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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Eros

Eros

EPISODENFILM: CHN/GB/F/USA, 2004
Regie: Michelangelo Antonioni, Steven Soderbergh, Wong Kar-Wai
Darsteller: Gong Li, Alan Arkin, Chang Chen, Robert Downey Jr

STORY:

Drei Episoden, die sich um Erotik und Liebe drehen. Wir erleben eine Frau und einen Mann, die während ihrem Urlaub in der Toskana eine Krise durchleben, einen gestressten New Yorker, der in seinen Träumen immer wieder einer mysteriösen Frau begegnet und verfolgen die treue Liebe eines chinesischen Schneiders zu einer Prostituierten.

KRITIK:

Als ich den Trailer zu Eros zum ersten Mal vor etwa zwei Jahren im Internet gesehen habe, war ich begeistert. Die Regieasse Steven Soderbergh, Michelangelo Antonioni (Blow Up) und Wong Kar Wai drehen zusammen einen Film und zwar in Episodenform, so ähnlich wie der damals gerade erschienene, sehr zu empfehlende "Ten Minutes Older", Kurzfilme zum Thema "Zeit", und der schon damals angekündigte "Paris, je t'aime", den ich mir im Kino dann aber nicht angesehen habe. Ich meine, sie haben die Godard-Episode rausgeschnitten(!). Unfassbar.

Jedenfalls finde ich diese Episodenfilme sehr reizvoll, inzwischen gab es weitere solche Projekte wie z.B. von der Firma BMW (The Hire) und einen über das Leid von Kindern in aller Welt (All the invisible Children), alles Projekte, wo die Crème de la Crème der Regiewelt versammelt ist.

Aber kommen wir zum Film. Wenn man diese drei Namen hört, hat man natürlich unglaublich hohe, vielleicht sogar zu hohe Erwartungen. So muss es wohl den meisten Kritikern gegangen sein, denn Eros wurde fast ausschließlich vernichtet. Regielegende Antonionis Episode wurde gar als "Softporno" verschrien. Auch wenn er auf den ersten Blick tatsächlich so wirkt und auch die Musik in der einen Sexszene leicht schmuddelig rüber kommt, steckt in diesem Film doch eine ganze Menge drinnen.

Antonionis Schaffen ist von einem Leitmotiv geprägt: Menschen können nicht kommunizieren. Und ich finde, dass dieser Film dieses Motiv in beeindruckender Weise manifestiert. Die Dialoge sind fremdartig, es wirkt fast zu theaterhaft, wenn Christopher Buchholz mit seinen beiden weiblichen "Gegenspielerinnen", die zugegebenermaßen beinahe permanent in irgend einer Form nackt auftreten, spricht.

Sie sprechen miteinander, aber sie sprechen an einander vorbei, durch diese unrealistischen Dialoge wirkt das ganze sogar noch stärker auf den Zuseher. Der einzige Moment, in dem Konsens zu herrschen scheint, ist der des Geschlechtsaktes.

Sex ist ja sicher eine Universalsprache, nur eben ab einem gewissen Punkt begrenzt in seiner Ausdrucksmöglichkeit, und daher der verbalen Sprache völlig unterlegen. Wahrscheinlich kann Sexualität auch deshalb auf Dauer keine Beziehung retten, er wird noch schneller fad als miteinander zu reden ;-) Aber genug der Überlegungen und Hypothesen... Ich wollte eigentlich nur zeigen, wie sehr Antonionis Segment zum Denken anregen kann, wenn man des Regisseurs Leitmotiv kennt. Eine durchaus gelungene Episode.

Soderberghs Episode ist dagegen leichter verständlich, zunächst möchte man das glauben, doch das Ende gibt dann einige Rätsel auf und ich bin eigentlich zu keiner schlüssigen Interpretation gekommen. Aber lässt sich ein Traum schon schlüssig deuten? Auch hier scheint es unmöglich zu kommunizieren, auch hier scheint Sexualität der einzige Konsens zwischen den Figuren zu sein.

Und zu guter letzt folgt der Höhepunkt des ganzen Werkes, Wong Kar Wais Segment. Der verfolgt eine ganz andere, weit weniger verkopfte Richtung. Wenn ich jetzt schreibe, es ist der typische Stil und die typische Geschichte dieses faszinierenden Regisseurs, so meine ich das nicht abwertend, ganz im Gegenteil, es lässt einen noch einmal in seine magische Welt eintauchen, es lässt einen wiedereinmal die Schönheit eines nackten Stiegenhauses oder einer eigentlich scheußlichen Tapete erkennen, ebenso wie seine verschachtelt, erotischen Bilder die Stärke von Begierde und Wolllust wesentlich effektiver heraufbeschwören, weil sie so voller Geheimnisse stecken und sie einfach nicht preisgeben.

Und so schließt der Film, der so abstrakt intellektuell begonnen hat mit einer gefühlsmäßigen Annäherung an seinen großen Titel und schafft es so ein durchaus stimmiges Ganzes zu erzeugen.

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FAZIT:

Drei grundverschiedene Episoden als sehr individuelle Annäherungen an den Lebens- bzw. Geschlechtstrieb, inszeniert von drei der größten Regisseure und besetzt mit einigen grandiosen Schauspielern von den verschiedensten Ecken der Filmwelt. Für Leute, die gerne interpretieren sehr zu empfehlen, allen anderen bleibt Wong Kar Wais Episode, die für sich alleine schon mehr Kraft besitzt als so mancher abendfüllende Film. Sehr sehenswert!

WERTUNG: 7 von 10 Handjobs
TEXT © Ralph Zlabinger
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