KOMöDIE, DRAMA: DE, 2011
Regie: Christian Zübert
Darsteller: Elmar Wepper, Mercan-Fatima Türköglu, Ivan Anderson, Katja Rupé
Als Taxifahrer hat man's nicht leicht. Nicht einmal im beschaulichen Franken. Fahrgäste die nicht einmal gescheit Deutsch sprechen und sich einen Dreck um die teureren Ledersitze scheren und ständig wird man nach Straßen, die jeder kennen sollte, gefragt. Und macht man seine Fahrgäste darauf aufmerksam, dass man sich mit "Grüß Gott" und nicht "Guten Tag" grüßt, wird man kurzerhand als Nazi bezeichnet.
Dennoch fährt Hartmut jeden Tag brav mit seinem Taxi durch die Gegend. Was sollte er denn auch sonst tun? Die Frau hat ihn sitzen gelassen, die Tochter schon längst ihr eigenes Leben und von den Nachbarn gar nicht erst zu sprechen. Hartmuts Leben nimmt eine etwas eigenartige Wendung, als sich plötzlich die 6-jährige Hayat in sein Taxi verirrt. Hayat spricht kein Wort Deutsch und ihre Mutter ist auch nicht auffindbar. Anfangs versucht Hartmut noch die Kleine loszuwerden, aber irgendwie bringt es der alte Grantler dann doch nicht übers Herz das Mädchen im Stich zu lassen..
In "Dreiviertelmond" befasst sich Regisseur Christian Zübert mit dem Verhältnis zwischen Deutschen und Türken. Als ob es nicht schon genug Filme zu dem Thema gibt, werden einige von euch jetzt sicher denken. Und was soll ich sagen: Stimmt ja auch. In unzähligen Dramen und Komödien wurde das ganze schon durchgespielt und liest man die Inhaltsangabe scheint es so, als könnte "Dreiviertelmond" nicht wirklich viel Neues zeigen. Das stimmt in gewisser Weise ja.
Allerdings muss man wissen, dass Regisseur Christian Zübert (Lammbock) mit einer Türkin verheiratet ist und sich dadurch naturgemäß einen etwas tieferen Einblick in den Clash der Kulturen hat. Zübert legte Wert darauf ein modernes, nicht allzu klischeebeladenes Bild von Türken in Deutschland zu erzählen. Und zumindest dieser Punkt ist ihm gelungen.
Der Film selbst ist naturgemäß etwas vorhersehbar, spielt er doch in den Gefilden der Komödien, die niemanden wirklich auf die Zehen steigen wollen. Aber glänzen kann "Dreiviertelmond" im Detail. Es sind die kleinen Dinge, die den Film zu einem Erlebnis machen. So wirft "Dreiviertelmond" durchaus ein differenziertes Bild auf die Gesellschaft, wenn sich Hartmut beispielsweise auf die Suche nach Verwandten und Bekannten von Hayat macht und meistens sowohl bei Deutschen und auch bei Türken auf wenig Verständnis und Entgegenkommen stößt.
Es ist auch interessant zu sehen, wie Hartmuts ach-so alternative und aufgeschlossene Tochter darauf reagiert, dass ihr Vater mit einem kleinen Türkenmädchen durch Franken fährt.
Dabei vergisst der Film auch nie auf seine Figuren und vor allem ihre Ambivalenz. Immer wieder stehen, unausgesprochene Probleme aus der Vergangenheit im Raum. Angesprochen werden sie zwar nicht, doch sie sind präsent, in Nebensätzen, in Blicken und dergleichen. Dass der Film funktioniert, liegt aber vor allem an den Schauspielern, die den Figuren Leben einhauchen.
Elmar Wepper ist als schimpfender Taxifahrer, hinter dessen ganzen Gram sich aber ein einsamer, verletzlicher Mensch verbirgt, eine Wucht. Er zeigt einen Menschen, der sich mit seinen Gefühlen schwer tut, dem auch schon mal die Hand ausrutscht und der sicher genug Fehler in seinem Leben gemacht hat, der aber eigentlich ein netter Kerl ist, es aber viel zu selten zeigt.
Seine Partnerin Mercan Türkoglu, die Hayat spielt, bringt genau die richtige Mischung zwischen süß und frech, für die Rolle mit.
Die Grundidee, dass ein Grantler von einem frechen Kind geknackt wird, ist natürlich nicht neu, aber immer wieder schön anzusehen. Vor allem wenn das Drehbuch den Beiden Zeit für die Annäherung lässt und die Figuren so aufgebaut sind, dass es nicht unrealistisch wirkt. "Dreiviertelmond" ist ein recht kurzweiliger Cultureclash-Trip, der aber auch ernste Themen anschneidet und damit dem einen oder anderen vielleicht auch neue Sichtweisen vermittelt. Auch für die nötige Prise an Humor und warmherzigen Szenen ist gesorgt. Auch traurige Momente gibt es, aber das gehört sich auch so.
So kurzweilig und nett der Film auch sein mag, mag er trotz der tollen Schauspieler nicht immer darüber hinwegtäuschen, dass er hin und wieder zu sehr an einen Fernsehfilm erinnert. An einen gut gemachten natürlich.
In "Dreiviertelmond" trifft ein fränkischer Grantler auf ein junges Türkenmädchen, das kein Wort Deutsch spricht. Wiederwillig übernimmt der Mann die Verantwortung für das ihm fremde Kind und bringt ihm so ganz nebenbei auch noch bei, wie man andere Autofahrer beschimpft. Recht kurzweilige Unterhaltung, die auf zu viel Kitsch verzichtet und streckenweise ein durchaus differenziertes Bild von der Gesellschaft zeichnet.