SCI-FI: F, 2007
Regie: Franck Vestiel
Darsteller: Clovis Cornillac, Vimala Pons, Zohar Wexler, Sifan Shao
Am Anfang entsteigt ein Mann dem Schlamm und findet sich ohne Gedächtnis in einem düsteren, unterirdischen Forschungs- und Fabrikkomplex wieder. Dessen verwitterter und halbzerstörter Zustand, aber auch die überall herumliegenden Leichen machen deutlich, dass die Anlage seine Apokalypse schon hinter sich hat. Auf der Suche nach Antworten kreuzen nicht nur zu wilden Tieren degenerierte Menschen, sondern auch Häscher in Schutzanzügen den Weg des Mannes, der irgendwo in diesem Labyrinth nicht nur seine eigene Identität, sondern auch die schreckliche Wahrheit des Projektes namens EDEN LOG herausfinden wird
KRITIK:Brainstorm mit den Schlagwörtern Film und Frankreich: Siebziger Jahre, Burgruinen, lesbische Vampire. Gegenwart, Extremsplatter, Weltklasse, HIGH TENSION. Nun, in EDEN LOG, dem Film aus Frankreich vom BLUEBERRY und THEM - Regieassistenten Vestiel und mit dem ASTERIX - Darsteller Clovis Cornillac gibt es selbstverständlich keine lesbischen Vampire und - trotz durchaus vorhandener Horrorelemente (die mutierten, angriffslustigen Menschen) auch keinen Gore.
Genremäßig gehört diese düstere Zukunftsvision in die Ecke, wo sich auch ein SOYLENT GREEN heimisch fühlt. Von der Handlung will ich gar nicht weiter sprechen, weil EDEN LOG davon lebt, dass sich der Zuschauer zusammen mit dem Schlamm bedeckten Helden auf die Suche nach Antworten macht - auf Fragen wie "Was ist EDEN LOG?", "Wer oder was ließ die Menschen zu wilden Tieren degenerieren?" oder "Und was zum Teufel hat eigentlich dieser gigantische Baum, dessen Wurzeln in EDEN LOG allgegenwärtig sind, damit zu tun?
Und so lässt Vestile den Zuschauer gemeinsam mit dem Hauptprotagonisten durch eine triste, graue Welt unter Tage irren. Ebenso verwirrt und hilflos wie dieser in jener lichtlosen, kalten, zerstörten Umgebung, die wir den ganzen Film nicht ein einziges Mal verlassen werden. Und das sorgt wahrlich nicht für heitere Bilder. Optisch wirkt Vestiles verlorenes Paradies. Es "erstrahlt" in vollendeter Trostlosigkeit. Und genau das wird so manchem Zuschauer Probleme bereiten
Denn EDEN LOGs originelle und (hoffentlich nicht allzu) visionäre Geschichte bricht mit beinahe allen Mainstream - Annehmlichkeiten. Erst nach 17 Minuten Matsch und Dunkelheit kommt der erste Dialog. Und keine Identifikationsfigur weit und breit. Auch wenn Cornillac allein mit Mimik und Geste brilliert, ist seine Figur als sympathischer Held denkbar ungeeignet. Und auch sonst gibt es niemanden in den kalten, grauen Korridoren und den zerstörten Labors von EDEN LOG, zu dem der Zuschauer eine nähere Bindung aufbauen könnte.
Und da wären wir schon beim größten Manko des Films: Da er allein aufgrund seiner Thematik trist, wirr und bedrückend sein muss, macht ihn gerade dieser Umstand schwerverdaulich und wenig unterhaltsam.
Auch wenn im weiteren Plotverlauf mit den veränderten, aggressiven Menschen eine ordentliche Portion Action hinzukommt, lässt diese den Zuschauer seltsam unbeeindruckt. Da wissen schon eher die vielen kleinen und großen cineastischen Raffinessen zu begeistern, wovon manche auf den ersten Blick Zungenschnalzer sind und andere wahrscheinlich erst beim zwei-ten Durchlauf entdeckt werden müssen. Doch kann man sich wirklich aufraffen, die schwierige Odysse durch das trostlose EDEN LOG ein weiteres Mal zu wagen?
Düstere Zukunftsmusik aus Frankreich: trist, grau, extrem sperrig, aber auch unbestritten originell und mit einer künstlerischen Note erzählt und inszeniert. Da dieser Film beim Mainstreampublikum mit Pauken und Trompeten durchfallen wird, sollten Freunde des Ungewöhnlichen einen Blick riskieren.