DRAMA/SATIRE: USA, 2006
Regie: Richard Linklater
Darsteller: Greg Kinnear, Bruce Willis, Patricia Arquette, Luiz Guzman, Avril Lavigne
In der Chefetage der Fast-Food-Kette Mickeys ist - wie es so schön heißt - die Kacke am Dampfen: Im "Big One" wurden stark erhöhte Kolibakterien-Werte gefunden. Der Marketingexperte Don (Greg Kinnear) wird nach Colorado geschickt, um beim örtlichen Fleischlieferanten die Gründe für das wenig gustiöse Testergebnis herauszufinden. Seine Reise zur "Dark Side of All-American Meat" führt dem kreuzbraven Familienvater mehr kriminelle Machenschaften, Lügen, Ausbeutung und Tierquälerei vor Augen, als er sich vorstellen konnte...
KRITIK:Der äußerst vielseitige Regisseur Richard Linklater hat den Sachbuch-Bestseller des US-Autors Eric Schlosser in ein Episodendrama verwandelt. Der Film verwebt Geschichten von illegalen Einwanderern, profitgierigen Managern, entrechteten Farmern und umweltbewegten Studenten zu einer vielschichtigen Anklage des American Way of Life und seinem Hunger auf faschierte Gatschlaberln.
Der Tonfall ist einigermaßen agitatorisch. Milde, harmlose Satire, die bloß keiner Partei zu fest auf die Füße steigen will, ist Linklaters Sache nicht. Der Filmemacher hat mächtig Wut im Bauch und nennt die Dinge beim Namen: "Da ist Scheiße im Essen."
Was das Filmerlebnis leider etwas trübt, ist Linklaters Hang zur Geschwätzigkeit - schon klar, seit Before Sunrise hat der Mann seinen Ruf als Amerikas bester Dialogregisseur zu verteidigen. Trotzdem hätte ich beim Auftritt von Ethan "Ewiger Slacker" Hawke gerne im Kinosaal die Fast Forward-Taste betätigt - woher nimmt der Mann bloß die Energie, ohne Luftholen zehn Minuten durchzulabern?
Seine stärksten Momente hat der Film, wenn Linklater seinen hochkarätigen Cast (Bruce Willis, Patricia Arquette, Luiz Guzman etc.) mal kurz die Klappe halten und stattdessen die Bilder sprechen lässt.
Nicht unbedingt appetitsteigernde Aufnahmen aus dem Schlachthof dürften Zartbesaiteten eher heftig auf den Magen schlagen. Nur über die Glaubwürdigkeit von Popgirlie Avril Lavigne als Tierschutz-Aktivistin müssen wir noch mal reden.
Richard Linklaters auf einem Sachbuch-Bestseller beruhendes Episodendrama entlarvt die Fast Food-Industrie als brutale, menschen- und tierfeindliche Ausbeutungsmaschinerie. Ein mutiger Film für Hirnbesitzer, der aber an seiner Dialoglastigkeit leidet. Dennoch sehenswert.