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Don't Be Afraid of the Dark

Don't Be Afraid of the Dark

HORROR: Australien, USA, 2010
Regie: Troy Nixey
Darsteller: Guy Pearce, Katie Holmes, Bailee Madison, Alan Dale ua.

STORY:

Die kleine Sally wird von ihrer beschäftigten Mutter zu ihrem vielbeschäftigten Vater Alex geschickt. Dieser renoviert gerade zusammen mit seiner neuen Partnerin Kim das alte Blackwood-Anwesen, das eine blutige Vergangenheit hat. Letzteres wissen allerdings nur wir Zuschauer, nicht aber die Protagonisten. Noch nicht.

Da Papa mit der Renovierung des Hauses und seiner Freundin viel zu tun hat, hat Sally genug Gelegenheiten, unbeaufsichtigt das Anwesen und das Grundstück erkunden. Als sie im Keller kleine Mitbewohner entdeckt, glaubt sie zunächst, nette Spielkameraden gefunden zu haben. Doch schon bald muss sie ihre Meinung gänzlich revidieren...

KRITIK:

Etwas skeptisch stand ich mit der Blu Ray von "Don't Be Afraid of the Dark" in der Hand vor dem Filmbörsen-Händler. Sollte ich einen Blindkauf wagen? Die Inhaltsangabe klang eigentlich vielversprechend. Zudem war dort zu lesen, dass er der Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfests 2011 gewesen sein soll und der Produzent niemand Geringerer als Guillermo del Toro (Pans Labyrinth) ist. Kann ja nicht ganz mies sein. Oder?

Allerdings hat ein Film mit Guy Pearce und Katie Holmes in den Hauptrollen im Vergleich zu meinen sonstigen Sehgewohnheiten einen etwas zu kommerziellen Beigeschmack. Gerade als ich den Film wieder zurücklegen wollte, erklärte mir der nette Händler (zuerst vorsichtig auslotend, ob ich mehr zu den Gore-Bauern oder zur Geisterfraktion gehöre), dass er den Film gerade gestern Abend gesehen habe (welch Zufall!) und positiv überrascht gewesen sei. Er möge ja keine 0815-Geistergeschichten und auch keine Filme, in denen es im Haus spukt, aber DIESER Film, der sei gaaaanz anders. Denn es gehe eben mal nicht um ein altes Haus, in dem spukt, sondern "Da ist etwas im Keller. Mehr verrate ich jetzt aber nicht." Und da es nicht um Geister gehe, sondern "etwas im Keller ist" sei die Geschichte "mal was gaaaanz anderes".

Etwas in Fahrt geraten, war sich der motivierte Verkäufer nicht zu schade, den Film mit plakativen Floskeln wie "Der Spannungsbogen ist recht hoch gehalten!" zu bewerben. (Anm.: Eine in Foren und Reviews stark strapazierte Phrase, die wohl in ihrer Banalität kaum zu übertreffen ist. Zum Teil auch zu finden unter der Bezeichnung "straff gezogener Spannungsbogen". Obwohl die Etikettierung "solide Darsteller" in meiner persönlichen Banalitäts-Skala auch ganz weit oben rangiert). Der Händler meinte dann noch: Blubb Blubb Bla und so weiter.

"Soso" dachte sich die von den Ausführungen des Mannes leicht irritierte Mauritia. Da ist also etwas im Keller. In der Tat seeeeeehr innovativ im Horror-Genre. Nach kurzem Abwägen, ob ich ihn mitleidig fragen soll, ob er Fulcis "Haus an der Friedhofsmauer" noch nie gesehen hat oder ob er sonst nur Disney-Filme anschaut oder ob er vielleicht denkt, ich habe keine Ahnung, entschied ich mich gegen unnütze Diskussionen und dafür, dem Film eine Chance zu geben. Zum Thema "innovative Handlung" möchte ich noch kurz  anmerken: "Don't Be Afraid of the Dark" ist das Remake eines Fernsehfilms aus den Siebziger Jahren. Und fängt überraschenderweise vielversprechend an. Die Kulissen wirken märchenhaft-düster. Sowohl das Interieur des Hauses als auch der ihn umgebende Garten schaffen eine Atmosphäre, die beinahe an Pans Labyrinth oder Shining erinnern.

Im Laufe der Handlung wird rasch offensichtlich: Vorliegendes Werk ist - wie viele Horrorfilme in den letzten Jahren - prädestiniert für einen Lehrfilm über Genre-Klischees. Sowohl auf optischer als auch handlungstechnischer Ebene. Und spätestens mit dem ersten goßen Auftritt der kleinen grauen CGI-Wesen mit dünnen Gliedmaßen und behaarten buckligen Rücken verliert auch die anfänglich fesselnde Atmosphäre an Reiz. Vielmehr kippt die ganze Geschichte ins unfreiwillig Komische ab. Allerspätestens dann, wenn man erfährt, dass sich diese Wesen nicht nur von menschlichen Zähnen ernähren und Kinder kidnappen, sondern auch in der Vergangenheit schon recht umtriebig waren.

Damals führten die kleinen Haudegen nämlich Kämpfe gegen Menschen bevor sie vor einigen Jahrhunderten einen Pakt mit dem Papst (!) eingegangen sind, dessen Sinn sich mir leider verschließt. Vielleicht bin ich auch nur nicht in der Lage, dessen Inhalt in seiner vollen Komplexität zu erfassen. Jedenfalls wurden die mordlustigen grauen Gesellen seitdem ruhiger und legten ab und zu Silbermünzen unter die Kopfkissen der Menschen. Doch man muss ihnen zugestehen: sie sind die beinahe einzigen Protagonisten, deren Interessen und Aktionen irgendwie nachvollziehbar scheinen. Katie Holmes und Guy Pearce wirken die ganze Filmlaufzeit über planlos und deplatziert. Wie Emotions-Zombies wandeln sie von einer Szene zur nächsten. Dafür glänzt die Kinderdarstellerin Bailee Madison (Sally) in der Rolle des vernachlässigten Kindes, das versucht, die ignoranten Erwachsenen vor der Gefahr zu warnen und dabei in die Position kommt, als "gestört" und behandlungsbedürftig angesehen zu werden.

Don't Be Afraid of the Dark Bild 1
Don't Be Afraid of the Dark Bild 2
Don't Be Afraid of the Dark Bild 3
Don't Be Afraid of the Dark Bild 4
Don't Be Afraid of the Dark Bild 5
Don't Be Afraid of the Dark Bild 6
FAZIT:

Trotz hoher Klischee-Dichte und tiefen Logiklöchern verdient "Don't Be Afraid of the Dark" das Prädikat "unterhaltsam". Könnte man sich mal ausleihen. Muss man aber nicht unbedingt in der Sammlung haben. In einem Punkt hat der nette Händler auf der Börse scheinbar tatsächlich nicht gelogen: Er hat den Film gesehen. Woher ich das weiß? Dass die Blu Ray ein FSK-Wendecover hat, fiel mir nämlich erst nach dem Entfernen der Plastikhülle und dem Öffnen des Amarays auf... Dafür hätte er eigentlich einen Schuss aus dem hochgehaltenen Spannungsbogen verdient.

WERTUNG: 4 von 10 hochgehaltenen Spannungsbögen
TEXT © Mauritia Mayer
Dein Kommentar >>
Mauritia M. | 04.03.2013 23:28
Freue mich über eure Rückmeldungen. Danke. Das Schreiben des Reviews hat mir weitaus mehr Spaß gemacht als das Anschauen des Films...
>> antworten
Chris | 04.03.2013 17:46
"Geisterfraktion" und der gute alte "Spannungsbogen" ^^ So gelacht
habe ich an einem Montagmorgen um Sechs kurz vor dem
Bergwerk auch schon lange nicht mehr. Sehr amüsante Review! Zum
Film kann ich aber auch noch was schreiben: Anfangs war der
Spannungsbogen wirklich bis zum Zerreißen gespannt. Schade,
dass es ihn dann irgendwann doch noch verrissen hat. Und
normalerweise habe ich nichts gegen Kinder in Horrorfilmen, aber
die Kleine hier war doch etwas nervtötend. Anyway, weil mich die
Geschöpfe etwas an die Dinger aus dem lieb gewonnenen GATE
erinnert haben und ich die Idee mit den Zähnen auch irgendwie
schaurig-schön fand, gebe ich dennoch 5 Punkte. Auch wenn die
Geschöpfe aus dem Original viel schräger und bizarrer waren als
diese Ersatz-"Unterirdischen" des Remakes. Im Originalfilm waren
es nämlich Miniatur-Männer mit Sonnenbrillen und ganz heiseren
Stimmen... Und die haben dort auch kein Kind, sondern eine Frau
terrorisiert. : )
>> antworten
Harald | 03.03.2013 21:42
Also ich finde, du hast mit deiner soliden Schreibleistung den
Spannungsbogen hochgehalten ;-)
Nein, ernsthaft: Ausgesprochen amüsante Review, ist bestimmt drei
mal unterhaltsamer als der Film selbst.
Marcel | 03.03.2013 22:34
Ja, der war mal ein FFF-Opener. Meine Kurzreview damals gibt meinen Spontaneindruck wieder, und der ist teilweise bis ins Detail mit Mauritias übereinstimmend:

"Ein Haunted House Film, der keiner ist. Damit fängt bereits eines der Missverständnisse der Wahl für DON'T BE AFRAID OF THE DARK an. Inzwischen werde ich misstrauisch, wenn mir Rosebud die Wahl des Openers erklärt. Ich möchte eigentlich keine Erklärung, der Film sollte für sich sprechen können.

Und vor allem möchte ich in einem Haunted House Film keine Monster sehen. Ein solcher Film lebt von seiner Atmosphäre, von dem nicht Sichtbaren, nicht Fassbaren. Von der Angst davor, hinzuschauen, etwas zu sehen, was ich nicht sehen möchte. Vielleicht war die Entscheidung meines Freunds, erstmal das Kino für 10 Minuten zu verlassen, um sich dann geistig auf einen Monsterfilm einzulassen und alles andere auszublenden, die einzig richtige. Denn das - oder besser - die Monster befriedigen zwar einerseits den Wunsch, den Grund der Angst zu erkennen, sie zerstören damit aber auch die Atmosphäre. Und noch mehr: Hätte man die Monster nicht gezeigt, hätte man vermutlich nicht nur mehr Angst gehabt. Vielmehr hätte der Zuschauer sich fragen müssen, ob das, was das Kind erzählt, nicht vielleicht doch seiner Fantasie entsprungen ist. Man wäre viel unsicherer gewesen, ob das Kind vielleicht sich nicht selbst etwas antut. Dann plötzlich ergäbe auch der Patchworkfamily-Hintergrund eine echte Bedeutung, der Besuch des Psychotherapeuten wäre konsequent, sogar der labyrinthische Garten hinter dem Haus wäre eine optische Entsprechung des Inhalts. All diese Möglichkeiten, dem Inhalt Tiefe zu verleihen, nutzt der Film nicht. Stattdessen vertraut der Film der Geißel der Jetztzeit, alles zeigen zu können und daher auch tatsächlich alles zu zeigen.

Das ist optisch bisweilen ansprechend, in wenigen Momenten sogar spannend, aber leider vollkommen überraschungsfrei. Und die Geister, die er einmal rief, wird er nicht mehr los."

Das führte damals zu 4 von 10 Irgendwasimkellermonster. Allerdings ist das auch dem üblichen FFF-Bonus geschuldet. Mit Abstand betrachtet beibt nichts, was mich veranlassen würde, noch mal reinzuschauen. Also ziehe ich noch ein bis zwei Punkte ab und brandmale den Film als Geld- und vor allem Zeitverschwendung. Denn in der Zeit könnte man einen guten Film sehen.
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