OT: Bachelorette
KOMÖDIE: USA, 2012
Regie: Leslye Headland
Darsteller: Kirsten Dunst, Rebel Wilson, Isla Fisher, Lizzy Caplan
Die wohlgeformte Becky will heiraten. Aber sie hat die Rechnung ohne ihre Highschool-Freundinnen gemacht, von denen einige stolz einen mittelschweren Dachschaden ihr Eigen nennen und beim Versuch, das Brautkleid anzuprobieren, selbiges ruinieren. Die Nacht fängt schon mal gut an ... und ein paar Stripclub-Besuche, Quickies, Lines, Beinahe-Überdosen und Nervenzusammenbrüche später wird die Braut vielleicht doch noch vor den Altar treten.
Natürlich wollte mal wieder niemand mitkommen. Also allein rein in den Kinosaal. Und - Surprise - es sitzen ausschließlich Frauen im Saal. Hatte ich noch nie erlebt. Nicht mal bei Twilight. Und nein, ich hab mich nicht in eine Ladies Night reingeschwindelt.
Was gibt es Sympathischeres als Frauen, die über dreckige Witze lachen? Richtig: Frauen, die dreckige Witze reißen. Hier hatte ich beides: Die Frauen auf der Leinwand nehmen ausgiebig offenherzige Worte in den Mund - "Shit, fuck, cock, twat. Cunt is used several times and is seen written once or twice" - wie die Tugendwächter auf imdb.com erschrocken auflisten. Und die Frauen im Kinosaal lachen laut. Ich war glücklich und hätte die ganze Welt umarmen können.
Die ganze Welt? Nein, die drei outfittechnisch bei der jungen ÖVP Döbling zu verortenden Damen in der Reihe vor mir haben nicht gelacht. Kein einziges Mal. Und nach dem Abspann beschwerten sie sich, wie "deppert, ordinär und einfach nur geschmacklos" der Film nicht wäre.
Geh kumm hearst. Erstens spielt Kirsten Dunst mit. Zum ersten Mal überhaupt in einer Komödie, was nach Lars von Triers MELANCHOLIA möglicherweise auch ein selbsttherapeutischer Schritt war. Zweitens erweist sich Regie-Debutantin Leslye Headland als gelehrige Schülerin eines gewissen Judd Apatow, dessen BRIDESMAIDS natürlich in großen Blockbuchstaben über jeder schlüpfrigen Drehbuchszene steht. Mit dem Unterschied vielleicht, dass Leslye Headlands Stil eine Spur räudiger, der Humor noch eine Nuance derber und der Tonfall irgendwie mehr "Indierock" - blöde Schublade, ich weiß - ist.
Zugegeben, dreckige Sprache und gut getimte Pointen machen noch lange keinen guten Film. Leslye Headland gelingt es aber ganz gut, den derben Brachialklamauk mit vereinzelten leisen, tragischen, auch berührenden Momenten zu unterwandern. Nicht, dass damit die US-Komödie neu erfunden wurde. Aber wenn man das Kino in besserer Laune verlässt, als man es betreten hat, kann man den Film schon mal weiterempfehlen.
Es wird geheiratet. Aber das Kleid ist hin. Werden die kontrollsüchtige Regan, die sexsüchtige Gena und die drogensüchtige Katie die Party retten können? Kirsten Dunst tut ihr Bestes ... Derblustige US-Indiekomödie zwischen BRIDESMAIDS und HANGOVER (light). Mir hat's getaugt. Und den meisten Frauen im Saal auch.
In diesem Sinne: "Don't cum on my dress!"