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Evil Dead Trap 3

Evil Dead Trap 3

OT: Chigireta ai no satsujin
HORROR-THRILLER: Japan, 1993
Regie: Toshiharu Ikeda
Darsteller: Shirô Sano, Megumi Yokoyama, Kimiko Yo, Tatsuo Yamada

STORY:

Eine Studentin stürzt sich vom Dach der Universität. Sie hat offenbar ein Kind von einem verheirateten Professor erwartet. Dieser gerät zusammen mit seiner mysteriösen Gattin kurz darauf ins Visier der Polizei, weil sich zwischen ihm und einer Reihe ungelöster bestialischer Frauenmorde Parallelen auftun. Die junge, etwas naive Ermittlerin Yoko wird auf das Ehepaar angesetzt...

KRITIK:

Heimlich, still und leise haben sie heuer vor 10 Jahren im fernen Japan EVIL DEAD TRAP 3 gemacht. Jetzt ist der Film mit einer Dekade Verspätung auch bei uns erschienen. Und endlich kriege auch ich mit, dass Regisseur Toshiharu Ikeda und sein renommierter, ebenfalls filmemachender Drehbuchautor Takashi Ishii die EVIL DEAD TRAP-Trilogie vollendet haben. Im Rahmen der Recherche zu dieser Review bin ich auf eine weitere, allerdings traurige Nachricht gestoßen, die ihrerzeit ebenfalls an mir vorbeigegangen ist: Ikeda hat sich offenbar vor drei Jahren das Leben genommen. Ruhe in Frieden.

Ikedas Karriere begann im Pink Eiga-Genre, doch sein filmisches Hauptvermächtnis ist und bleibt sicherlich der Ende der 80er Jahre erschienene, sehr stark von den Werken Fulcis und Argentos beeinflusste SHIRYÔ NO WANA. Dieser hochatmosphärische, drastische Splatterfilm, der bei uns unter seinem internationalen Verleihtitel EVIL DEAD TRAP bekannt wurde, versteht es auf brillante Art und Weise das japanische Schockvideo mit den Vorzügen italienischer Genrekunst zu vereinen und mauserte sich dadurch zu einem kleinen Klassiker im blutroten Metier.

SHIRYÔ NO WANA 2: HIDEKI (aka EVIL DEAD TRAP 2 aka HIDEKI THE KILLER) wurde nicht nur von einem anderen Team (Izô Hashimoto, Chiaki Konata) geschrieben und inszeniert, sondern geht auch inhaltlich und formell ganz andere Wege als sein Vorgänger. Das eine eigenständige Geschichte erzählende Sequel präsentiert sich als äußerst sperriger, recht verstörender Serienkillerfilm, der vor allem wegen seinem blutrünstigen, unglaublich brutalen Finale in Erinnerung bleibt.

Beim letzten Teil der Trilogie, dem vorliegenden CHIGIRETA AI NO SATSUJIN, haben dann wieder Ikeda und Ishii Hand angelegt. Erneut nimmt die Story keinerlei Bezug auf die Vorgänger. Das im ersten Teil noch präsente übernatürliche Element fällt völlig unter den Tisch; es geht wieder um einen unheimlichen, aber irdischen Serienkiller, der diesmal im Dunstkreis einer Universität und einer Lesbenbar mordet und seine verstümmelten Opfer an der felsigen Küste Fujishimas entsorgt.

Obwohl man gleich zu Beginn Zeuge eines wenig appetitlichen Leichenfundes wird, verzichtet EVIL DEAD TRAP 3 weitgehend auf drastische Blut- und Ekeleinlagen. Fans des ersten Teils, die diesen vor allem wegen seiner derben Splatterszenen verehren, sollten diesmal besser keine allzu große Erwartungen hegen: Der dritte Teil gibt sich in puncto Gore zurückhaltend.

Diejenigen, die diese stockfinstere Trilogie allerdings auch abseits der Gewaltdarstellungen schätzen gelernt haben, werden sich schnell heimelig fühlen. Denn da ist es wieder; dieses unterschwellige, beklemmende Gefühl. Dieser latente Irrsinn, der selbst in den ruhigeren Szenen schlummert. Außerdem gibt es ein Wiederhören mit Tomohiko Kira. Sein gewohnt hypnotisch-gespenstischer Score trägt einmal mehr viel zur düsteren Atmosphäre bei.

Tempomäßig orientiert man sich jedoch nicht am rasanten wie blutigen ersten Teil, sondern am schleppend doomigen Erzählstil des zweiten Teils. Wobei EVIL DEAD TRAP 3 bis zu seinem gespenstischen Finale fast noch langsamer herunterbrennt. Schade, dass die anfangs omnipräsente melancholische Bilderkraft (wie etwa der Sonnenuntergang, als sich der Professor und die heimlich von ihm geschwängerte Studentin auf dem Schuldach zu einem letzten Gespräch treffen) später etwas nachlässt. Doch unter dem Strich sammelt EVIL DEAD TRAP genügend Schauwerte auf der Habenseite: Die von zahllosen Möwen bevölkerte Meeresküste Fujishimas etwa; der Keller des Killers, der ob seinem kargem, kaltem Lagerhallen-/Fabrikflair Remniszenzen an das Original wachruft und zuguterletzt der Killer selbst; eine bizarre, axtschwingende Figur, deren Gesicht hinter einer Kabuki-Maske verborgen ist.

Wer sich mit der naiven, aber enthusiastischen Ermittlerin Megumi Yokoyama in die Abgründe dieser makabren Mordserie stürzen möchte, braucht allerdings einen langen Atem. Wie angedeutet ist EVIL DEAD TRAP 3 ein Vertreter jener Gattung Slowburner, die dann und wann Gefahr laufen, in die Langatmigkeit zu kippen. Hier und da hätte dem Film eine Straffung nicht geschadet; vor allem die Szene, als unsere Heldin auf Schusters Rappen eine gefühlte halbe Ewigkeit einem Sportwagen durch die Tokioter Rush Hour folgt, ist deutlich zu lang geraten.

Der aus VIOLENT COP bekannte Shirô Sano gibt sich zwar alle Mühe, die undurchsichtige Figur zu spielen, doch da sich der mögliche Täterkreis von Haus aus auf zwei, höchstens drei mögliche Kandidaten beschränkt, hält sich die Überraschung beim abschließenden Twist in Grenzen. Dennoch ist der Showdown gewohnt bizarr und gespenstisch geraten.

War Teil 1 noch ein von den besten Werken Fulcis und Argentos beeinflusstes, atmosphärisches Gore-Fest, trat Teil 2 als formvollendeter Japan-Sicko in Erscheinung. Den Abschluss der Trilogie bildet ein ruhig erzählter, beklemmender Psycho(Horror-)thriller.

CHIGIRETA AI NO SATSUJIN mag das gemäßigte, vielleicht sogar schwächste Glied in dieser Kette sein; doch trotzdem fügt sich der Film gut im EVIL DEAD TRAP-Universum ein. Ein notwendiger, würdiger Abschluss der EVIL DEAD TRAP-Trilogie, deren Stärke nicht zuletzt in der Abwechslung liegt.

Evil Dead Trap 3 Bild 1
Evil Dead Trap 3 Bild 2
Evil Dead Trap 3 Bild 3
Evil Dead Trap 3 Bild 4
FAZIT:

Die tödliche Falle schnappt zum dritten und letzten Mal zu. Diesmal im Gewand eines schweren, ultralangsamen, doomigen Horror-Thrillers, der immer noch über den beklemmenden Grundton seiner Vorgänger verfügt, aber nicht mehr deren Hang zur extremen Gewaltdarstellung teilt. Einmal mehr überragend, der hypnotisch-gespenstische Score von Tomohiko Kira.

 

WERTUNG: 7 von 10 Kendo-Kämpfen
TEXT © Christian Ade
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