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Die letzte Party deines Lebens

Die letzte Party deines Lebens

HORROR: A, 2018
Regie: Dominik Hartl
Darsteller: Elisabeth Wabitsch, Michael Glantschnig, Edita Malovcic, Michael Ostrowski

STORY:

Nach bestandener Matura (für unsere deutschen Leser: Abitur) fährt die 8B zum X-Jam (für unsere deutschen Leser: Eine Art Austro-Spring Break) nach Kroatien. Die Technobeats wummern, die Gummibärlis (für unsere deutschen Leser: exquisite Alcopop-Variationen auf Red Bull-Basis) fließen in Strömen, und Chef-Animator Michael Ostrowski (für unsere deutschen Leser: Wie soll man den erklären?) hält die Party auch noch am Laufen, als ein maskierter Killer eine Schülerin nach der anderen auf kreative Weise ins Jenseits befördert ...

KRITIK:

Rückblickend muss ich ja zugeben, dass ich Dominik Hartls letzten Film, die rustikal-alpine Splatter-Gaudi ATTACK OF THE LEDERHOSENZOMBIES viel zu milde bewertet habe. Ich bitte um Nachsicht, denn: /slash-Festival, Eröffnungsfilm noch dazu, das Kino ist voll, man trifft nette Leute, trinkt was, trinkt noch was, und wenn man Tags darauf verkatert eine Rezension verfasst, erinnert man sich nicht mehr so sehr an den Film als an die leiwande Veranstaltung an sich. Und das fließt natürlich in die Bewertung ein. Ist so.

DIE LETZTE PARTY DEINES LEBENS also. Was schon in der Eröffnungsszene auffällt: Wie viel professioneller und handwerklich besser das alles gemacht ist. Kein Vergleich zum semi-amateurhaften Lederhosen-Zombie-Gesplatter, bei dem in Wahrheit lediglich die liebevollen handgemachten Effekte überzeugen konnten.

Dominik Hartl, Jahrgang 1983, wurde offensichtlich mit den blutarmen, aber clever gescripteten Teenie-Horrorthrillern der Neunziger sozialisiert: SCREAM, FINAL DESTINATION, I KNOW WHAT YOU DID LAST SUMMER, diese Kategorie. Die Kills sind auch vergleichsweise jugendfrei ausgefallen. Erst beim Finale, das zumindest visuell an die Torture-Porn-Welle der Nullerjahre erinnert, wird die Gangart ein wenig verschärft.

Dass man amerikanische Teenie-Slasher-Motive relativ krampffrei ins Österreichische übertragen und damit auch an der Kinokasse reüssieren kann, hat ja Andreas Prochaska mit IN DREI TAGEN BIST DU TOT (2005) und seinem Sequel (2008) bewiesen. Horror-Kino made in A, das war plötzlich möglich. Auch wenn Marvin Krens BLUTGLETSCHER (2013) und der hochgelobte ICH SEH ICH SEH (2015) von der Masse der Kinogänger hierzulande verschmäht wurde. Aber eben nur hierzulande: Unter dem Verleihtitel GOODNIGHT MOMMY lief der von Ulrich Seidl produzierte ICH SEH ICH SEH mit beachtlichem Erfolg in den amerikanischen Kinos.

Nun die gute Nachricht: DIE LETZTE PARTY DEINES LEBENS ist eine Erfolgsnummer. 14.000 Besucher am ersten Wochenende. Für österreichische Verhältnisse ist das - okay, nicht unbedingt Blockbuster-Niveau, aber durchaus respektabel. Hartl ist es offensichtlich gelungen, die Zielgruppe abzuholen und sie zu motivieren, eben nicht in TOMB RAIDER oder PACIFIC RIM zu gehen, sondern in einen österreichischen Horrorfilm, in dem Schüler massakriert werden. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn das Produkt selbst funktioniert. Was es ja auch tut, siehe zweiter Absatz. Und wenn sich die Zielgruppe im Film wiederfindet. Dominik Hartl ist ziemlich gut darin, jugendliche Lebens- und Gefühlswelten authentisch auf die Leinwand zu bringen. Das hat er schon mit dem gefühlvollen Coming of Age-Drama BEAUTIFUL GIRL (2014) bewiesen, bei dem übrigens der Autor dieser Zeilen als Statist mitwirken durfte.

Soweit ich das beurteilen kann, wurde für DIE LETZTE PARTY DEINES LEBENS sauber recherchiert: Der Slang, die Vernarrtheit in die Asozialen Medien, die bisweilen gruseligen gruppendynamischen Prozesse innerhalb einer Klassengemeinschaft und nicht zuletzt die echte X-Jam-Party, all das wirkt sehr authentisch.

Ein großes Lob gebührt dem Kameramann Thomas W. Kiennast, der schon mit dem grandiosen Alpenwestern DAS FINSTERE TAL sein visuelles Können unter Beweis stellte. Gedreht wurde unter realen Bedingungen bei einem echten X-Jam. Sprich: Das Setting und die Party-Crowd sind echt. Unter diesen Umständen so übersichtliche und vor allem ausgesprochen hübsche, fast schon SPRING BREAKERS-mäßig ausgeleuchtete Bilder auf die Leinwand zu zaubern, das zeugt von beträchtlichem handwerklichem Geschick aller Beteiligten.

Doch so sehr der Film auf der visuellen Ebene überzeugt, so sehr schwächelt er akustisch. Damit meine ich noch gar nicht die Düb-düb-düb-Beats von Tiesto und Konsorten, die die Non-Stop-Party antreiben. Dennoch stelle ich mir die bange Frage, wie junge Menschen mit einem halbwegs entwickelten Musikgeschmack, die es ja vermutlich auch noch gibt, geben muss, solche Parties überleben können. Oder bleiben die zu Hause?

Nein, die Tonmischung als solche funktioniert nicht: Die Dialoge zu leise, bisweilen an der Grenze der Verständlichkeit, und die Musik zu laut. Andererseits: Ein professionelles Sound-Design kostet natürlich viel Geld. Vermutlich hinausgeschmissenes Geld bei einer Zielgruppe, die ihre Schweinsohren freiwillig mit Tiesto malträtiert, vielleicht noch über irgendwelche Handy-Lautsprecher. Also lässt man das gleich bleiben, zumal das Budget eh arschknapp ist. Drei Millionen standen zur Verfügung, wohl die Untergrenze für einen Film dieser Art, wenn er halbwegs nach etwas aussehen soll. Und das tut er ja auch.

Die letzte Party deines Lebens Bild 1
Die letzte Party deines Lebens Bild 2
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Die letzte Party deines Lebens Bild 4
Die letzte Party deines Lebens Bild 5
Die letzte Party deines Lebens Bild 6
FAZIT:

Lederhosenzombies-Regisseur Dominik Hartl packt die Badehose ein und lässt einen maskierten Killer auf feierwütige Schüler los. Trotz gewisser Schwächen vor allem soundtechnischer Natur ist DIE LETZTE PARTY DEINES LEBENS der recht gelungene Versuch, das österreichische Phänomen des organisierten, von Tiesto und Gigi d'Agostino beschallten Maturareise-Horrors zum Thema eines Genre-Films zu machen.

WERTUNG: 7 von 10 Snapchat-Bilder
Dein Kommentar >>
Scared | 30.05.2019 19:07
Das ist keine Filmkritik, sondern einfach nur Geschwafel mit kurzem Hinweis auf die technische Umsetzung.
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Johannes | 29.03.2018 16:33
Hört sich gut an. Ich hoffe der schafft es bei mir in die Videothek.
>> antworten