OT: The Magdalene Sisters
DRAMA: GB, 2002
Regie: Peter Mullan
Darsteller: Geraldine McEwan, Anne-Marie Duff, Nora-Jane Noone
Irland in den 60er Jahren: In den so genannten Magdalenen-Heimen bekommen junge Sünderinnen die Möglichkeit durch Strafarbeit Buße zu tun. Die Arbeit ist hart, das Essen karg und die katholischen Schwestern führen ein straffes Regiment.
KRITIK:Regisseur Peter Mullan erinnert in seinem Werk an beinahe schon in Vergessenheit
geratene und von der Kirche verdrängte Einrichtungen. Es genügte schon eine
Kleinigkeit, ein uneheliches Kind, das Geständnis vergewaltigt worden zu sein und
junge Mädchen wurden in ein solches Heim gebracht. Wer denkt, dass solche Zustände
schon längst der Vergangenheit angehören und dass früher einfach andere
Moralvorstellungen herrschten wird schockiert sein zu erfahren, dass das letzte Heim
erst 1996 geschlossen wurde.
Der Film versucht die Zustände und Gewalt in solchen Einrichtungen anhand der
Geschichte vier junger Frauen zu verdeutlichen. In den Heimen, die eher wie Gefängnisse anmuten, müssen die Mädchen stundenlang in der Wäscherei arbeiten,
bekommen schlechtes Essen und haben keine Freizeit.
Wer aus der Reihe tanzt, muss mit Bestrafung rechnen, eine Kleinigkeit genügt oftmals schon um Bekanntschaft mit dem Rohrstock zu machen.
Erfahrungen, die auch Margaret, Bernadette, Patricia und Crispina, die vier
Hauptcharaktere, machen müssen. Wie viele andere junge Frauen wurden auch sie von
ihren Angehörigen in das Heim gebracht, oftmals ohne Aussicht jemals entlassen zu
werden. Es gab nicht wenige Frauen die bis zu ihrem Tod in einem solchen Heim
blieben.
Mit schockierenden Szenen, die auch weh tun, versucht Peter Mullan die Zustände in
den Heimen anzuprangern und entwirft gleichzeitig ein düsteres Bild von einer
männerdominierten Gesellschaft, in der Eltern ihre Töchter wegschicken und Dinge
einfach unter den Teppich gekehrt werden. Das Bild einer verlogenen Gesellschaft
voller Doppelmoral. Leider gelingt ihm die Darstellung nur teilweise, da die Seite
der Anderen oftmals ausgeklammert wird, die Geschichte sich mehr auf die Mädchen
konzentriert.
Der Film ist in vielerlei Hinsicht schockierend: Dem Zuseher bleiben blutige
Gewaltszenen nicht erspart, außerdem muss er hilflos mit ansehen, wie Bernadette
durch die Behandlung zunehmend verhärtet, sich zu einem egoistischen Individuum
entwickelt. Auch die Schicksale der anderen Mädchen gehen unter die Haut, nicht
zuletzt aufgrund der hervorragenden schauspielerischen Leistung der jungen Akteure
Mullan wendet sich einem dunklen, gern verdrängten Kapitel der katholischen Kirche
zu. Er schuf einen Film der gleichermaßen schockiert und berührt. Der Film lässt
so gut wie keine Grausamkeiten aus, Priester die sich sexuell an den jungen Frauen
vergehen, verzweifelte Selbstmordversuche junger Mädchen, die kirchliche
Doppelmoral, die Feigheit und Kälte der Gesellschaft. Eine der stärksten Szenen
jedoch spielt im Garten, als Margaret eine unverschlossene Tür entdeckt
Drastische Anklage eines noch nicht lange vergangenen Kapitels der Geschichte, das von einer unheilvollen Symbiose zwischen Kirche und Gesellschaft anhand der Geschichte der Opfer erzählt, die Hintergründe jedoch ausklammert.