OT: Wizards
FANTASY-ANIMATION: USA, 1977
Regie: Ralph Bakshi
Darsteller:
Die Welt, ein paar Milliönchen Jahre nach dem atomaren Holocaust. Die Feen und Elfen, Zauberer und Kobolde sind wieder auferstanden. Die Menschen sind zu grauslichen Bestien mutiert. Eines Tages werden zwei ungleiche Brüder geboren, der gute Avatar und der widerliche Blackpool. Während der eine Love, Peace und Happiness propagiert, wendet sich der andere ab und versucht ein zweiter Hitler zu werden. Mit den mutieren Menschen und den Mächten aus der Hölle versucht er der sich langsam erholenden Erde die Farben und den Frieden auszutreiben. Da macht sich der schrullige Avatar auf um seinen Bruder zu stellen...
KRITIK:Der Plot von "Wizards" (so lautet der Originaltitel) hört sich ein bisschen nach Herr der Ringe an und ist auch so etwas wie eine postmoderne Version davon. Lustigerweise war es auch Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Ralph Bakshi, der einige Jahre später lange vor Peter Jackson versucht hatte, Tolkiens Vision im Zeichentrickformat aufs Zelluloid zu zaubern.
Ralph Bakshi drehte in seiner Karriere überwiegend Zeichentrickfilme, die vornehmlich für ein erwachsenes Publikum produziert wurden. Nach einigen Erfolgen, u.a. der Verfilmung von Robert Crumbs Kultcomic "Fritz the Cat" erfüllte er sich einen Traum und schuf diesen amüsanten Mix aus Herr der Ringe, Drogenrausch, Blumenkinderfantasie und sexueller Befreiung (?).
Im Audiokommentar heißt es vollmundig, dass Wizards ein Kommentar auf die "moralische Neutralität von Technologie und potentieller Massenvernichtungswaffen". Soll heißen, der Film sieht in der Technologie nicht das Böse, im Gegenteil, die Technologie hilft am Ende mit um die Finsternis zu besiegen. Dennoch, finde ich, sollte man diesen Film nicht allzu sehr über seine Metaebene reflektieren, denn im Endeffekt handelt es sich um den schlichten Kampf Gut gegen Böse, wobei die Bösen natürlich abgrundtief hässlich und vollkommen verblödet ihrer "Alles-muss-zur-Hölle-werden"-Logik folgen.
Trotzdem ist "Wizards" kein Kinderfilm, denn ganz vordergründig betrachtet ist er erstaunlich brutal und steckt voller sexueller Anspielungen. Was uns der Regisseur mit dieser Außen-hart-innen-zart-Geschichte sagen wollte bleibt also unklar, ist aber im Grunde genommen völlig wurscht, denn Wizards macht einen Heidenspaß.
Kostprobe gefällig? "Da fällt mir noch was ein. Ich bin froh, dass du deinen Nachnamen geändert hast, du verdammter Hurensohn." Sagt der eine kleine Zeichentrickzauberer zum anderen bevor der finale "Kampf" beginnt.
Charmanter postmoderner Fantasyklassiker, der zwischen jugendfreiem Klamauk und erwachsener Brutalität den ewigen Kampf Gut gegen Böse schildert. In den etwas freizügigeren Siebzigern mag das sogar als Kinderfilm durchgegangen sein, heute ist es ein herrlich überdrehter und unterhaltsamer Spaß für die aufgeschlossene Filmtippsleserschaft. Meine klare Empfehlung.
Die DVD und Blue Ray Veröffentlichung von Koch Media enthält ein Booklet, diverse Trailer, einen Audiokommentar von Regisseur Ralph Bakshi, ein wunderbares Featurette "Ralph Bakshi: Der Zauberer der Animation (ca. 32 Minuten), Bildergalerie mit Originalzeichnungen und seltenem Werbematerial. Fantasy-, Animationsfilm- und Ralph Bakshi Fans können bedenkenlos zugreifen.