OT: The Masque of the Red Death
HORROR: GB, USA, 1964
Regie: Roger Corman
Darsteller: Vincent Price, Hazel Court, Jane Asher, David Weston
Während draußen eine tödliche Seuche, die "Der Rote Tod" genannt wird, die Landbevölkerung gnadenlos dahinrafft, verschanzt sich der satanische Fürst Prospero mit seinem adeligen Gefolge hinter den Mauern seiner Trutzburg. Dort vertreibt man sich die Zeit mit schwarzen Philosophien, sadistischen Spielchen und der Vorbereitung eines dekadenten Maskenballs. Keiner - nicht einmal Prospero - ahnt, dass der letztere einen ungebetenen wie tödlichen Ehrengast bekommen wird ...
Kaum zehn Seiten umfasst Edgar Allan Poes Short Story The Masque of the Red Death und doch zählt sie zu seinen bekanntesten. Wenig überraschend, dass sich sein prominentester Fan Roger Corman im Rahmen seines über American International Pictures realisierten Poe-Zyklus, auch dieser Geschichte angenommen hat. Und natürlich hat Corman "Prinz Prospero" mit Vincent Price besetzt. Die Legende des klassischen Gruselfilms dankte es mit einer seiner sardonistischten Vorstellungen jenseits des THEATER DES GRAUENS und den PHIBES-Filmen.
Aus den zehn Seiten hat Corman einen abendfüllenden Kinofilm gemacht, der in Deutschland unter dem etwas zu reißerisch geratenen Titel SATANAS - SCHLOSS DER BLUTIGEN BESTIE im Jahr 1965 uraufgeführt wurde. Die Kernelemente der Kurzgeschichte -die Pestilenz, der dekadente Maskenball und die sieben verschiedenfarbigen Gemächer- spielen natürlich auch in der Verfilmung eine wesentliche Rolle; wurden jedoch mit Versatzstücken einer anderen Poe-Story (Hop-Frog), einer Prise Sadismus und einem großzügigen Schuss Blasphemie ausgebaut.
So gerät Prosperos letzte Festlichkeit im Film gar zum Mini-Armageddon zwischen den Dienern Satans und Thanatos. Denn Prospero ist hier ("Who's your master?" - "Satan. The Lord of Flies. The Fallen Angel. The Devil...") nicht nur der dekadente, egozentrische Feingeist aus der geschriebenen Vorlage, sondern Teufelsanbeter durch und durch. Um Sympathiepunkte beim Zwiefach Gehörnten zu sammeln, schreckt er auch vor einigen ausgesucht diabolischen Aktionen nicht zurück. Unvergessen der "Freundschaftsdienst", den er einem anderen Adeligen erweist, als dieser auf der Flucht vor dem Roten Tod um Asyl auf Prosperos Schloss bittet. Noch unvergessener das russische Roulette mit einem vergifteten Dolch, welches er den Vater und den Ehemann eines gekidnappten Bauernmädchens spielen lässt...
Auch wenn im Deutschen die Synchronsprecher-Legende Arnold Marquis dem Prinzen der Finsternis seine Stimme leiht; so sollte man sich Price' sardonisch spöttischen Tonfall, in dem er Prospero spricht, auf der Originaltonspur tunlichst nicht entgehen lassen.
Überhaupt ist dieser vorletzte in der langen Reihe Corman'scher Poe-Adaptionen eine einzige große Vincent Price-Show. Omnipräsent ist die Horrorfilmlegende ja in fast all seinen Filmen. Hier ist er noch einen Zacken omnipräsenter... Stets flankiert von seinen weiblichen Co-Stars; dem einstigen Hammer-Girl Hazel (FRANKENSTEINS FLUCH) Court sowie dem späteren DEEP END-Star Jane Asher. Die Erstere mimt eine dem Teufel huldigende Mätresse an Prosperos Seite, die einmal den Glen Benton macht, indem sie sich ein umgedrehtes Kreuz nicht auf die Stirn, aber auf die Brust brennt. Letztere ist die rothaarige Unschuld vom Lande, welche es vom rechten Wege abzubringen und auf den Left Hand Path umzuleiten gilt.
Doch Zweifel sind unangebracht: Vincent Price stiehlt hier keiner die Show. Nicht einmal der Rote Tod. Auch wenn er sich annährend als ebenbürtig erweist, wenn es im äußerst stimmungsvollen Finale zum sinnbildlichen Showdown zwischen Pest und Schwefel kommt.
Wir halten fest: Vincent Price hat stehende Ovationen verdient. Gerechnet auf das stattliche Filmalter ist die eine oder andere Szene sogar überraschend blutig geraten (Die Raubvogelattacke!). Mit den sieben verschiedenfarbigen Gemächern, dem dekadenten Maskenball, einer psychedelischen Alptraumsequenz und einem theatralisch in Szene gesetzten Totentanz am Ende des Films schielt Corman hier sogar in Richtung Avantgarde (zumindest ein kleinbisschen). Der ganz große extravagante Bildersturm bleibt zwar aus, aber Schauwerte gibt es in den liebevoll auf classic gothic getrimmten Studiokulissen trotzdem genug. Schließlich ist dies der Film, in den Roger Corman die meiste Zeit investiert hat. Die Drehzeit betrug ganze fünf Wochen; was bei einer Corman-Produktion durchaus Feinschliff bedeutet.
Leider schleichen sich trotz des famos teuflischen Vincent Price hier und da doch einige meisterwerksverhindernde Längen ein. Ein ums andere Mal tritt die Handlung etwas auf der Stelle; was den Anschein erweckt, dass die literarische Vorlage vielleicht doch nicht genügend Munition für eine Laufzeit von 89 Minuten liefert. Oder war dies letzten Endes ein Versäumnis der Drehbuchautoren, die den viel versprechenden Nebenstrang mit dem kleinwüchsigen Narr "Hop-Frog" (hier Hop-Toad) und seiner ebenfalls zwergischen Tänzerin einfach nur sträflich vernachlässigt haben?
Anyway: Freunde des klassischen Gruselfilms, Poe-Liebhaber und Vincent Price-Fans können hier nicht nur bedenkenlos zuschlagen, sondern müssen es fast schon.
Koch Media hat den Film dieser Tage mit einer neuen Blu-ray-Veröffentlichung gewürdigt und hinsichtlich des Titels die blutige Bestie in den Zwinger geschickt und dankenswerterweise auf die deutsche Übersetzung des Originalnamens zurückgegriffen. Darüberhinaus hat man der MASKE DES ROTEN TODES eine Bonus-Disc mit äußerst interessanten Extras spendiert. Besondere Bonbons stellen sicherlich die als kleine Einmann-Kammerspiele inszenierte Lesungen diverser Originaltexte Poes (u.a. Das verräterische Herz, Die Sphinx) dar, die von niemand geringerem als von Meister Price himself gespielt werden. Sie liefen unter dem Banner AN EVENING OF EDGAR ALLAN POE einst im amerikanischen TV-Programm. Darüber hinaus gibt es in den Extras die im Grunde harmlose, aber in den meisten früheren Veröffentlichungen geschnittene "Badeszene". In zwei Handvoll unexpliziter Frames wird gezeigt, wie die nackige Jane Asher in einen Badezuber gestoßen wird. Das ist zwar weder sleazig noch irgendwie spektakulär, hat aber Seltenheitswert.
Nachtrag: Die Asche von allen Vulkanen Islands über mein Haupt. Jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen zu erwähnen, dass hier niemand Geringeres als der spätere Regisseur des Meisterwerks WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN, Nicolas Roeg, die Kamera führt. Getting old...
"And darkness and decay and the Red Death held ilimitable dominion over all..." - Poe. Corman. Price. Einmal mehr Garanten für einen nostalgischen Gruselabend der altehrwürdigen Art. In der Verfilmung der berühmten Kurzgeschichte gibt Vincent Price einen besonders satanischen Prospero und stiehlt allen die Show. Blasphemien, Russisches Roulette mit vergifteten Dolchen sowie ein dekadenter Maskenball, der in einen (roten) Totentanz mündet, erwärmen zwar das klassische Horror-Herz, können aber nicht verhindern, dass die Handlung ein ums andere Mal etwas auf der Stelle tritt. Doch sowohl Price (in sardonischer Höchstform) als auch das Finale (in schönster Grand Guignol-Manier) entschädigen und sichern knappe