OT: azuloscurocasinegro
DRAMA/KOMÖDIE: E, 2006
Regie: Daniel Sánchez Arévalo
Darsteller: Quim Gutiérrez, Marta Etura, Antonio de la Torre
Jorge hat's nicht leicht: Sein Vater ist ein Pflegefall, die Freundin eine Zicke, der beste Freund sexuell verwirrt. Und dann war da noch Jorges Bruder Antonio, der im Gefängnis sitzt und Jorge um einen kleinen Gefallen bittet: Jorge möge Antonios Freundin schwängern ...
KRITIK:Mit drei Goyas, dem spanischen Oscar-Pendant wurde dieser Debutfilm
ausgezeichnet. Regisseur Daniel Sánchez Aréval orientiert sich stilistisch stark an einem
großen Landsmann, nämlich Pedro Almodovar, freilich ohne dessen Ausnahme-Klasse zu erreichen.
Doch für ein Debut ist Dunkelblau Fastschwarz mehr als achtbar geraten; Daniel Sánchez Aréval pendelt zwischen Komödie und Tragödie und legt dabei eine erstaunliche Selbstsicherheit an den Tag.
Der Film handelt von Wünschen, Träumen, Problemen und der Identitäts-Suche
einer Handvoll Twenty-Somethings in der spanischen Hauptstadt. Sex in
verschiedensten Konstellationen ist, wie immer im spanischen Kino, ein
wichtiges Thema und wird recht ausgiebig zelebriert. Zu ausgiebig offenbar,
denn zwei konservativ gewandete Damen mittleren Alters verließen den Kinosaal nach nur 20 Minuten *g* ...
Gesellschaftskritik darf auch nicht fehlen:
Der soziale Aufstieg bleibt den Protagonisten in Dunkelblau Fastschwarz
verwehrt. Ein schönes Bild dafür ist der schicke Anzug, der dem Film den
Titel gibt: Unerreichbar, weil viel zu teuer steht das Teil in einem
Schaufenster (das Jorge später mit einem Auto rammen wird).
Der Film unterscheidet sich wohltuend von verlogenen Aufsteiger-Märchen
made in Hollywood, wo blöde Kalendersprüche Marke "wenn du wirklich willst,
kannst du alles erreichen" aufgesagt werden.
Die spanische Klassengesellschaft wird unerwartet heftig abgewatscht. Wir
reden von 20% Arbeitslosigkeit! Und weit gehender Perspektivenlosigkeit
gerade für junge, gebildete Menschen. Hallo Generation Praktikum!
Regie-Debutant Daniel Sánchez Aréval hat bislang Drehbücher für
Fernsehserien geschrieben. Hier liegt die einzige wirkliche Schwäche des Films: Die Protagonisten
sind (für meinen Geschmack) zu geschwätzig. So mancher Dialog ist nicht frei von zwar schön formulierten, aber irgendwie platitüdenhaften Worthülsen.
Aber vielleicht ist das ja beabsichtigt: Geschwätzige Fernsehserien werden
von der Generation Praktikum bekanntlich gerne konsumiert.
Ganz hübscher spanischer Überraschungserfolg zwischen Gesellschaftssatire und Kapitalismus-Kritik. Gute Darsteller, schöne Körper, viel Sex und etwas zuviel Dialog.