleibt allein mit seiner Interpretation dessen, was es zu sehen gibt. Und zu sehen gibt es - trotz des reduzierten Plots - eine Menge:
Die beiden Männer werden von keinen geringeren als den beiden renommierten Schauspielveteranen Robert Shaw und Malcolm McDowell verkörpert. Das Duo könnte unterschiedlicher nicht sein. Während Shaw einen brummigen, kurz angebundenen Überlebenstypen mit offenbar militärischem Hintergrund verkörpert, der auch vor einem schnellen Mord quasi im Vorbeigehen nicht zurückschreckt, geht McDowell in der Rolle des überlegten und weitaus sensibleren Jungspunds sichtlich auf.
Es fällt nicht schwer, die beiden Charaktere, über die man auch im Verlauf der Handlung kaum mehr erfährt, als Verkörperungen von Instinkt (Shaw) und Verstand (McDowell) zu deuten.
Die dritte und vielleicht wichtigste Hauptrolle spielt in diesem englischen Film des Regisseurs Joseph Losey aus dem Jahr 1970 jedoch die Landschaft. In atemberaubenden Bildkompositionen werden immer wieder die verzweifelten Flüchtigen gezeigt, verloren in einer weithin offenen, menschenleeren Landschaft. Die Flucht führt sie durch eine Steinwüste über ein verlassenes Hochplateau, hinab in ein spärlich besiedeltes, grünes Tal. Das finale Drama schließlich spielt sich inmitten von majestätischen, schneebedeckten Berggipfeln ab. Viele Einstellungen sind schlicht grandios und könnten so auch als Bild an einer Wand hängen. Und über allem schwebt ständig - bedrohlich und unheimlich - der schwarze Helikopter.
Das Ende der fast zweistündigen Hetzjagd überrascht und lässt einen teils ratlos zurück. Es ist ein konsequentes Ende für diesen außergewöhnlichen Film und ein typisches für Werke aus den Siebzigern.
Eine Filmperle mit minimalistischem Plot, die in erster Linie auf der visuellen Ebene sowie durch das intensive Spiel der beiden Hauptdarsteller beeindruckt und auch nach dem Ende eine ganze Weile nachwirkt. Wer bei einem Film für alles eine Erklärung einfordert, wird an diesem Werk schier verzweifeln. Für Freunde ungewöhnlicher Seherlebnisse aber eine unbedingte Empfehlung.
IM VISIER DES FALKEN / FIGURES IN A LANDSCAPE ist bei Explosive Media auf DVD erschienen. Der DVD ist ein Booklet mit weiterführenden Film-Infos und Interpretationsversuchen beigelegt.