KOMÖDIE: USA/CZ, 2004
Regie: Jeff Schaffer, David Mandel
Darsteller: Scott Mechlowicz, Jacob Pitts, Kristin Kreuk, Cathy Meils, Michelle Trachtenberg
Scott wird zum Schulabschluss von seiner Freundin Fiona verlassen. Und dann hält er seine heiße, deutsche Briefreundin Mieke auch noch für einen Kerl. Was ganz bitter ist, da sie für ihn in die USA reisen möchte, Scott jedoch auf Typen nicht steht. Also macht er mit ihr quasi Schluss.
Als er seinen Fehler erkennt, macht er sich zusammen mit seinem besten Freund Cooper auf den Weg nach Berlin um sein Liebesglück zu retten - eine wilde Odysee beginnt...
"Scotty doesnt know! Scotty doesnt know!"
WOW, was für ein Trip - um einfach mal recht frei Marv (KEVIN ALLEIN IN NEW YORK angucken, dann klingelts schon) zu zitieren. Anders kann man EUROTRIP einfach nicht beschreiben, denn wie hier, in der Tradition National Lampoons, locker flockig jegliche politische Korrektheit, Schamgefühl und Konventionen über Bord gehen ist einfach umwerfend. Na gut, ich muss gestehen, ein wenig befangen bin ich schon, denn ein Faible habe ich für Filme in denen die Amerikaner mal so richtig ihre stereotypen Denkweisen über Europäer, dedizierter Deutsche, rauslassen und persiflieren. HILFE, DIE AMIS KOMMEN ist da so ein Beispiel, BIERFEST ein anderes.
Und dann ist da noch EUROTRIP bei dem man sich aufmachte einfach mal das komplette Land - Europa, that is - auf die Schippe zu nehmen, allen voran die Bundestaaten England, Frankreich, Holland, Slowakei und Deutschland. Bietet ja auch jede Menge Stoff - Kleidungstechnisch eher weniger, glaubt man denn dem Film -, das Drogen- und Sexparadies Europa.
Findet auch Cooper und so ist es kein Wunder, dass er seinen Freund, den armen Scotty, begleiten möchte, als dieser sich auf den Weg nach Deutschland begibt um seine große Liebe Mieke - nicht Mike! - zurück zu gewinnen. Was macht da schon so ein kleiner Abstecher über London, denn immerhin weiß der gebildete Amerikaner:
"Europe is the size of the Eastwood Mall. We can walk to Berlin from there.
Und so nimmt das Unheil für unsere Protagonisten seinen Lauf, für den Zuschauer aber geht es weiter wie es begonnen hat - Scheiße lustig! Denn kann ein Film, der quasi mit einem Gastauftritt Matt Damons als völlig abgedrehter Sänger einer Garage-Band beginnt, wirklich schlecht sein? Ich denke nicht. Und das sah Matt Damon wohl genauso.
Lehrreich ist das Ganze ja schließlich auch noch. Denn wer bisher nicht wusste, dass England von britischen Hooligans bevölkert ist, die neben einer zarten Seite auch noch so stark ihrer Heimat verbunden sind, dass sie auch außerhalb ihres kleinen, schrulligen Inselreichs auf der linken Straßenseite fahren war wohl noch nie in Europa, weiß es aber spätestens nach Genuss dieses wilden EUROPTRIPS. Und geplagt von latent bis offen schwulen Italienern muss man sich auf den Straßen Paris denn auch noch mit Roboterpantomimen prügeln, während Europas Nacktstrände hauptsächlich von sexuell-ausgehungerten Männern (fast) jeden Alters durchstreift werden.
Und gerade als man denkt, der Sündenpfuhl Europa könnte nicht sündiger werden, kommt man auch schon in Holland an - dem Paradies eines jeden Perversen und Drogenkonsumenten. Naja, vor allem das der Perversen, denn wie sich schnell herausstellt, bietet noch lange nicht jede von Rastafari geführte Bäckerei auch gleich Hash-Brownies an. Macht aber nichts, immerhin lernt man so etwas über die Kraft der Autosuggestion und den Einsatz von Placebo - na also, lehrreich ist er auch noch, unser Eurotrip. So muss das sein.
Bevor sich unsere Protagonisten dann jedoch in die Schalt- und Walt Zentrale arischer Übermenschen German - äh, Verzeihung, Berlin heißt das selbstverfreilich - begeben können, führt sie ihr Weg in der Hölle Vorhof: Bratislava.
Die Bratislava Episode ist mir persönlich denn auch die Liebste, höchstwahrscheinlich auf Grund meiner Verbundenheit zu Land, Leuten und Sprache der Slowakei. Will heißen, ich kenne die Vorurteile genau, mit denen man diesem kleinen sympathischen Land, im Schatten Tschechiens gelegen, im Allgemeinen gegenübersteht - und ich muss zugeben, ich hatte sie selber. Umso lustiger ist es natürlich, zu sehen wie man sich die slowakische Hauptstadt überspitzt gerne vorstellt, wenn man selber bereits da war - und weiß, dass es teilweise gar so zu sein scheint. Sich für einen Dollar und ein paar Zerquetschte jedoch den gelungensten Hotelaufenthalt aller Zeiten leisten zu können und dann noch genug Geld übrig zu haben mit ordentlich Absinth einen drauf zu machen, zählt jedoch zu den Dingen die man leider dem Reich der Fantasie zurechnen muss.
Eingeleitet wird dieser Trip denn von Dominic Raacke - in Deutschland unter anderem als Till Ritter aus Tatort bekannt - als völlig durchgedrehter, Drogen und Schnaps in sich reinkippender LKW-Fahrer - im Übrigen hält diese Szene in der Originalfassung ein paar Späße für des Deutschen Mächtige bereit. Doch damit nicht genug der Gastauftritte. Neben Walter Sittler und dem bereits erwähnten Matt Damon darf man auch noch Xena - äh, Lucy Lawless, that is - als Mrs VanderSexxx in enger Lederkluft bestaunen - zumindest in der internationalen Fassung, doch dazu später noch mehr, also brav weiterlesen, newa.
Im Hauptcast dürfte Michelle Trachtenberg indes das berühmteste Gesicht haben und nach Dawn in Buffy - Im Bann der Dämonen mal wieder eine Schwester spielen, die hier jedoch mit ihren Geschwistern durchaus etwas mehr anfängt, als nur rumzuheulen - etwas das sich wohl so mancher Zuseher auch von Buffy gewünscht hätte, hrhr.
Scott Mechlowicz Filmographie ist noch ziemlich überschaubar, nach der durchaus sympathischen Verkörperung des armen nichtwissenden Scott dürfen wir jedoch hoffentlich bald noch ein wenig mehr von ihm zu sehen bekommen. Dann allerdings bitte im Komödienfach, denn zum Charakterdarsteller dürfte es trotz allem nicht reichen. Jacob Pitts gibt alldieweil einen durchaus gelungenen durchgedrehten Quoten-Freak - passt.
Alles in allem findet sich denn auch kein wirklich untertalentierter Nasenbär unter den zahlreichen Darstellern.
Auch hinter der Kamera ist kein Ausfall zu vermelden. Die Regie ist - wie hier und da bemängelt - äußerst routiniert und spult das ganze denn auch ohne größere Fehler runter. Ganz ehrlich, was erwarten sich, eben jenes bemängelnde, Kritiker eigentlich von einer Road Trip-Komödie. Das ist nun mal ganz einfach ein weitgehend standardisiertes Genre in dem gewisse Dinge einfach erwartet werden, ganz einfach weil sie funktionieren. Wem das nicht genug ist, der darf sich gerne der Filmographie Murnaus widmen.
Ganz besonderes Augenmerk sollte auf dem überaus gelungenen Soundtrack liegen - der seit ein paar Tagen in meinem CD Player rauf und runter nudelt. Die Tonspur ist angereichert mit poppig/punkiger Rockmusik und enthält - da lacht der Deutsche - einige deutsche Stücke beziehungsweise Lieder mit deutschen Textstellen. So zum Beispiel "Keine Überdosis Deutschland" der Punkgruppe Normahl - jedoch nicht auf der Soundtrack-CD enthalten - oder auch das wirklich gute Nena-Cover "99 Red Ballons" von Goldfinger. Allem voran steht jedoch das Lied des Films "Scotty doesnt know". Ein wirklich ohrwurmtauglicher Knaller von einem Lied, das - und hier sage ich Daumen hoch für die Regie, von wegen uninspiriert - den gesamten Film über immer wieder in verschiedenen Versionen gespielt wird - so zum Beispiel als Klingelton und Euro-Dance-Mix in einem Bratislaver Untergrund-Club. Mehr wird jedoch nicht verraten, ich sage lieber: "Viel Spaß beim Entdecken!"
Zu guter Letzt noch ein paar warnende Worte, denn von den deutschen Fassungen sei hier komplett abgeraten. Diese sind nämlich allesamt, mit Ausnahme der Kinofassung - die jedoch so keiner mehr zu Gesicht bekommen dürfte -, geschnitten und enthalten dem Zuseher entweder jegliche Bezüge zur deutschen Vergangenheit - ihr wisst schon, die ganz böse - oder Xenas Szenen als Mrs VanderSexxs oder noch schlimmer, sogar beides vor. Die gängigen ausländischen DVDs - UK und US - sind alldieweil komplett ungeschnitten und versprechen so jede Menge Spaß.
Sheena Easton hörende Hooligans, schwule Italiener, nackte Franzosen, Xena, Matt Damon und Scotty weiß von nichts. In der Tradition National Lampoons amüsiert Eurotrip sich und den Zuseher über Stereotypen und die amerikanische Haltung Europa gegenüber. Das Schema zwar ganz fürs neue Jahrtausend adaptiert und damit den typischen Konventionen neuzeitlicher Teeniekomödien unterworfen, zündet so zwar nicht jeder Gag, wirkt dieser Trip aber dennoch frisch und macht einfach tierisch Spaß.
EUROTRIP ist das HILFE, DIE AMIS KOMMEN der 10er. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. DVD rein, Hirn auf halbe Kapazität und genießen.
In diesem Sinne: "So I tell the swamp donkey to sock it before I give her a trunky in the tradsmanss entrance and have her lick me yarbles!"