DRAMA/HORROR: USA, 2012
Regie: Richard Bates Jr.
Darsteller: AnnaLynne McCord, Traci Lords, Roger Bart, John Waters, Ray Wise
Pauline ist 17 und kurz davor, die Highschool abzuschließen. Zuhause wird Pauline von ihrer bigotten Mutter terrorisiert. In der Schule machen ihr magersüchtige Cheerleader-Zicken und schwanzgesteuerte Vollidioten das Leben schwer. Der schwache Vater ist auch keine Stütze, und der Priester weiß erst recht nicht, wie er Pauline helfen soll. Die arbeitet derweil am Projekt, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren und übt das Sezieren von toten Vögeln. Ob sich so der Traum, Chirurgin zu werden, verwirklichen lässt? Der Mathematiklehrer mit dem Gesicht von Malcom McDowell hat so seine Zweifel ...
Manchmal greift man sich schon auf's Hirn: Da gehört man zur (vertrottelten?) Minderheit, die Filme aus Prinzip nicht irgendwo aus dem Netz saugen, sondern Geld dafür ausgeben. Weil sie einem etwas wert sind. Dann liest man nichtsahnend die Inhaltsangabe auf der Rückseite des DVD-Covers. Um wenig später festzustellen, dass die ziemlich abgründige Schlusspointe, auf die dieser Film 80 Minuten lang zuläuft, gnadenlos gespoilert wurde. Fuck you, Savoy Film, so was macht man einfach nicht!
Dabei muss man schon dankbar sein, dass ein Film wie EXCISION überhaupt das Licht der DVD-Regale erblickt. Gut, für einen Indie-Film an der Schnittstelle zwischen Arthouse und Horror ist ja nicht gerade unprominent besetzt. Neben der Ex-Erwachsenenfilm-Actrice Traci Lords, die ihre Rolle als bigotte, gefühlskalte Mutter übrigens mit Bravour meistert, wird die Besetzungsliste von illustren Namen wie John Waters (als Priester!), dem CLOCKWORK ORANGE-Tunichtgut Malcom McDowell und Ray Wise (Twin Peaks) geschmückt.
Für die Hauptrolle des soziopathischen Teenagers konnte mit AnnaLynne McCord ein Model aus irgendeinem 902010-Paralelluniversum gecastet werden, die mit fetten Haaren, dicken Pickeln und offensiv muffigen Grunge-Klamotten bemerkenswerten Mut zur Hässlichkeit zeigt.
Für einen Debutfilm legt Richard Bates Jr. eine beeindruckende Selbst- und Stilsicherheit an den Tag: Irgendwo zwischen dunkelschwarzer Gesellschaftssatire, ernsthaftem Coming of Age-Drama und blankem Horrortrip gelingt ihm ein glaubwürdiger Blick in eine gemarterte Teenager-Seele.
Visuelles Highlight des Films sind Paulines nicht wirklich mehrheitsfähige sexuellen Phantasien, die aussehen, als hätten sich Hermann Nitsch und Ken Russell auf ein BSDM-Clubbing verirrt. Doch bei aller Lust an der Grenzüberschreitung verliert der Regisseur aber nie die Geschichte aus den Augen. Die bekommt mit zunehmender Laufzeit etwas entschieden Unangenehmes und läuft auf ein Ende zu, das sich gewaschen hat - bzw. hätte, wenn's denn nicht auf dem DVD-Cover gespoilert wäre.
Zwischen dysfunktionalem Familienleben und bizarren sexuellen Tagträumen versucht Pauline, nicht den Verstand zu verlieren. Gelungenes Regie-Debut zwischen ernsthaftem Teenager-Drama und psychosexuellem Horrortrip. Wer ähnlich gelagerte Filme wie MAY - DIE SCHNEIDERIN DES TODES oder THE LOVED ONES zu schätzen wußte, kommt auf seine Kosten.
In diesem Sinne: "Adam licks pussy like a dog drinks water."