BIOGRAPHIE: A, 2007
Regie: Thomas Roth
Darsteller: Manuel Rubey, Patricia Aulitzky, Christian Tramitz, Martin Loos, Grace Jones
Das Leben des größten österreichischen Popstars Falco...
KRITIK:Da haben wir ihn endlich, den diesjährigen Hoffnungsträger der österreichischen Filmindustrie, zum zehnten Todesjahr (10 Jahre drogenfrei wie Stermann und Grissemann verlauten ließen) die Vita des Hans Hölzel. Ein riesiges Budget (für österreichische Verhältnisse), CGI-Effekte (anders als bei amerikanischen Filmen freut man sich bei europäischen über ihren Einsatz) und nachgestellte Falco-Hits im Fünfminutentakt.
Der Mythos Falco wurde von den heimischen Medien übertrieben gehypt, der Film selbst, nicht respektlos aber doch, von den Zeitungen zerrissen. "Oberflächlich", "kommerzlastig" und "langweilig" sei Thomas Roths Falco-Biographie, so der einhellige Tenor der Kritiker.
Dementsprechend gering waren meine Erwartungen. Trotzdem bin ich, hoch motiviert diesen Blockbuster der heimischen Filmszene vorm Absaufen zu bewahren, ins Kino gepilgert. Denn ich bin ein Falco-Verehrer. Also kein Hardcore-Fan; ich habe mir noch niemals eine CD von ihm gekauft, aber wenn eines seiner Lieder im Radio oder in einer Bar kommt, rocke ich mit.
Die Rossacher/Dolezal-Doku Falco lebt (ganz nebenbei einer der besten Dokumentarfilme, der jemals gedreht wurde, und das meine ich ganz ernst) hat schon allen Zweiflern gezeigt, was für ein toller und faszinierender Künstler dieser Hansi Hölzel eigentlich war. Wenn ein Paulus Manker und ein HC Artmann solche Worte über einen Popstar verlieren, dann muss wohl ein bisschen mehr dahinter stecken.
Und Falco war zweifellos ein ganz großer Popstar - im positiven Sinne. Aber auch ein von Komplexen und Unsicherheiten geplagter, hochsensibler und begabter Mensch mit dem selbstzerstörerischen Willen zum Startum. Kein Vergleich mit den Marketingproduktbaukastenpopstars, derer es heute so viele gibt. Nein, ich wage es Falco in einem Atemzug mit Michael Jackson oder Pete Doherty zu nennen, aber haut's mich bitte nicht dafür, denn ich muss zugeben, ein Ignorant auf dem Gebiet der Musik zu sein, weswegen ich aus kompensatorischen Gründen ja auch Filmkritiken in meiner Freizeit schreibe :-)
Aber kommen wir endlich zum Film. Der steht und fällt ja mit dem Hauptdarsteller. Und genau das trifft es ganz gut. Denn Manuel Rubey, Bandleader der Mondscheiner, verkörpert den jungen Falco großartig und glaubhaft und hat sich dessen von mir heiß verehrten Sprachstil angeeignet - Falcos geniale postmoderne Version vom Wiener Dialekt. (Eigentlich hätte mir der Film schon gefallen, wenn er einen zweistündigen Monolog in einer schwarzen Kammer gehalten hätte :-).
Leider wird Falco aber mit der Zeit älter und Rubey nicht. So verliert die zweite Hälfte gegen die erste, denn Rubey wirkt etwas deplaziert, man merkt, dass er da nicht hingehört, und so beginnt es unter all dem Falcoschen Oberflächenzauber zwischen Strizzi-Onelinern und swingenden Videoclips etwas zu bröckeln.
Man spürt plötzlich die eine oder andere Länge, man bemerkt, dass dieser Film kein großes Kunstwerk ist. Macht aber nix. Denn sobald wir das Ende kommen sehen, sind wir auf einmal wieder so seltsam angespannt, wollen wir jede Sekunde, die uns noch bleibt mit unserem Superstar und Wrack genießen, denn jeder Moment könnte der letzte sein.
Und deshalb widerspreche ich hier allen owizarrerischen Kritiken: Dieser Film ist okay. Zugegebenermaßen kein großes Meisterwerk, aber wenn man Falco mag, und das tue ich, dann lohnt es, die 108 Minuten 'Falco - Verdammt wir leben noch' mit ihm zu verbringen. Basta!