OT: Il gatto a nove code
GIALLO: I, 1971
Regie: Dario Argento
Darsteller: James Franciscus, Karl Malden, Catherine Spaak, Horst Frank
In einen Genforschungsinstitut findet man heraus, dass alle Mörder einen atypischen Chromosomensatz gemeinsam haben. Und dann wundert man sich, wenn dies einen Killer auf den Plan ruft, dem der Mord sozusagen ebenfalls in den Genen liegt…
KRITIK:DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE ist derjenige Teil von Argentos sogenannter Tiertrilogie, der am niedrigsten in der Gunst von Fans und Kritikern steht. Und der zweite Part dieser inhaltlich nicht zusammenhängenden, nur wegen der Tiernamen in den jeweiligen Filmtiteln zur Trilogie deklarierten Reihe ist tatsächlich der schwächste. Was aber nicht heißen soll, dass wir es deshalb mit einem schlechten Film zu tun haben. Beileibe nicht! Qualitativ steht DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE Spähren über Argentos jüngeren Armutszeugnissen wie etwa dem grauenhaften CARD PLAYER und taugt somit durchaus zum gepflegten italienischen Thrillerabend.
Für seinen zweiten Giallo konnten wieder ein paar namhafte amerikanische Schauspieler verpflichtet werden. Karl Malden etwa, den viele noch aus der alten Krimiserie DIE STRASSEN VON SAN FRANSCISCO kennen werden und der hier als blinder Kreuzworträtselschöpfer zusammen mit dem Cool-wie-Oskar-Reporter James Franciscus auf "zivile" Faust ermittelt. Insbesondere Franciscus´ Text ist zumindest in der deutschen Synchronisation hin und wieder mit Sprüchen ausgestattet, die man eigentlich mehr in einem Bud Spencer/Terence Hill-Klopper erwarten würde. Nun, das kann man spaßig finden, muss man aber nicht.
In einer klitzekleinen Nebenrolle ist der Vorzeige-Bad Guy Werner Pochath (DIE BESTIE MIT DEM FEURIGEN ATEM) übrigens als Gay-Loverboy eines anderen Filmfieslings, nämlich dem deutschen Schauspieler Horst Frank (DIE RACHE DES DR. FU MAN CHU) zu sehen. Einen etwas größeren Part belegt Rada Rassimov, die Zwillingsschwester der altbekannten Genremarkanz Ivan Rassimov.
Eine wunderschöne Frau gibt es natürlich auch. Was sagt gleich der Reporter Giordani über die von Catherine Spaak gespielte Figur? "Das ist Anna. Und Anna ist einfach klasse!" Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen - außer vielleicht, dass die Spaak als bisexuelle Schwester Elisabetta kurz danach im Nunsploitationklassiker DER NONNENSPIEGEL einen noch viel heißeren Part bekleidet hat.
Was DER NEUNSCHWÄNZIGE KATZE im Vergleich zu THE BIRD WITH THE CRYSTAL PLUMAGE und FOUR FLIES ON GREY VELVET etwas abgeht, sind die ganz großen Szenen. Die sind in der jederzeit routinierten Inszenierung diesmal etwas rarer gesät. Aber es gibt sie: Perfekt komponiert ist der Mord am Bahnsteig - Argento pur und eindeutig der "mörderische" Höhepunkt des Films. Und ja, die Fahrstuhlschachtsequenz, welche eine Verfolgungsjagd über die Dächer des Instituts abschließt, ist so schmerzhaft, dass schon das Zusehen wehtut und somit ein würdiges Finale für DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE.
Was die Story um die Erforschung von "Mörderchromosomensätze", Erpressung und daraus resultierende Morde angeht; an der hat auch Dardano Sacchetti, der spätere Hofdrehbuchschreiber und Gore-Epenlieferant von Lucio Fulci mitgewurstelt. Der Plot hält den Zuschauer bei der Stange; obgleich vieles an den Haaren herbeigezogen wirkt und man nicht gerade mit cleveren Wendungen verwöhnt wird. Auch die Auflösung ist alles andere als ausgeklügelt.
Zudem vermisst man bei der NEUNSCHWÄNZIGE(n) KATZE das morbide Moment, das in Argentos beiden anderen "Tierfilmen" noch eine starke Waffe im eindrucksvollen Arsenal darstellt. Gewohnt magisch geht aber das wundervolle Titelthema von Ennio Morricone ins Ohr.
Hier liegt der Mord in den Genen! Allerdings schneidet DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE im Vergleich zu den beiden anderen Teilen von Argentos Tiertrilogie etwas schlechter ab. Aber auch wenn der Film das schwächste Glied in dieser Kette ist, haben wir es immer noch mit einem guten, sehenswerten Giallo zu tun, der qualitativ weit über den Rohrkrepierern aus Argentos jüngerer Filmographie steht.