OT: Era notte a Roma
DRAMA: IT, FR, 1960
Regie: Roberto Rossellini
Darsteller: Giovanna Ralli, Renato Salvatori, Leo Genn, Sergei Bondarchuk, Peter Baldwin, Paolo Stoppa, Enrico Maria Salerno, Hannes Messemer, Sergio Fantoni
Die abenteuerliche Odyssee dreier geflohener Kriegsgefangener durch das von den Deutschen besetzte Italien im Winter 1943/44.
1960 veröffentlichte der italienische Regisseur Roberto Rossellini mit "Es war Nacht in Rom" (Era notte a Roma) abermals einen Film, der sich mit dem zweiten Weltkrieg in Italien auseinandersetzt. Ähnlich wie in dem knapp 15 Jahre zuvor erschienen Werk "Paisà" liegt der Focus auf den Figuren und ihren Schicksalen.
Große Schlachten und dergleichen wird man nicht zu sehen bekommen, stattdessen erwartet dem Zuseher streckenweise großes Kammerspiel. Wie in Paisà liegt das Hauptaugenmerk auch wieder auf eine völkerübergreifende Verständigung, die alle sprachlichen Barrieren mehr oder weniger überwinden vermag.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass die drei im Zentrum der Geschichte stehenden Männer aus England, Amerika und Russland stammen und nur durch die Wirren des Krieges überhaupt zueinander finden konnten.
"Es war Nacht in Rom" braucht anfangs etwas Zeit in die Gänge zu kommen. Beginnt der Film doch damit, dass einige Nonnen um Schinken und Wein feilschen und dann aus reiner "Nächstenliebe" bereit sind, die im Keller des Bauern versteckten Kriegsgefangenen ein Stückchen mitnehmen. Das mit dem Bestechen und Feilschen wird man im Film noch öfter sehen.
Mit einer Länge von knapp 130 Minuten ist "Es war Nacht in Rom" doch auch etwas lang geworden. Der Film fordert von vielleicht nicht an so lange Konzentrationsstrecken gewöhnten Zusehern doch auch einiges ab. Hie und da hätte der dicht erzählten Geschichte doch vielleicht auch eine Kürzung ganz gut getan. Allerdings ist die lange Laufzeit natürlich auch der Intensität und Charakterentwicklung zuträglich.
Natürlich hat der Film auch einige starke Momente und ist zudem außergewöhnlich schön gefilmt. Dadurch, dass vor allem zu Beginn ein Großteil der Geschichte auf einem Dachboden (und der darunterliegenden Wohnung) spielt, kommt hie und da auch etwas Kammerspielatmosphäre auf. Hin und wieder blitzt auch wieder etwas Humor durch.
"Es war Nacht in Rom" erschien bei Koch Media im Rahmen einer 2012 veröffentlichten Rossellini-Edition. Die Bildqualität ist für das Alter recht gut, am Ton hätte man vielleicht noch etwas herumschrauben können.
Trotz herausragender Figurenzeichnung, der großartigen Regiearbeit von Rossellini und einer dicht erzählten Geschichte vermag Roberto Rossellini mit "Es war Nacht in Rom" nur schwer an sein etwa 15 Jahre zuvor veröffentlichtes Meisterwerk "Paisà" anknüpfen. Obwohl "Es war Nacht in Rom" wirklich schön gefilmt ist und es schafft den Zuseher über weite Strecken in die Geschichte hineinzuziehen, gelingt es dem Film selten, diesen Grad an "Realismus" und "Authentizität" der "Paisà" zu einem solchen Ereignis machte, zu erreichen. Dennoch ist "Es war Nacht in Rom" immer noch sehens- und empfehlenswert.