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Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben

Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben

FANTASY: USA, 2023
Regie: Jonathan Goldsteinn, John Francis Daley
Darsteller: Chris Pine, Hugh Grant, Regé-Jean Page, Sophia Lillis, Michelle Rodriguez

STORY:

Die ungleiche Heldentruppe rund um den Barden Edgin, die Barbaren-Kriegerin Holga, den Zauberer Simon, der Druidin Doric und dem Paladin Xenk begibt sich auf eine gefahrvolle Quest, um Edgins Tochter aus den Fängen des heimtückischen Gauners Forge zu befreien. Doch schon bald müssen sie feststellen, dass weit mehr auf dem Spiel steht als das Schicksal von Edgins Familie.

KRITIK:

Drachen auf der großen Kinoleinwand zu erleben, hat die Kinobesucher schon seit den Anfängen der Filmhistorie fasziniert. Während der Filmdrache in Fritz Langs expressionistischem Klassiker "Die Nibelungen" (1924) aus heutiger Sicht eher an einen Dinosaurier erinnert, so hat sich die Tricktechnik seitdem auf vielfältige Weise weiterentwickelt. Neben Stop-Motion-Tricks (perfektioniert durch den Special Effects Titan Ray Harryhausen) auch durch die sogenannte Go-Motion-Technik (welche etwa im Dark-Fantasy-Geheimtipp "Dragonslayer" von 1981 verwendet wurde, um den eindrucksvollen Drachen Vermithrax zum Leben zu erwecken).

Der nächste große Schritt in der tricktechnischen Entwicklung stellte schließlich die Computertechnik dar, welche zunächst in "Dragonheart" verwendet wurde, um den von Sean Connery gesprochenen Drachen Draco zu seinem Auftritt zu verhelfen. Im Jahr 2000 kam allerdings ein Film in die Kinos, der beinahe schon wieder das Todesurteil für die langsam aufkommende Renaissance des klassischen Fantasy-Films darstellt. Die Rede ist von "Dungeons and Dragons", welcher basierend auf dem gleichnamigen Pen and Paper Rollenspiel eine von Klischees triefende 0815-Geschichte mit miserabel am Computer generierten Drachen erzählte und einen herrlich chargierenden Jeremy Irons als bösen Zaubere Profion aufbot, der den beiden Begriffen "Overacting" und "Screenchewing" eine völlig neue Bedeutungsebene verlieh.

Zum Glück sorgten "Harry Potter: Der Stein der Weisen" und "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" im selben Jahr für die qualitative Rehabilitation des Fantasy-Genres. Auch die beiden Direct-to-DVD Sequels zu "Dungeons and Dragons" waren komplette Rohrkrepierer, dafür sorgte Peter Jackson mit "Der Hobbit: Smaugs Einöde" (2013) für einen beeindruckenden Drachenauftritt im Kino. Für die Krönung der gesamten Entwicklung sorgte allerdings die Fantasy-Serie "Game of Thrones" mit den exzellent designten und absolut beeindruckenden Drachen Drogon, Viserion und Rhaegal.

"Dungeons and Dragons: Honor among Thieves" tritt also in zweierlei Hinsicht ein schwieriges Erbe an: Zum einen gilt es den durch die miserablen Verfilmungen beschmutzen Markennamen "Dungeons and Dragons" wieder reinzuwaschen und zum anderen Drachen aufzubieten, welche sich mit jenen aus "Game of Thrones" und "House of the Dragon" messen lassen können. Zunächst gilt es festzuhalten, dass es eigentlich erstaunlich wenige Drachen in einem mit "Dungeons and Dragons" betitelten Film zu sehen gibt: Es sind nämlich nur zwei an der Zahl, deren Auftritte sind allerdings beide sehr denkwürdig. Zudem gibt es stattdessen eine bunte Vielzahl von Fantasy-Kreaturen zu bestaunen, welche sowohl sehr kreativ und eigenwillig als auch stets sehr ansprechend präsentiert werden (die Regisseure verwenden ganz bewusst altmodische praktische Effektarbeit als Ergänzung zu den etablierten CGI-Effekten, um den Klassikern des 80er Jahre Fantasy-Kinos - etwa "Willow" (1988) oder "Legende" (1985) - ihren Tribut zu zollen).

Besonders in Erinnerung bleibt hierbei wohl der Eulenbär, in den sich die Druidin Doric verwandeln kann. Neben den Kreaturen überzeugt auch das Setting und die Ausstattung des Films, der stets im vollen Bewusstsein eine gewisse Over-the-Top-Attitüde bedient und keinen Wert auf einen düsteren Realismus wie in "Game of Thrones" legt, was den spielerischen Charakter des Films sehr schön unterstreicht.

Der Score erinnert an eine Mischung aus "Braveheart" und "Herr der Ringe" und vermag es trotz des humorvollen Ansatzes des Films eine gewisse epische Breite zu vermitteln. Neben all diesen technischen Aspekten kann der Film aber auch auf inhaltlicher Ebene überzeugen. Die beiden Regisseure Jonathan Goldstein und John Francis Daley (welche zuvor die abgedrehte Action-Komödie "Game Night" verantworteten) prägten für ihre Herangehensweise an den Film den Begriff "Funtasy" - sprich eine Mischung aus Comedy und klassischem Fantasyfilm.

Dieser Ansatz funktioniert wirklich hervorragend und erweist sich als wahrer Geniestreich, denn die Dialoge sind gespickt mit reichlich Wortwitz und der Film strotzt vor genreunüblicher Situationskomik. Besonders deutlich etwa in einem Abschnitt, in der die Sequenz mit dem Trollkönig aus "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" (2012) auf sehr unterhaltsame Weise aufs Korn genommen wird - und zwar mit dem wohl fettesten Drachen der Filmgeschichte.

Herzstück des Films sind aber nicht die Drachen oder die Kreaturen, sondern die Charaktere, welche einem sehr schnell ans Herz wachsen. Dies liegt insbesondere am spielfreudigen Ensemble, in dem insbesondere Chris Pine als Barde Edgin und Jean Rege-Page als edler Paladin Xenk hervorstechen. Als großer Screenstealer des Films erweisen sich aber weder die Drachen, noch die Protagonisten, sondern ausgerechnet Rom-Com-Papst Hugh Grant (bekannt aus "Tatsächlich Liebe" oder "About a Boy") als herrlich selbstverliebter Gauner Forge, der dem Film vollkommen seinen Stempel aufdrückt und die peinliche Schurken-Performance von Jeremy Irons aus dem ersten "Dungeons and Dragons" Film vergessen lässt.

Generell dürfte wohl in Zukunft bei der Erwähnung des Namens "Dungeons and Dragons" im filmischen Kontext der Mantel des Schweigens über die 2000er-Verfilmung gelegt werden und stattdessen stets dieses kongeniale Reboot gemeint sein. Das teiloffene Ende lässt einiges an Spielraum für zukünftige Sequels, welche hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen - es braucht einfach wieder mehr Drachen und mehr "Funtasy" auf der großen Kinoleinwand.

Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben Bild 1
Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben Bild 2
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Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben Bild 4
Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben Bild 5
FAZIT:

Selten hatte ein Fantasyfilm einen derartig hohen Spaßfaktor wie "Dungeons and Dragons: Honor among Thieves". Der Humor des Films funktioniert hervorragend und sorgt in Kombination mit dem grandiosen Cast, den liebevoll geschriebenen Figuren, dem epischen Score und den vielen kreativen Ideen für eine einzigartige Fantasy-Kinoerfahrung, die man als Fan des Genres unter keinen Umständen verpassen sollte.

WERTUNG: 9/10
Gastreview von Niklas Klocker
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