DRAMA: A 2006, 2006
Regie: Barbara Albert
Darsteller: Nina Proll, Kathrin Resetarits, Birgit Minichmayr, Ursula Strauss, Gabriela Hegedüs
Fünf Frauen um die Dreißig, die nichts verbindet außer der gemeinsamen Schulzeit, sehen einander nach vierzehn Jahren beim Begräbnis ihres Klassenvorstandes wieder. Man hat sich wenig zu sagen. Doch beim anschließenden Besäufnis fallen Hemmungen und notdürftig übergestülpte Alltagsmasken ...
KRITIK:
FALLEN - der neue Film der österreichischen Regisseurin Barbara Albert - ist in Venedig - verzeiht mir das blöde Wortspiel - durchgefallen.
Ich wünsche es der Regisseurin nicht, aber an den heimischen Kinokassen befürchte ich ähnliches.
Der Film ist nämlich alles andere als eine cineastische Großtat.
Dabei hätte diese Geschichte um fünf unterschiedliche Frauen, die durch einen Unglücksfall zusammengeführt werden und dabei erkennen, dass ihr Leben nicht unbedingt nach Plan verlaufen ist, durchaus das Zeug zu einem ernstzunehmenden Drama gehabt.
Nicht auszudenken, wenn eine wirklich gute Regisseurin - Sofia Coppola vielleicht? - sich dieses Stoffes angenommen hätte.
Doch Barbara Alberts dritte Regiearbeit kommt über das bescheidene Niveau des österreichischen Sozial(porno)-Dramas nicht hinaus. Mit einem Unterschied: Schauplatz ist ausnahmsweise nicht die graue Wiener Gemeindebauten-Tristesse. Sondern eine niederösterreichische Provinzhölle samt Landgasthaus, Bierzelt und Dorfdisco.
Doch nicht die Schauplätze sind das Problem dieses Films,
sondern seine "antifilmische" Inszenierung: Bildästhetik und visuelle Innovationen
sind ja nicht unbedingt die großen Stärken des heimischen Kinos. Und es wäre auch unklug,
sich von einem Film dieser Art peppige MTV-Ästhetik zu erwarten.
Doch gegen diese lieblosen, statisch heruntergekurbelten Bilder ist selbst jede ATV-Reportage reinste Avantgarde.
Wie immer bei Barbara Albert ist die Musik die treibende Kraft der Erzählung. Das ginge in Ordnung - wäre da nicht Alberts etwas - ähm - unkonventionelle Musikauswahl. In Nordrand (1999) durfte tatsächlich die Kelly Family aufjaulen, in Böse Zellen (2003) dröhnte Nachtschicht-artiger Technosound, und hier fallen überhaupt sämtliche Genre-Grenzen: Grölender Bierzelt-Schlager trifft auf Falcos "Jeanny" (in der Nina Proll-Version) und Elektro-Pop auf unterem FM4-Soundpark-Niveau. Wirklich gut ist nur der Abspann-Song von Gustav ("We shall overcome").
Um fairerweise doch noch etwas Positives zu sagen: Die Schauspielerinnen sind durchwegs gut; wer realistische Frauen-Portraits mag und über eine erschreckend konzeptlose Inszenierung hinwegsehen kann, darf sich auf "Körper und Gesichter wie Naturereignisse" (Zitat profil) freuen.
Bitte noch mal den letzten Absatz lesen ...