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Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne

Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne

NUNSPLOITATION: SCHWEIZ, 1977
Regie: Jess Franco
Darsteller: Susan Hemingway, William Berger, Ana Zanatti, Herbert Fux

STORY:

Die vierzehnjährige Marie tollt mit einem Jungen im Wald herum. Zum Verhängnis wird dem Mädchen, dass ein Priester Zeuge des an sich harmlosen Treibens wird. Scheinbar besorgt um das Seelenheil des jungen Mädchens veranlasst der Pfarrer eine Zwangseinweisung in das Kloster der Äbtissin Alma; freilich nicht ohne dafür zuvor Maries bettelarmer Mutter noch die allerletzten Ersparnisse abzuknöpfen. Als sich die schweren Pforten des Konvents hinter Marie geschlossen haben, zeigen die vermeintlichen Gottesdiener ihre wahren Gesichter. Vater Vicente entpuppt sich als ein alter, geiler Bock, während die Mutter Oberin mit ihren Novizinnen Schwarze Messen zu Ehren des Höllenfürsten feiert. Anstatt errettet wird die junge Marie gedemütigt, gegeißelt und geschändet, bevor sie am Ende noch unschuldig vors Inquisitionsgericht treten muss… -

KRITIK:

Women in Prison, lesbischer Vampirfilm, Nunsploitation - kein Feld der Sexploitation, welches Jess Franco nicht mit Hingabe beackert hätte. Aber wenn einer wie der Spanier in den Siebzigern 17 bis 18 Filme pro Jahr fabriziert, kommt man eben rum. DIE LIEBESBRIEFE EINER PORTUGIESISCHEN NONNE sind nach dem Nonnen-, Hexen- und Gerippehumbug DIE NONNEN VON CLICHY Francos zweiter Beitrag zum Thema "Hinter Klostermauern". Und siehe da! Eine gewaltige Steigerung im Vergleich zum schwachen Vorgänger.

Sein Stammproduzent in diesen Jahren - der Schweizer Schmuddelpapst Erwin C. Dietrich - hat sich nicht lumpen lassen und Mittel für eine recht pompöse Ausstattung zur Verfügung gestellt. Um es mal bildlich auszudrücken, sind DIE LIEBESBRIEFE EINER PORTUGIESISCHEN NONNE nicht auf einem fleckigen Bierdeckel, sondern auf schönem Briefpapier geschrieben. Die musikalische Begleitung ist ebenfalls stimmig und der Score dürfte zu den besten Arbeiten von Dietrichs Hauskomponist Walter Baumgartner zählen.

Der Film selbst ist zwar kein Ausbund an Hochspannung und bietet auch nicht die visuelle Bilderkraft der japanischen Ordensschwester von der SCHOOL OF THE HOLY BEAST, doch Francos Inszenierung ist ähnlich sorgfältig wie bei seinen "Historien"streifen DER HEXENTÖTER VON BLACKMOOR und MARQUIS DE SADE´S JUSTINE , die er Ende der Sechziger für Harry Allen Towers gedreht hat. DIE LIEBESBRIEFE EINER PORTUGIESISCHEN NONNE haben einen bedächtigen, aber nie langweiligen Rhythmus. Bevor es allzu fad wird, springt im letzten Moment eine Blasphemie, eine Selbstgeißelung oder ein schmutziges Spielchen in die Bresche.

Anhand seiner Handlungsschwerpunkte steht der Film - was Wunder - der Exploitation sicherlich näher als dem seriösen Drama, doch Francos Stil ist diesmal dennoch etwas mehr der Ästhetik als dem puren Sleaze verpflichtet. Stimmungsvoller Höhepunkt ist zweifellos eine Schwarze Messe, wo selbst ein Herbert Fux als lächerlich gestalteter und diabolisch fehlbesetzter Asmodeus das blasphemische Vergnügen nur unwesentlich schmälern kann. Da sind Franco ein paar sündige Bilder geglückt, die den Zuschauer allein vom Zugucken wohl hundert Ave Maria im Beichtstuhl kosten werden. Diese Orgie läutet dann den folterreichen Endspurt ein, der den Filmtitel allerdings Lügen straft. Denn Marie schreibt keine Liebesbriefe, sondern in einer rührenden Szene im Schlussteil des Films ein schriftliches Hilfegesuch an den Herrgott persönlich. Aber ob Er sie tatsächlich vor dem Scheiterhaufen bewahren kann?

Egal ob gutes oder böses Ende: DIE LIEBESBRIEFE EINER PORTUGIESISCHEN NONNE zählt auf jeden Fall zu den sehenswerten Filmen aus der Nunsploitationecke. Wenngleich sich Fux in seiner Präsenzminute grandios zum Affen macht, haben wir auf der Darstellerseite gleich drei Trümpfe zur Wiedergutmachung im Spiel.

Sofort ins Auge fällt natürlich Susan Hemingway als engelsreine Novizin. Die sieht so jung aus, dass man wetten möchte, dass die ohne Ausweis nicht einmal in die Backfischdisco kommt. Doch der Eindruck täuscht wie schon bei DON´T DELIEVER US FROM EVIL, wo ebenfalls volljährige Aktricen glaubhaft Minderjährige verkörpert haben. Hemingways kindliches Aussehen intensiviert aber natürlich die Wirkung des Geschehens. Damit wären wir bei den anderen Highlights in der Cast: Ana Zanatti als teuflische Mutter Oberin und der österreichische Spaghettiwestern-Veteran William Berger als klerikaler Lustmolch. Beide machen eine gute Figur bei der Darstellung geistlicher Niedertracht.

Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne Bild 1
Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne Bild 2
Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne Bild 3
Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne Bild 4
Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne Bild 5Sieht er nicht zum Fürchten aus, der Herbert F. aus Salzburg?
FAZIT:

Ein unschuldiges Mädchen in den Klauen satanischer Nonnen und geiler Pfaffen… - DIE LIEBESBRIEFE EINER PORTUGIESISCHEN NONNE, die uns dankenswerterweise von der unheiligen Schmuddel-Allianz Dietrich/Franco zur Verfügung gestellt wurden, sind Pflichtlektüre für jeden Anhänger (un-)gepflegter Nunsploitation.

WERTUNG: 7 von 10 geilen Beichtvätern
TEXT © Christian Ade
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