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Evil Dead Rise

Evil Dead Rise

HORROR: USA, 2023
Regie: Lee Cronin
Darsteller: Lily Sullivan, Alyssa Sutherland, Mirabai Pease, Nell Fisher

STORY:

42 Jahre nach ihrem ersten Auftritt in einer Waldhütte und 10 Jahre nach einem grimmigen Remake tanzen die Teufel nun in L.A.

KRITIK:

... und das ist erst mal ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Ein EVIL DEAD-Film hat in einer Waldhütte zu spielen, da bin ich leider Purist. Und am Anfang sieht es ja tatsächlich noch danach aus. Wir folgen einer dieser ikonischen "Dämonen-POVs" ((c) filmstarts.de), also dieser schwindelerregenden Kamerafahrten aus Dämonen-Perspektive, die mit dem legendären ersten Teil der EVIL DEAD-Saga von 1981 in die Filmgeschichte eingingen.

Allerdings schreiben wir nun das Jahr 2023, und die Eingangssequenz entpuppt sich als Aufnahme einer Drohne, mit ein unsympathischer Dude gerade seine Freundin erschreckt. Eine spektakuläre Skalpierung später gönnt sich der Film einen Schauplatzwechsel. Wir befinden uns nun in einem heruntergekommenen Appartement in Los Angeles und lernen die Familie der kürzlich verlassen gewordenen Tattoo-Künstlerin Ellie kennen. Ihr Sohn schleppt das Necromonicon an, das sumerische Totenbuch, dessen Verse Menschen in Amok laufende Monster verwandelt.

Wie es storytechnisch in seine Hände gerät, ist mit dem Attribut "konstruiert" noch sehr freundlich beschrieben. Aber wer in den EVIL DEAD-Filmen ernsthaft nach Logik sucht, hat etwas Fundamentales missverstanden. Sam Raimis mit einer Handvoll Freunde in einem Wald gedrehtes Splatter-Opus EVIL DEAD gilt als Schlüsselfilm einer ganzen Generation. "Das ist ein Film, in dem das Blut wirklich kübelweise fließt." Dieser Satz eines Schulkollegen hat sich mir damals ins Gedächtnis eingebrannt. Es war zu dieser Zeit auch nicht wirklich leicht, an diesen indizierten, unter schwersten Jugendverbot stehenden Film heranzukommen. Zensoren und Jugendschützer sorgten dafür, dass Tanz der Teufel als verwaschene VHS-Kopie mit zittrigen Händen am Schulhof getauscht wurde. Und garantiert jedem, der ihn gesehen hatte, die eine oder andere schlaflose Nacht beschert hatte. Hätte man damals jemanden erklärt, dass dieser ärgste, krasseste, härteste und blutigste Horrorfilm aller Zeiten einmal ungekürzt und sogar Ab 16 in den Elektromarkt-Regalen stehen würde, man wäre für verrückt erklärt worden.

Warum ich hier endlos schwafle wie der Opa, der vom Krieg erzählt? Weil ich es extrem spannend finde, wie sich Wahrnehmungen im Laufe der Zeit ändern. Es ist irgendwie komplett grotesk: EVIL DEAD RISE bemüht sich redlich, die Grenzen dessen, was an Härtegrad im Multiplexkino möglich ist, neu zu definieren. Würde man die Details all der kreativen Körperzerstückungsexzesse auf Facebook beschreiben, wäre man wohl lebenslänglich gesperrt. Die Effekte sind ja deutlich härter und extremer als im Original. Und trotzdem wirken die digitalen Blut- und Beuschel-Sauereien komplett klinisch - auch wenn das Blut, oftmals noch mit Fleischstücken drin fontänenweise spritzt, Gliedmaßen durchbohrt, Schädel gespalten werden.

Ich habe versucht, beim Rausgehen aus dem Saal das Publikum (sehr jung, hoher Frauenanteil) zu beobachten. Wirklich schockiert wirkte niemand, die Kids hatten eher Spaß. Hardcore-Splatter ist längst multiplextauglich.

Ist der Film nun sehenswert? Ein klares Ja. Auch, weil er technisch wirklich ausgezeichnet gemacht ist. War ich anfangs aufgrund des Schauplatzes eher negativ berührt, musste ich schnell einsehen, dass der Schauplatzwechsel vom Wald in ein desolates, durch ein Erdbeben von der Außenwelt isoliertes Hochhaus visuell und effekttechnisch interessante Möglichkeiten bietet.

Allein die unübertroffene Sequenz, in der das Kind (ja, ein Kind in einem EVIL DEAD-Film. Auch so eine Sache, die einem früher niemand geglaubt hätte) durch den Türspion die Morde am Flur beobachtet, ist die Kinokarte wert. Das Tempo ist sowieso irre, wie eine Geisterbahnfahrt auf Speed. Der Tonfall ist ähnlich hysterisch wie im großartigen Remake von 2013, und natürlich darf man sich auf viele kleine Anspielungen auf den legendären ersten Teil freuen. Gemetzelt wird nicht nur in Zimmer, Küche und Kabinett, sondern wie erwähnt auch auf dem Flur, im Aufzugsschacht und in der Parkgarage. Glücklicherweise hat hier irgendjemand eine Kettensäge liegen gelassen, denn ein EVIL DEAD-Film ohne Kettensäge ist wie ein Schweinebraten ohne Kruste, wie ein weiser Mann einmal gesagt hat.

In diesem Sinne: "Ich werde deine Seele verschlingen!"

Evil Dead Rise Bild 1
Evil Dead Rise Bild 2
Evil Dead Rise Bild 3
Evil Dead Rise Bild 4
Evil Dead Rise Bild 5
FAZIT:

EVIL DEAD RISE versucht mit allen (digitalen) Mitteln, die Grenzen dessen, was in Punkto Härtegrad im Multiplexkino möglich ist, neu zu definieren. Ein im Grunde aussichtsloses Unterfangen. Weil CGI halt CGI ist und grundsätzlich klinisch wirkt, egal, wie viele Hektoliter Blut verspritzt werden. Visuell und akustisch ist der Film freilich ein Hammer - auch wenn mir die Bilder über weite Strecken zu dunkel waren (oder langs an der schlechten Projektion im Lugner-Kino?).
Ein ultrabrachialer EVIL DEAD-Film mit handgemachten Effekten, das wär's. Man wird ja noch träumen dürfen.

WERTUNG: 7 von 10 Küchenscheren
Dein Kommentar >>
Stephan | 02.07.2023 22:06
Der Film ist okay. Aber er war deutlich harmloser als erwartet. Es gibt einige Jumpscares, die einfach nicht zünden und irgendwie fehlt mir der Wald... Das Remake von 2013 war viel düsterer und intensiver. Zum Beispiel ist mir da der Anblick von Mia mit der Tüte überm Kopf im Gedächtnis geblieben- von Rise bleibt nichts hängen.

6 v 10 Abrisshäusern.
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morbhium | 21.05.2023 09:55
meh

5,5 von 10 Beben der Stärke 5,5
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