OT: La Horde
ACTION: FRA, 2009
Regie: Yannick Dahan, Benjamin Rocher
Darsteller: Claude Perron, Jean-Pierre Martins, Eriq Ebouaney, Aurélien Recoing
Nach der brutalen Ermordung ihres Kollegen entscheidet sich ein nicht besonders zimperliches französisches Polizistenteam den Tod ihres Freundes zu rächen und stürmen darauf hin ein leerstehendes, heruntergekommendes Gebäude in dem sich die Gängsterbande - die "Markudis" - aufhält. Die Aktion geht schief, doch noch bevor die Markudis das Schicksal der selbsternannten Rächer besiegeln können, tritt das Unvorsehbare ein: eine Horde Zombies hat die Stadt überrannt! Und die Untoten haben selbstredend nichts Besseres zu tun, als gen Hochhaus zu ziehen. Um gegen die tote Brut an zu kämpfen, müssen die verfeindeten Gruppen zusammenarbeiten, da wie jeder weiß, mit Zombies nicht zu Spaßen ist.
KRITIK:Die Präsentation von "La Horde" versprach ein atemberaubendes, bluttriefendes, verheerendes Spektakel, ein solches, wie es sich der trashverliebte Zombiefan schon lange gewünscht hatte. Das Flimplakat sprach Bände, der Trailer zeigte im Stakkato ein pulsierende Fleischfest, welches einer hochkarätigen Produktion à la 28 DAYS LATER oder dem Neo-DAWN OF THE DEAD nichts nachstehen, ja sogar übertreffen müsste. Und dann auch noch aus Frankreich, der Brutstädte des ansrpuchsvollen, harten Horrors, das Land, das mit den Terrorperlen INSIDE oder MARTYRS ein neues Level für die Angst gesetzt hatte!
Weit gefehlt. "La Horde" ist ein zunächst langweilig, dann peinlicher und zuletzt nur noch unsympathisch anzuschauender Film. Angefangen bei der unoriginellen Umsetzung, fehlt es dem Machwerk sowohl an einem ordentlichen Drehbuch, sowohl zumindest an einem (!) sympatischen, oder wenigsten nachvollziehbaren Charakter. Zu Beginn beinahe lässt sich der Film beinahe unerträglich viel Zeit, bis etwas passiert, ohne dabei jedoch seine Figuren, ihre Beweggründe oder ihre Vorgehensweisen näher zu erläutern. Natürlich könnte man durchaus damit argumentieren, dass es dem Film nicht in erster Linie um ein Gesellschaftsportrait, sondern um verdammte Zombies geht, um Blut und Beuschel, um Action und harte Kerle, doch dafür dreht sich der Plot zu sehr um den Polizeitrupp, der aus persönlichen Gründen nach gnadenloser Rache sinnt und auch vor Folter nicht zurückschrecken um ihren Ziel näher zu kommen. Dabei angedeutete sozialkritische Stimmen, die sich der Film wohl selbst zuschreiben will, kommen kaum zur Geltung und können getrost als prätentiös und nichtig abgetan werden (dies gilt ebenso für die angedeutete Rassismus- oder Sexismuskritik, da das Drehbuch sich diese Stellen höchstens zur eigenen Unterhaltung missbraucht).
Die Charaktere sind allesamt überzeichnet, unsympathisch und von sehr fragwürdiger Natur. Das wäre an sich ja nicht einmal schlecht würde der Film seine Karikaturen kritisch und nicht schlichtweg als wandelnde Klischees betrachten. Die Dialoge sind beinahe selbstverständlich sinnlos, unoriginell - ja, nicht einmal flotte Oneliner werden, wenn die Action endlich mal losgeht, abgefeuert. Wenn dann nach einer gefühlten Stunde die Raserei beginnt, ist dies goretechnisch zwar durchaus akzeptabel jedoch erinnert die erste Attacke der Biester beinahe schon wieder an eine Parodie des Genres; zur Verteidigung werden Unmengen an Blei in das Biest gepumpt, bis die Lächerlichkeit dieser Szene, die anfängliche Härte und Rasanz sofort wieder relativiert wird und man nur noch den Kopf schütteln kann (dies gilt des Übrigen auch für den Rest des Films).
Peinlich und schlichtweg unlogisch wird der Film dann gegen Mitte, wenn der chauvinistische, ekelhafte und rassistische alte Mann auf den Plan tritt, der sich natürlich als Killermaschine und Ein-Mann-Armee entpuppt. Obwohl der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt sowieso nur noch zwei Personen des Gespanns Beachtung schenkt und dem Rest der Personen endlich die Untoten an den Hals wünscht, wird man zudem noch mit einem Sprüche-klopfenden Charakter belohnt, der neben seinem dummen Gebrabel, auch noch Humor auf niedrigsten Niveau abliefert (in seinem besten Momenten stüzt er sich Kokain-geladen in den Kampf). Seinen Tiefpunkt erreicht der Film in einer unglaublich geschmacklosen Szene, die selbst Freunde des derben Humors sauer aufstoßen und den Film nur umso mehr in einem fahlen Licht erscheinen lässt.
Wenn gegen Ende des Filmes dann endlich das Blut spritzt, kommt der Gorehound zwar fein auf seine Kosten, jedoch zeigt der französische Actioner keinerlei Originalität, verzichtet ebenso auf neue Ansätze und hat, neben Effekthascherei und teilweise sehr billig und harmlos aussehender Gewalt auch kaum nennenswerte Szenen. Natürlich, ein Showdown auf einem Autodach, umrundet von wütenden Bestien, bewaffnet mit nur einer Machete hat schon seine eigene Energie, jedoch entfernt sich die Dramartugie leider von solchen wenigen Höhepunkten und konzentriert sich lieber auf schnell geschnittes, CGI-überladenes und unspektakuläres Blutgemetzel.
Immerhin - die Szenerie ist durchgehend düster, die Musik stimmig, die Soundeffekte wohlig ekelerregend und technisch kann der Film ebenso überzeugen. Die Effekte sind, beim besten Willen kaum mehr als durchschnittlich jedoch erfüllen sie ihren Zweck und halten wenigstens in dieser Hinsicht ihre Versprechen. Das war es jedoch auch schon, "La Horde" bleibt letzten Endes ein dumpfer Actionfilm, der nicht nur anstrengend, sondern ebenso selbstverliebt seine nicht vorhandene Ernsthaftigkeit und Coolness zelebriert und dabei meilenweit am Ziel vorbeischießt. Ach - und dass die Schauspieler allesamt nur auf mäßigen Niveau agieren, muss hierbei kaum noch erwähnt werden.
Das vielversprechende Zombiegemetzel aus Frankreich ist eine herbe Enttäuschung. Farblose und abstoßende Charaktere metzeln sich halbgar durch ein strunzdummes Drehbuch, welches in seinen besten Momenten nicht annähernd das Niveau seiner Vorbilder erreicht und alleine von technischer Seite eventueller Beachtung bekommen dürfte, jedoch nicht sollte.