HORROR/THRLLER: I, 2004
Regie: Eros Puglielli
Darsteller: Luigi Lo Cascio, Desislava Tenekedjieva, Simón Andreu
Ein Serienkiller, der seinen Opfern die Gliedmaßen amputiert und durch Prothesen ersetzt, versetzt eine italienische Stadt in Angst und Schrecken. Kommissar Amaldi wird auf den Fall angesetzt. Dass er zusätzlich eine Studentin, zu der er sich hingezogen fühlt, vor einem Stalker beschützen muss, macht den Fall nicht einfacher ...
KRITIK:Die italienische Filmindustrie hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen, vor allem, was einschlägige Genre-Produktionen anbelangt. Die großen Namen vergangener Zeiten sind entweder tot (Lucio Fulci, Mario Bava); im Ruhestand (Enzo G. Castellari) oder schlagen sich weit unter ihrem Wert als Auftragshandwerker fürs Fernsehen (Dario Argento).
Und auch das "segensreiche" Wirken eines gewissen Silvio Berlusconi hat der Italo-Filmindustrie nicht gerade gut getan. Unter diesen Umständen erscheint ein solider Stieflelland-Horrorfilm wie Eyes of Crystal wie ein kleines Wunder.
Der Film des bislang unbeschriebenen Blattes Eros Puglielli orientiert sich - wenig überraschend - an den großen Vorbildern von Argento und Co. Im Zentrum steht ein psychopathischer Massenmörder, der seine sexuellen Perversionen an weiblichen Opfern auslebt. Dabei erweist sich Eyes of Crystal allerdings weit weniger "zeigefreudig" als seine offenkundigen Vorbilder. Die Morde geschehen im stets Off; der Zuseher bekommt lediglich die makaberen Ergebnisse der "Arbeit" des Killers zu Gesicht.
Schauspieler, Regie und Ausstattung sind gehobenes B-Picture-Niveau; die Figuren werden überraschend gut charakterisiert. Wie der Killer trägt auch der Kommissar ein unaufgearbeitetes Trauma mit sich herum; der toughe Cop darf sich auch Emotionen erlauben und Verletzlichkeit zeigen, ohne "unmännlich" zu wirken - eine schauspielerische Gratwanderung, die erstaunlich gut funktioniert.
Auch visuell stimmt alles: Rastlos hetzt die Kamera durch die obligatorischen pittoresk verzierten Tatorte samt Zeitungsausschnitten und "Psychopathen-Malereien". Und immer wieder wirkungsvoll: Die Close-Ups auf schreckgeweitete Augen in bester Argento-Manier.
Sicherlich hat der Film auch seine Schwächen: das Genre wird nicht unbedingt neu erfunden;
und einzelne Sub-Plots neigen dazu, im Nichts zu versickern, was der Spannung nicht immer zuträglich ist.
Dennoch: Als solider Genre-Film aus dem Stiefelland, der an die große Tradition des italienischen Giallo-Films anschließt, leistet Eyes of Crystal sehr gute Dienste. Kann man sich durchaus ansehen.
Solider Horrorthriller made in Italy, der wehmütige Erinnerungen an die große italienische Horror-Tradition der Siebziger und Achtziger (Dario Argento!) weckt.