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End of the Line

End of the Line

HORROR: KANADA, 2007
Regie: Maurice Devereaux
Darsteller: Ilona Elkin, Nicolas Wright, Neil Napier

STORY:

Krankenschwester Karen, die in Montreal in der Psychiatrie arbeitet, hat einen harten Tag hinter sich: ein Patient hat sich panisch einen kompletten Rosenkranz einverleibt, eine weitere, eben entlassene Patientin nach üblen Visionen vor die U-Bahn geworfen, nicht ohne vorher Karen bedrohliche, apokalyptische Zeichnungen zu hinterlassen. Da ist auch die religiöse Erweckungsbewegung "Voice of Eternal Hope" keine Hilfe, die omnipräsent an allen Ecken der Stadt missioniert und ihre Prospekte verteilt und deren Oberhaupt über das Fernsehen unablässig "christliche Werte" predigt. Spät nachts nimmt Karen die letzte U-Bahn nach Haus, die nur spärlich mit Fahrgästen und mit einigen Anhängern der "Voice" besetzt ist. Als die mitfahrenden Frömmler plötzlich alle zur selben Zeit eine Pager-Nachricht erhalten, wird Karen umgehend klargemacht, was die Sekte unter "Barmherzigkeit und Erlösung" versteht...

KRITIK:

Es gibt wohl kaum etwas beängstigenders als religiöse Fanatiker, die in totaler Verblendung und unter Berufung auf ihre Glaubensdogmen auch noch die grausamsten Handlungen rechtfertigen. Ereignisse wie die historischen Kreuzzüge oder in neuerer Zeit der Massensuizid von Jonestown oder die Anschläge der Aum-Sekte in Japan legen ein beredtes Zeugnis davon ab.

 

END OF THE LINE funktioniert formal als Slasher (und das verdammt effektiv) bietet aber daneben auch genug Stoff für sozialkritische Kommentare über die Gefahren von religiösem Fanatismus. Der Anblick der höflichen, in beige Uniformen gekleideten, seelig lächelnden "Follower", die sich von der einen Sekunde zur andern in rasende, Phrasen skandierende Fanatiker verwandeln und jeden Ungläubigen abschlachten, kann einem schon den Magen umdrehen und ist in Zeiten von Selbstmordattentätern und Fundamentalistenterror beunruhigender denn je.

Was die Prämisse des Films noch verstörender macht, ist die Tatsache, dass die Sektierer die Ungläubigen in ihren Augen aus Barmherzigkeit töten, um sie vor dem bevorstehenden Ende zu retten. Sie morden quasi mit Liebe im Herzen und zum "Besten” ihrer Opfer. Damit nicht genug streut der Film immer wieder Hinweise, dass die Mitglieder der "Voice” damit sogar recht haben könnten. Immer wieder tauchen in den dunklen U-Bahn-Gängen Dämonen auf, bei denen nicht klar ist, ob es sich wirklich um Vorboten der Apokalypse oder nur um Visionen der Bedrängten handelt. Ist vielleicht gar eine Massenhalluzination verantwortlich für das allgemeine Abschlachten?

Mit diesen Unsicherheiten spielt Regisseur Devereaux genüsslich. Die genreübliche kleine Gruppe der Überlebenden muss sich angesichts der Gewissheit, dass über der Erde die sprichwörtliche Hölle losgebrochen ist, durch dunkle Tunnel und verfolgt von der Sekte eine Zuflucht suchen. Wo auch immer die sein mag.

END OF THE LINE besticht durch die Kombination von Versatzstücken verschiedener Genres, vom blutigen Slasher, über leichte Anleihen beim Asia-Grusel bis hin zum Apokalypsenfilm. Die durchwegs unbekannten Darsteller sind solide und der Regisseur zeigt Können und Stilsicherheit, trotz oder vielleicht sogar dank eines offensichtlich nicht gerade exorbitanten Budgets.

Und wenn mit mehr Geld die gezeigte Dimension der Apokalypse vielleicht noch etwas breiter angelegt hätte werden können - die Effekte haben nicht gelitten. End of the Line ist unheimlich, extrem blutig, und höllisch spannend. Ich bin jedenfalls froh, dass es in meiner Stadt keine U-Bahn gibt.

End of the Line Bild 1
End of the Line Bild 2
End of the Line Bild 3
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End of the Line Bild 6
End of the Line Bild 7
FAZIT:

Manch einer wusste es schon: U-Bahn fahren ist die Hölle! Garantiert jedoch im selben Abteil mit axtschwingenden, Kehlen aufschlitzenden Sektenjüngern. Ein garstiger, blutiger Highspeed-Slasher aus Kanada.

WERTUNG: 7 von 10 Kruzifix-Dolchen
TEXT © Monezza
Dein Kommentar >>
toxic | 28.10.2010 12:32
Der hat mich echt gepackt und mitgerissen. LAnge nix so Spannendes mehr gesehen. Und ich konnte keine genretypischen Sinnlosigkeiten ausmachen: tolle Schauspieler, nachvollziehbare Reaktionen und die Retter! Lobet den Herren
Ich geh rauf auf 8 von 10 jungfräulichen Irren
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Chris | 08.08.2010 11:37
Gestern auch gesehen und ich kann der feinen Review nur zustimmen. 7 von 10 Beepern
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