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Die heiße Spur

Die heiße Spur

OT: Night Moves
THRILLER: USA, 1975
Regie: Arthur Penn
Darsteller: Gene Hackman, Melanie Griffith, Susan Clark

STORY:

Harry Moseby, Ex-Footballer und Privatdetektiv in LA, wird beauftragt, eine jugendliche Ausreisserin zu finden und zu ihrer Mutter zurückzubringen. Harry folgt einer heißen Spur nach Florida und gerät unversehens in ein mörderisches Komplott.

KRITIK:

Heute wollen wir mal wieder eine kaum bekannte Filmperle aus den Untiefen des Siebziger-Filmschaffens bergen. Und was für eine!

Oberflächlich scheint der 1975 von Arthur Penn inszenierte NIGHT MOVES den üblichen, ausgelutschten Konventionen des Detektiv/Noir-Films zu folgen. Die Hauptfigur Harry Moseby, von Gene Hackmann auf dem Höhepunkt seines Schauspielschaffens souverän verkörpert, ist ein aufrechter, illusionsloser Mann, arbeitet hart für sein Geld und hat sich trotz seines "anrüchigen" Jobs als Schnüffler eine gewisse Integrität bewahrt. Er tut, wofür er angeheuert wird und versucht, dies auch gut zu machen. Harry hat - auch das absolut genretypisch - ein desolates Privatleben. Seine Frau betrügt ihn ziemlich offen, Harry scheint jedoch unfähig oder unwillig, sich dem Problem zu stellen. Lieber lenkt er sich mit Arbeit ab.

Als er von einer ehemaligen Hollywood-Diva angeheuert wird, deren verschwundene, minderjährige Tochter zu suchen, sieht alles nach einem Routineauftrag aus. Harry folgt der Spur, welche zu einer Reihe von Liebhabern des lebenslustigen Mädels führt, die alle mit dem Movie-Business zu tun haben. So trifft er unter anderem einen Piloten, einen Mechaniker und einen Stunt-Koordinator. Die Fährte führt schließlich auf die Florida Keys, wo der Stiefvater des Mädchens wohnt. Er findet die von der (unglaublich jungen und knusprigen) Melanie Griffith in ihrer ersten Filmrolle verkörperte, nymphomane Ausreißerin, und bringt sie nach einem kurzen Aufenthalt auf den Keys zurück nach LA. Er kassiert den großzügigen Scheck - Auftrag ausgeführt. Und zwei Drittel des Films sind rum.

Keine Action Einlagen, keine großen Mystery-Elemente, dramatische Verwicklungen bleiben aus. Es ist eine geradlinige Missing-Person-Story mit interessanten Charakteren und ironisch-abgeklärten Dialogen. Einzig eine seltsame, und - nebenbei bemerkt - verdammt unheimlich inszenierte Begebenheit bei einem nächtlichen Bootsausflug auf den Keys wirft Fragen auf, scheint aber zunächst keinen Bezug zum Plot zu haben.

 

DANNÂ… bricht das letzte Filmdrittel an. Mit einem Mord. Und ohne Vorwarnung wird Harry und mit ihm dem geneigten Zuseher der Boden unter den Füssen weggezogen! Und NIGHT MOVES legt richtig los und rehabilitiert seine langsame erste Stunde aber sowas von!

Der Film wechselt übergangslos von der Charakterstudie zu einem extrem spannenden Thriller mit knackigem Erzähltempo. Harry fühlt sich getrieben, in dem Fall, der für ihn schon abgehakt schien, nochmal zu ermitteln, und je tiefer er vordringt, desto mehr wird ihm klar, dass er all die geschehenen Ereignisse und Begegnungen völlig falsch interpretiert, offensichtliche Verbindungen übersehen oder falsch eingeschätzt und so ahnungslos eine Katastrophe ausgelöst hat. Der Zuseher folgt Harry auf Schritt und Tritt, hat immer denselben Wissensstand wie der bemitleidenswerte Schnüffler und muss so, genau wie er, ein ums andere mal seine Sichtweise korrigieren.

 

Und während immer mehr Leichen Harrys bitteren Weg säumen, mündet der inzwischen zu einem knallharten Detektivfilm mutierte Streifen in ein furioses Finale, das ohne Gleichen ist. Eines, das im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Nichts kommt und mir beim ersten Ansehen die Kinnlade runterklappen ließ. Man muss es einfach gesehen haben, um es zu glauben.

 

Am Ende hat Harry den Durchblick, die Geschichte ist aufgeklärt, doch die Welt ist nicht besser geworden. Im Gegenteil. Die letzte Einstellung verdeutlicht die existenzielle Verwirrung und Sinnkrise, in welche die Ereignisse den guten Harry gestürzt haben. Der Name des Bootes, auf dem Harry sich am Ende des Films befindet, spricht Bände.

 

Ich gebe offen zu, dass ich bei meiner ersten Begegnung mit NIGHT MOVES in der ersten Filmhälfte schon mal ab und an versucht war, geistig etwas abzudriften. Es war schon spät. Trotzdem ist dieser Teil des Films nicht langweilig oder zäh, sondern erweist sich im nachhinein als unentbehrlicher und clever konstruierter Aufbau für das, was folgt. Die interessanten Charaktere und cleveren Dialoge halten einen bei der Stange, ebenso wie die bedrückende Atmosphäre, die Filmen aus dem 70er New Hollywood so oft zu eigen ist. Und je näher die Auflösung rückt, umso klarer und bedeutungsvoller werden all die Elemente, denen man vorher vielleicht wenig Beachtung geschenkt hat, das Puzzle setzt sich zusammen und die Erkenntnis trifft einen schließlich wie der sprichwörtliche Holzhammer.

Viele kleine Details fallen einem erst bei wiederholtem Ansehen auf, zum Beispiel, wie oft Harry durch den Blick verstellende oder verwischende Gegenstände wie Scheiben, Gardinen, Fliegengitter und ähnliches in Szene gesetzt wird - ein klarer Hinweis auf den "getrübten Blick" des Ermittlers.

Ich mag Gene Hackman als Schauspieler nicht besonders, aber hier hab ich mit seinem Harry Moseby, der verzeifelt aber vergeblich versucht, das richtige zu tun, mitgelitten.

NIGHT MOVES ist ein fieses, kleines Meisterwerk.

Die heiße Spur Bild 1
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Die heiße Spur Bild 4
Die heiße Spur Bild 5
FAZIT:

Regisseur Arthur Penn hat einen Wolf im Schafspelz geschaffen. Eine tieftraurige, existenzialistische Meditation über das langsam zerbröckelnde Selbstbild eines Mannes, sein Scheitern und das Bedauern über nicht mehr rückgängig zu machenden Entscheidungen - alles verpackt im Gewand eines Post-Noir-Thrillers. Ein Film, der einen ruhig und bedächtig einen Weg entlang führt, nur um einen dann mit voller Absicht aus der Kurve zu tragen und voll gegen die Wand knallen zu lassen. Großartig!

WERTUNG: 8 von 10 knallgelben Wasserflugzeugen
TEXT © Monezza
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toxic | 29.07.2009 01:17
Also,
ich hab zuerst die Kritik gelesen und war gespannt.
Mein Problem war, dass ich ihn nur auf Englisch gesehen hab und mir somit kleinere details entgangen sind.
Selbst nach dem Stuntunfall fand ich den Film so spannend wie eine Tatortfolge. Aber das Ende ist sehr außergewöhnlich und macht Sinn (im Gegensatz zu vielen neuen Hollywoodplastikfilmen).
Vielleicht bin ich etwas zu sehr von Popkultur beeinflusst, aber ich fand man hätte mit besserer, düsterer Musik noch mehr Atmosphäre rausholen können.
Ich glaub ich muss ihn wirklich nochmal schauen.
Was mich dazu bringt 7 Punkte zu geben, ist die Tatsache, dass ich mich sehr an JAWS (Lieblingsfilm) ernnert gefühlt habe. Ich meine das grobe Bild und Unterwassergrusel, nicht der Hai.
Ansonsten würd ich nicht mehr als 6 geben. Aber so:

7 von 10 unfassbar jungen und nicht erkannten Melanie Griffiths (wirklich unglaublich knusprig)

Danke für den Filmtipp
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