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Eye in the Labyrinth

Eye in the Labyrinth

OT: L'occhio nel labirinto
GIALLO: DEUTSCHLAND/ITA, 1972
Regie: Mario Caiano
Darsteller: Adolfo Celi, Sybil Danning, Rosemary Dexter, Horst Frank, Alida Valli

STORY:

Julie (Rosemary Dexter) hat einen Traum, in dem ihr Psychiater und Liebhaber Luca (Horst Frank) durch ein Labyrinth gehetzt und brutal ermordet wird. Anschließend muss sie feststllen, dass Luca tatsächlich verschwunden ist. Julie erhält Hinweise darauf, dass ein geheimnisvoller Ort namens "Maracudi" Licht ins Dunkel bringen könnte und macht sich gleich auf den Weg...

KRITIK:

Zu dem Giallo EYE IN THE LABYRINTH schrieb ein Kollege von "Eskalierende Träume" eine Kritik, die mit den folgenden Worten beginnt: "Ein Film, der wabert, der sich hebt und senkt wie ein atmender Körper. Ein organischer Film, in dem der psychologische Widerspruch einer Narration keinen Platz findet. Eine halbe Stunde vergeht, ohne dass etwas erzählt wird..."

Und in diesem Stil geht es immer weiter. Da ist unter anderem die Rede von einem "Toy-Boy unter dem schläfrigen LSD-Äther" - in einem Text, der den Verdacht erweckt, dass sich auch der Autor soeben ein gutes Pfund an kleinen, bunten Löschpapierschnipseln eingeworfen hat. Dazu noch ein Haufen bunter, und für einen Giallo zum Teil durchaus ungewöhnlicher Bilder...

Na ja, jedenfalls war meine brennende Neugierde geweckt und bald darauf habe ich eine Kopie dieses noch nicht offiziell auf DVD erschienenen raren Giallos ausfindig gemacht und über dunkle Kanäle erstanden. Und nachdem ich EYE IN THE LABYRINTH angeschaut hatte, konnte ich sowohl die Begeisterung, als auch die … äh … ungewöhnliche Wirkung, die dieses Kunstwerk auf den Geisteszustand des obigen Rezensenten ausgeübt hat, vollkommen nachvollziehen.

Richtig gelesen: Bei EYE IN THE LABYRINTH handelt es sich nicht einfach um einen weiteren Giallo, sondern um ein wahres Kunstwerk! Und wie jedes echte Kunstwerk, so bietet gerade auch dieser Film eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen, die ihn weit von allem absetzen, was ich bisher so - nicht nur in diesem Genre - gesehen habe. Und der obige Rezensent hat in der Tat den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er EYE IN THE LABRINTH als einen nicht narrativen Film gezeichnet, der mehr einen besonderen Zustand beschreibt, als dass er eine konkrete Handlung erzählen möchte.

Aber was ist dies für ein Zustand? - Zunächst einmal besticht EYE IN THE LABRINTH durch eine große Rätselhaftigkeit und zugleich durch ein Gefühl großer Freiheit und Weite. Der Film ist nicht nur von der Handlung her minimalistisch, sondern auch von seinem Bildaufbau. Immer wieder sieht man relativ kleine und unscheinbare Protagonisten inmitten einer weit geöffneten Landschaft. Und dazu erklingt immer wieder ein wunderbar passender Freejazz-Score von Roberto Nicolosi, der zugleich ein Gefühl von Weite, als auch von latenter Bedrohung vermittelt.

In der Tat ist der EYE IN THE LABYRINTH scheinbar bestimmende Minimalismus keine wirkliche Schlichtheit, sondern mehr eine äußerst exakte Wahl seiner Mittel. Denn dieser Film ist voll von assoziationsreichen Symbolen, die jedoch niemals als rein schmückendes Beiwerk verwendet werden, sondern immer nur da, wo sie wirklich passen.

So ist auch der in bester Giallo-Tradition äußerst blumig erscheinende Titel hier wirklich treffend gewählt. Denn um dieses Labyrinth dreht sich hier - im wahrsten Sinne des Wortes - wirklich alles. Ein Labyrinth taucht nicht nur in Julies Träumen und Visionen immer wieder auf. Auch wenn sie z.B. in dem geheimnisvollen Maracudi ankommt, so läuft sie ebenfalls durch labyrinthartige Klostergänge und verschlungene Gassen. Doch was es tatsächlich mit diesem "Labyrinth" auf sich hat, erfahren wir erst ganz zum Schluss...

Bis dahin ist allerdings schon ein wenig Sitzfleisch gefragt. Denn eine "weitestgehend nichtnarrative Struktur" bedeutet in diesem konkreten Fall leider auch, dass hier handlungsmäßig lange Zeit nicht so wirklich viel vorangeht. Auch, als EYE IN THE LABYRINTH irgendwann einmal so ganz langsam in Fahrt kommt, wird es trotzdem niemals so richtig rasant. Und als man nach ewigen Herumrätseln langsam meint die Lösung der ganzen Geschichte erraten zu können, da erscheint diese vermeintlich sich aufdrängende Auflösung als erschreckend banal.

Doch dann überrascht EYE IN THE LABYRINTH noch einmal so richtig. Denn wo der Hund hier in Wirklichkeit begraben liegt, das ist nicht nur wirklich überraschend, sondern insgesamt auch überraschend schlüssig geraten. So kann der Film letzten Endes auch auf der reinen Handlungsebene voll überzeugen. Und nachdem der Zuschauer schon so lange hingehalten wurde, bietet EYE IN THE LABYRINTH als kleines Sahnehäubchen am Ende noch einen gar garstigen Schluss.

Eye in the Labyrinth Bild 1
Eye in the Labyrinth Bild 2
Eye in the Labyrinth Bild 3
Eye in the Labyrinth Bild 4
Eye in the Labyrinth Bild 5
FAZIT:

EYE IN THE LABYRINTH ist einer der ganz wenigen wirklichen Arthouse-Gialli. Der Film ist sehr sperrig und anstrengend und zugleich sehr intelligent und einfach wunderschön. Sicherlich ist dies nicht die richtige Wahl, für einen lockeren Abend in feucht-fröhlicher Runde. Aber Liebhaber verquerer Filmkunst kommen hier allemal auf ihre Kosten!

WERTUNG: 8 von 10 freudsche Fehlleistungen in labyrinthartigen Gängen
TEXT © Gregor Torinus
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