OT: Kapi - Die Tür / The Door
DRAMA, THRILLER: DEUTSCHLAND, 2009
Regie: Anno Saul
Darsteller: Mads Mikkelsen, Jessica Schwarz, Heike Makatsch
David - Maler und Lebemann - betrügt seine Ehefrau, während ein Unfall und der daraus resultierende Tod seiner Tochter seinen Anfang nimmt. Seine bereits erkaltete und rein funktional zu nennende Ehe zerbricht aufgrund von Schuldzuweisungen schlußendlich vollkommen und David verliert sich fünf Jahre lang in Selbstmitleid und Selbstmordabsichten. Doch eines Tages weist ihm ein Schmetterling den Weg zu einer verborgenen Tür, auf deren anderen Seite die gespiegelte Welt existiert, und zwar fünf Jahre in der Vergangenheit. David betritt die andere Seite, die Kopie seines eigenen Lebens exakt zu dem Zeitpunkt, als er den Weg zu seiner Liason beschreitet, kurz vor dem tödlichen Unfall der Tochter. Dieses geschieht in der beobachteten Rolle, denn in der neuen Realität gibt es David zweimal. Einmal als den "alten David" vor fünf Jahren und als den "neuen David", der die "Parallelwelt", quasi zurück in die Vergangenheit betritt. Und genau hier liegt dann das Problem!
KRITIK:"Die Tür" von Anno Saul, welcher im letzten Jahr (2009) auch so einige auf dem Filmfest überraschte, gehört für mich zum eindeutigen Highlight unter Releaseflut Anfang des neuen Jahres 2011. Und das aufgrund der erzählten Geschichte, bei der viel Fantasie und Mut zu unkonventionellen Gedankengängen von Nöten waren, der filmischen Umsetzung des Scripts und des Drehbuches und der schauspielerischen Klasse nahezu aller Beteiligten.
Dass Mads Mikkelsen ein begnadeter Schauspieler ist und nachwievor zur obersten Garde der skandinavischen (Charakter-) Darsteller gehört, hat er in den letzten Jahren mehrfach eindrucksvoll bewiesen. Jessica Schwarz überraschte mich jedoch gewaltig. Ich konnte mich nicht wirklich an auch nur einen Film erinnern, in dem sie zuvor mitwirkte, mit "Die Tür" hat sie es allerdings geschafft, dass mir ihr Name im Gedächtnis bleibt, denn die Rolle der mißtrauischen, hoffenden und verzweifelten Ehefrau spielt sie unglaublich realistisch und ausdrucksstark.
Anno Saul, der mir vorher eher durch "Popcorn-Filme" auffiel, gelang mit "Die Tür" ein ganz großer Wurf, der international zu überzeugen wusste. Die Wahl, Mads Mikkelsen für eine der Hauptrollen einzusetzen, erweist sich als kalkulierter Glücksgriff. Denn Mikkelsen verkörpert nicht nur die Rolle des skandinavischen Ausnahmetalents, sondern auch die des europäischen Kinos, beeinflusst durch den Versuch, Situation authentisch und realistisch darzustellen, beeinflusst durch Dogma und den Verzicht auf schnelle Schnitte und lieblos inszenierte Belanglosigkeiten.
"Die Tür" erzählt eine vielleicht nicht ganz neue, in ihrer Aufarbeitung und Betrachtungsweise jedoch einmalige Geschichte, die ich irgendwo zwischen Drama, Mystery und Thriller einordnen würde. Die Grundüberlegung erweist sich in Bezug auf das Vorhandensein einer naheliegenden philosophische Idee zudem, dem Fim auch dann eine Chance zu geben, wenn einem der Genre-Cocktail prinzipiell missfällt. Denn was würde es bedeuten, wenn es die individuelle Existenz plastisch und psychologisch zweimal geben würde, wenn es einen Weg geben könnte, falsche Entscheidungen und Handlungsweisen nachträglich zu verändern und somit eine neue Realität zu schaffen.
Spannender und geistreicher Film irgendwo zwischen Drama, Mystery und Thriller, unkonventionell erzählt, dramaturgisch exzellent insziniert und spannend bis zur letzten Minute.