KOMÖDIE: DEUTSCHLAND, 1983
Regie: Dieter Pröttel
Darsteller: Mike Krüger, Thomas Gottschalk, Liane Hielscher, Jochen Busse, Susann B. Winter
Weil Mike und Tommy ständig klamm sind, beschließen sie eine Detektei zu eröffnen, denn so ein bisschen rumschnüffeln kann ja schließlich jeder. Schnell bekommen sie ihren ersten Auftrag - sie sollen die Gattin des Unternehmers Sasse beschatten und Beweise für ihr Fremdgehen liefern. Dafür müssen die beiden Pappnasen... äh, Supernasen nach Bad Spänzer am Wörthersee.
Manche Cineasten würden das wohl gerne verdrängen, aber es gab mal eine Zeit, da hatte Deutschland eine eigene Filmkultur, eine eigene Filmidentität und massenweise wurden Filme produziert, die das Publikum ins Kino lockten, ohne bei amerikanischen „Vorbildern“ abzukupfern. Filme, die nicht auf markttauglichkeit geprüft und glattgebügelt für den geselligen Frauenabend, mit den immer gleichen Craft (Materie)!!!-Verstehern in der Hauptrolle, gemacht wurden.
Es herrschte Anarchie. Und es gab Freiheiten, die Filmemacher von heute nur vom Hörensagen her kennen. Da konnten zwei SUPERNASEN wie Mike Krüger und Thomas Gottschalk einfach mal einen Sommer mit ihren Familien in einem schicken Hotel in Bayern absteigen und sich zotige Slapstickeinlagen und eine dürftige, zum Ablachen doofe Geschichte ausdenken und anschließend noch mal sechs Wochen am Wörthersee einen Gemütlichen machen und den ganzen Schmodder auf Film einfangen – heutzutage sitzt man als Drehbuchautor im dunklen Zimmer zitternd vorm Computer, schüttet sich gerade die sechste Dose Mountain Dew in Folge als flüssige Nahrung rein und hofft bald mal wieder einen Scheck zu kriegen um davon noch mehr Mountain Dew zu kaufen. Heutzutage ist alles pures Geschäft, komplett durchorganisiert.
Das unterscheidet sich übrigens gar nicht so sehr von der Arbeit für FILMTIPPS.at. Von Harald kriegen wir ja nichts für unsere Arbeit, außer Peitschenhieben und zur Abwechslung mal eins mit der Gerte drüber.
Aber, zurück ins Jahr 83, denn DIE SUPERNASEN wirkt letztlich auch als hätten die beiden Kumpels Tommy und Mike einfach mal ein bisschen abgehangen, Detektiv gespielt und nebenbei die Kamera draufhalten lassen. Deutsche Komödien-Exploitation „at it’s best“. Der Spaß schwappt aus dem Bildschirm raus, als wär’s ein japanischer Rachegeist aus dem Brunnen. Die Kritik hat’s gehasst, das Publikum hat‘s geliebt und so taucht das Krüger/Gottschalk-Vehikel in der Kino-Hitliste 1983 auch auf den vorderen Plätzen auf.
Natürlich ist das alles mehr doof als gut, daran gibt es gar keinen Zweifel, aber genau darin liegt ja die Kraft. Allein die Chuzpe, die es bedarf um die mehr als dürftige Geschichte als Aufhänger zu nehmen, damit Krüger und Gottschalk sich selbst spielen und von zotigem Set Piece zu zotigem Set Piece gelangen können – meistens mehr schlecht als recht. Herrlich. Dazu kommen noch unzählige Wortspiele und Einzeiler der Marke Ultralfach™, von meiner Freundin mit Worten des… „Lobes“ bedacht, die ich hier nicht unbedingt wiedergeben möchte. Aber, Schwamm drüber!
Durch den fast schon episodenhaften Aufbau kommt es hier und da zu wenigen kleinen Hängern im Laufe des Films, weil einfach nicht jeder Gag und jeder Sketch zünden wollen. Glücklicherweise aber ist das alles so Banane, dass ein Schmunzeln immer drin ist. Zusätzlich hält sich DIE SUPERNASEN nie lange irgendwo auf und da es stets ratzfatz weitergeht, kann Langeweile trotzdem gar nicht erst aufkommen. Die ca. 80 Minuten Laufzeit jedenfalls vergeht so fast schon wie im königlichen Flug.
In diesem Sinne: „Sie ist zur Kur in Bad Spänzer, Terrenz Hill 27.“
Zoten, Zitzen, Trallala. DIE SUPERNASEN ist ein gelungenes Beispiel deutscher Blödel-Exploitation aus Filmzeiten, als noch keiner einen Fick gab (um‘s mal mit Haralds Worten zu sagen). Von den beiden Hauptdarstellern ganz auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnitten, versprüht DIE SUPERNASEN den Charme alter anarchistischer Tage und unterhält gekonnt auf edel-flachem Niveau. Wer sich hier nicht unterhalten fühlt, hat kein Herz. Oder einfach zu viel Geschmack – etwas mit dem wir FILMTIPPS.at-Autoren uns glücklicherweise nicht rumplagen müssen. Sei’s drum – wer hier nicht lacht ist selber schuld.