THRILLER: USA, 2007
Regie: D.J. Caruso
Darsteller: Shia LaBeouf, Sarah Roemer, David Morse
Der nach dem Unfalltod seines Vaters desillusionierte Teenager Kale (Shia LaBeouf) ist bereits mehrmals straffällig geworden. Als er seinem Lehrer ein blaues Auge verpasst, wird er vor Gericht zu mehreren Monaten Hausarrest verurteilt - abgesichert durch eine digitale Fußfessel, die es ihm nicht erlaubt, sich mehr als 10 Meter von seinem Haus zu entfernen. Für den modernen Teenager von heute natürlich kein Problem: was gibt es schöneres als sich mit staatlicher Erlaubnis einfach für ein paar Monate vor die Xbox 360 zu werfen und sich die Finger wund zu spielen. Dank Online-Funktionalität geht auch der Kontakt zu Freunden nicht verloren.
Doch da hat er die Rechnung ohne seine Mutter gemacht: als "Motivationshilfe" zur Hausarbeit wird das Xbox-Abo gekündigt, das Stromkabel des Fernsehers durchgeschnitten und auch noch der Zugriff auf iTunes gesperrt. Verdammt. Was bleibt einem Teenager da noch als Beschäftigungstherapie? Kale beschließt, sich ins Gewerbe der Stalker einzuarbeiten und beginnt, mit einem Fernglas die Nachbarn auszuspionieren. Doch nicht alles was er sehen wird, wird ihm so gut gefallen wie seine neue Nachbarin Ashley (Sarah Roemer).
Disturbia ist ein Teenie-Horror-Thriller, der sich selbst sehr ernst nimmt. Aus Überzeugung und nicht aus einer Überheblichkeit heraus. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert dieser Ansatz auch, vor allem anfangs überrascht der Film durchaus mit einigen in diesem Genre eher ungewöhnlichen Ansätzen.
Doch das Konzept ist relativ hohl. Auf den ersten Blick bietet die Situation des unter Hausarrest stehenden Teenagers interessante Möglichkeiten. Doch für Regisseur D.J. Caruso scheint dieses Detail gar nicht besonders wichtig zu sein. Er stellt es zwar in vielen Szenen in den Mittelpunkt, doch der Film hätte im Nachhinein genauso ohne die Fußfessel funktioniert. Der Film nimmt sich selbst aus Rücksicht auf ein möglichst breitgefächertes Publikum Tiefe.
Als einzig wirklich interessanter Punkt von Disturbia stellt sich schließlich David Morse dar: besetzt in der Rolle von Mr. Turner, den Kale durch seine nächtlichen Beobachtungen alsbald als potentiellen Frauenmörder verdächtigt. Er wirkt überraschend überzeugend in seiner Rolle und bietet eine durchaus unheimliche Leinwandpräsenz. Fein auch der hervorragend abgemischte Soundtrack, der für eine spannende Atmosphäre und druckvollen Klang sorgt und so einige dramaturgische Schwächen des Films ausbessern kann.
Insgesamt wäre es trotzdem ein überdurchschnittlicher Teenie-Thriller geworden (die Latte liegt ja auch nicht so hoch), wäre da nicht das durch und durch klischeegetränkte, abstruse, völlig unlogische und genretypische Finale. Gemeinsam mit anderen oft gesehenen Elementen solcher Filme (wie peinlich amerikanisch-verklemmte Bussi-Bussi-Szenen für die unbedingt notwendige Teenie-Liebesgeschichte) wirft es den Film dann dahin zurück, wo er hingehört: in den großen Einheitsbrei-Kochtopf der Teenie-Horror-Filmchen. Schade eigentlich.
Einige interessante Konzepte werden zugunsten besserer Massenverträglichkeit fallen gelassen. Sowohl der Tod von Kales Vater als auch die daraus resultierende schwierige Situation mit seiner Mutter und seinem gesamten Umfeld hätten Potential für mehr gehabt. Genauso ist die Fußfessel ein Rohrkrepierer der - richtig eingesetzt - sicher für mehr Spannung sorgen hätte können. So bleibt David Morse in ungewohnter Rolle erwähnenswert - und das ist nicht viel, wenn man die absolut unterdurchschnittlichen Leistungen der restlichen Schauspieler betrachtet. Nur für Genrefans vielleicht den Weg zur Videothek wert - durchschnittliches Popcornkino eben.