DRAMA: CAN, 2011
Regie: Lux
Darsteller: Charlie Bewley, Christy Andersen, Elisa King
Amanda, Faye und Dianne studieren eifrig die Fächer Nachtleben, Club-Musik und MDMA in ihrer kanadischen Heimatstadt. Eines Nachts probiert die vergnügungshungrige Mädchenrunde eine neue Super-Pille. Doch die Euphorie währt nur kurz, und der Kater am nächsten Morgen gestaltet sich höchst unangenehm: Stimmen im Kopf, blutunterlaufene Augen, schleichende Paranoia. Aber das ist erst der Anfang ...
Ich hab ja keine Ahnung von Ecstasy: In den wilden Neunzigern, als die 24 Hour Party People zu hämmernden Beats drei Tage wach blieben und sich in die Ekstase ravten, hat der Autor dieser Zeilen noch grantigen Grunge und isegrimmigen Industrial gehört und der chemisch erzeugten kollektiven Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre auf den Mega-Raves aber so was von misstraut.
Doch die Zeiten ändern sich. Die Menschen ändern sich. Zu einem sentimentalen, harmoniesüchtigen alten Sack gereift, wären mir heute besagte Love & Peace-Events, wo alle Menschen glücklich sind und jeder jeden liebt, kein Gräuel mehr, sondern eine höchst reizvolle Form der Freizeitgestaltung. Aber wenn das dazu nötige Doping in Pillenform schon in jeder Bauerndisco die Runde macht, geht der Reiz doch ein wenig verloren.
Fassen wir also zusammen: Kein Ecstasy damals, kein Ecstasy heute. Ich kann also mit der Unvoreingenommenheit des unwissenden Tölpels an den gleichnamigen Film herangehen. Dieser handelt - Achtung, Spoiler ;-) - von der allseits beliebten Party-Droge Ecstasy und ihren, wie man hört, fallweise eher unschönen Nebenwirkungen.
Auch wenn man Filmemachern, die sich hinter Ein-Wort-Pseudonymen verstecken - hallo McG, lang nix mehr von dir gehört, Pitof - aus Prinzip misstrauen sollte, macht der bislang lediglich Videoclip-erfahrene Regisseur mit dem schönen Künstlernamen Lux in seinem Debut sehr Vieles richtig: Schauspielerführung, Dramaturgie, Kamera, Sound und Bildkompositionen geben keinen Grund zur Beanstandung.
Ein cooler Drogenverherrlichungsfilm ist das jedenfalls keiner; wer einen zweiten SPUN oder TRAINSPOTTING erwartet, sollte sich eben noch einmal SPUN oder TRAINSPOTTING ansehen. Der am Cover getätigte Vergleich mit REQUIEM FOR A DREAM ist aber auch ein paar Klassen zu hoch gegriffen. Sagen wir mal so: Wenn REQUIEM FOR A DREAM der Ferrari unter den verstörenden Drogendramen ist, dann ist ECSTASY der Opel Corsa. Was aber nicht heißt, dass der Film schlecht wäre, nein, nein. Bloß die Zielgruppe ist eine andere.
Low Budget-Drama um Teenager zwischen Einsamkeit, Hedonismus, spiritueller Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch trifft den Kern der Sache recht gut. Auch wenn die Schauspieler gewiss keine Oscar-reifen Leistungen vollbringen und der eine oder andere Regie-Einfall vielleicht ein bissl too much war (wir denken jetzt an den geistlichen XTC-Grinderman), haben wir es mit einem stimmigen und atmosphärisch dichten Film zum Thema Sucht und Wahn zu tun. Kann man also empfehlen.
Wie alle Filme aus der Störkanal-Edition gibt's ein Booklet mit Hintergrund-Infos und einem interessanten Interview mit Regisseur Lux.
Verhalten verstörendes Teenager-Drama um Hedonismus und innere Leere, Sinnsuche und drogenbedingten Wahn. Der Debut-Film des kanadischen Regisseurs mit dem schönen Pseudonym Lux ist in der Störkanal-Edition auf DVD erschienen.